Inbetriebnahme einer chemischen Produktionsanlage aus Sicht eines Betriebsleiters
Die Inbetriebnahme einer chemischen Produktionsanlage steht am Ende eines meist aufwändigen Planungs- und Bauprojekts.
Wichtige Meilensteine sind in den Projektplänen von Beginn an bekannte und festgelegte Zeitpunkte. Dazu gehören u. a. das Datum der mechanischen Fertigstellung der Anlage (mechanical completion), die Anlage ist dann fertig gebaut und kann für den Betrieb vorbereitet werden. An diese Bauphase schließt sich das sogenannte Commissioning an, darunter versteht man das Vorbereiten der fertig gebauten Anlage für die Produktion oder die Benutzung. Dazu gehört z. B. das Prüfen, das Reinigen und das Befüllen. An das Commissioning schließt sich dann der Start-up an, d. h. das eigentliche Starten der Reaktion oder des Zwecks der Anlage. Mit der Inbetriebnahme als letzte Projektphase steigt also die Erwartung eines baldigen erfolgreichen Start-ups, damit das Produkt der Anlage im Markt verkauft werden kann.
Die Betriebsmannschaft übernimmt die Anlage und fährt sie an – das klingt einfach und ist in der Praxis oftmals doch herausfordernd. Denn die Inbetriebnahme beginnt aus Sicht des Start-up-Betriebsleiters lange vor der mechanischen Fertigstellung der Anlage. Da die prozesstechnische Anlage oftmals komplex ist, muss die Inbetriebnahme in einem Projektansatz vorgeplant werden. Eine große Anlage besteht aus vielen Einzelteilen und verschiedenen verfahrenstechnischen Anlagen oder Abschnitten. Diese Abschnitte müssen für die Inbetriebnahme in eine logische Reihenfolge gebracht und in dieser Reihenfolge dann in Betrieb genommen werden. Dafür müssen diese Inbetriebnahmesequenzen und die benötigten Ressourcen frühzeitig ermittelt und bereitgestellt werden.
Auch die Auswahl und das Training der Betreibermannschaft im Hinblick auf die Inbetriebnahme sind zusammen mit der Betrachtung der Aspekte Umwelt, Gesundheit, Sicherheit und Qualität (HSEQ) während der Inbetriebnahme wesentliche Aufgaben der Vorbereitung. Prüf- und Haltepunkte sind mit dem Anlagenbauteam zu vereinbaren, um zu geeigneten Zeitpunkten wesentliche Anlagenkomponenten für die Inbetriebnahme zu prüfen. Die Schnittstellen zwischen verschiedenen Disziplinen während der Inbetriebnahme müssen vor Beginn des Commissioning zwischen den Beteiligten organisiert und abgestimmt werden. Die Inbetriebnahme einer Anlage ist somit eine Teamarbeit von vielen unterschiedlichen Beteiligten, die gründlich geplant und vorbereitet werden muss, um einen erfolgreichen Start-up zu ermöglichen.