Pruvia errichtet eine der größten Plastic-to-Oil-Anlagen Europas im Chemiepark Gendorf
Der Chemiepark Gendorf erhält Zuwachs: Pruvia errichtet ab Sommer 2025 eine der größten Plastic-to-Oil-Anlagen Europas. Das Verfahren wandelt nicht recycelbare Mischkunststoffabfälle mittels Pyrolyse in zirkuläres Naphtha um, das in der petrochemischen Industrie zur Herstellung neuer Kunststoffe verwendet wird. Mit einer Jahreskapazität von 35.000 Tonnen trägt die Anlage zur nachhaltigen Defossilisierung der chemischen Industrie bei.
Innovatives Recyclingverfahren wandelt Mischkunststoffabfälle in zirkuläres Naphtha um und stärkt die Kreislaufwirtschaft.
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Das Fürther Unternehmen Pruvia wird ab Sommer 2025 eine der europaweit größten, kommerziellen Plastic-to-Oil-Anlagen errichten. Das gaben der Betreiber des Chemieparks, InfraServ Gendorf, und Pruvia heute im Rahmen eines gemeinsamen Pressegesprächs in Gendorf bekannt.
Das Verfahren wandelt nicht recycelbare Mischkunststoffabfälle mittels eines kontinuierlichen Pyrolyse-Prozesses in zirkuläres, nicht fossiles Naphtha um. Dieser aus Abfall wiedergewonnene Rohstoff kann in der petrochemischen Industrie zur Herstellung von neuen Kunststoffen verwendet werden. Die hochmoderne Anlage ersetzt fossile Rohstoffe und trägt gleichzeitig zur nachhaltigen Defossilisierung der chemischen Industrie durch umweltschonende Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen bei.
Mit der Inbetriebnahme, die für das 4. Quartal 2026 geplant ist, wird die Anlage in Gendorf eine Jahreskapazität von 35.000 Tonnen Mischkunststoffabfälle verarbeiten können, das entspricht dem Aufkommen von mehr als 900.000 Menschen. Die Recyclingexperten investieren zunächst einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in Gendorf und wird ab der Inbetriebnahme rund 30 Mitarbeiter beschäftigen. Die Verdopplung der Jahreskapazität auf 70.000 Tonnen ist für 2028 geplant.
„Diese Investitionsentscheidung von Pruvia ist ein starkes Signal für die Attraktivität des Chemieparks Gendorf“, sagt Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter von InfraServ Gendorf. „Pruvia ist ein absoluter Pionier und bietet eine Lösung für eine der drängendsten Menschheitsfragen: Was tun mit den riesigen Mengen an Plastikmüll? Pruvia passt damit hervorragend zu den anderen hochspezialisierten Unternehmen im Chemiepark Gendorf, die in ihrem jeweiligen Bereich ebenfalls Maßstäbe setzen. Diese Position als Standort für technologische Vorzeigebetriebe wollen wir mit Ansiedelungen junger, dynamischer und innovativer Unternehmen aus Zukunftsindustrien weiter stärken.“
Meilenstein: chemisches Kunststoffrecycling wird wettbewerbsfähig
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In einer industriellen Demo-Anlage in Leuna hat Pruvia, in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP, die Skalierbarkeit der Technologie bereits bewiesen. Im Chemiepark wird das Chemieunternehmen die besondere Wettbewerbsfähigkeit ihrer Technologie mit einer kommerziellen Großanlage demonstrieren.
Martin Nitz, Pruvia Mitgründer und CEO zu den Vorteilen der in Europa, den USA, China und Indien bereits patentierten MLM-R-Technologie: „Die Marktfähigkeit des chemischen Recyclings scheiterte bis dato vor allem aus zwei Gründen: Hoher Energieeinsatz und hohe Betriebskosten. Wir haben für beide Herausforderungen die Lösung gefunden. Unsere MLM-R Technologie zeichnet sich durch eine ausgezeichnete Energieeffizienz und niedrige Betriebskosten aus.“ Pruvia COO Dr. Andreas Kurz ergänzt: „Mit unserem Verfahren setzen wir potenziell einen unendlichen Stoffkreislauf in Gang, da mit dem Naphtha aus unserer Anlage immer wieder Neuwarenqualität produziert und recycelt werden kann.“
Für die Ansiedelung wird im Norden des Chemieparks eine rund 2,5 Hektar große Fläche erschlossen, die bereits als Erweiterungsgebiet für den Chemiepark vorgesehen war. InfraServ Gendorf hat dieses Areal vom Freistaat erworben, die Rodungsarbeiten starten Mitte Februar. Die artenschutzrechtliche Überprüfung ist bereits erfolgt, ökologische Ausgleichsflächen sind vorhanden. Die Baufeldübergabe an das Chemieunternehmen ist im Juni geplant.
„Der Chemiepark Gendorf ist für uns der ideale Standort“, so Nitz abschließend. „Hier können wir unsere Anlage in Rekordzeit in Betrieb nehmen. Eine ausreichend große Fläche mit Schienenanschluss, Energie- und Medienversorgung, und vor allem auch einen Chemieparkbetreiber, der uns mit allen relevanten Dienstleistungen unterstützt: vom Genehmigungsmanagement und der Prozessanalytik über den Anlagenbau bis zur Instandhaltung. InfraServ Gendorf macht es möglich, dass wir uns vollumfänglich auf unser Geschäftsmodell konzentrieren können.“
Auch der stellvertretende bayerische Ministerpräsident und Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Hubert Aiwanger, äußert sich positiv über das Vorhaben: „Ich freue mich sehr über die Investitionsentscheidung von Pruvia hier in Gendorf. Das hochinnovative Verfahren des Unternehmens zeigt einmal mehr: Die Chemieindustrie ist Teil der Lösung, wenn es um Dekarbonisierung und Ressourceneffizienz geht. So entstehen neue Arbeitsplätze, Wertschöpfung und weitere Wachstumsimpulse. Wir profitieren also, wenn sich solche Unternehmen hier in Bayern ansiedeln. Gerade deshalb stehen wir als Staatsregierung auch eng an der Seite des Chemieparks Gendorf und aller anderen Standorte hier im Chemiedreieck.“