Eine neue Krones-Linie kombiniert das Abfüllen und Verpacken von Mehrwegglas, Einwegglas und Dosen
Es ist eine besondere Abfüllanlage für eine Brauerei mit einer besonderen Lage: Auf Malta, einer kleinen Insel im Mittelmeer, genau zwischen dem europäischen und dem afrikanischen Festland, bedient Simonds Farsons Cisk rund zwei Drittel der Biernachfrage des Landes.
Es ist eine besondere Abfüllanlage für eine Brauerei mit einer besonderen Lage: Auf Malta, einer kleinen Insel im Mittelmeer, genau zwischen dem europäischen und dem afrikanischen Festland, bedient Simonds Farsons Cisk rund zwei Drittel der Biernachfrage des Landes. Eine neue, sehr komplexe Abfülllinie kombiniert jetzt das Abfüllen und Verpacken von Mehrwegglas, Einwegglas und Dosen.
Getränkeindustrie auf Malta
Lange Zeit war die Insel eine englische Kolonie. Noch heute ist Englisch die Standardsprache neben der heimischen Sprache Maltesisch, einer über Jahrhunderte gewachsenen Mischung aus Arabisch, Italienisch und Englisch. 2004 trat Malta der EU bei – mit weitreichenden Folgen, auch für seine Getränkeindustrie. Denn bis dahin hatte sich das Land in gewisser Weise abgeschottet, beispielsweise durch ein Importverbot für Erfrischungsgetränke in Einwegverpackungen oder hohe Einfuhrzölle für Bier. Nach einer vierjährigen Übergangszeit wurde der Markt 2008 dann völlig liberalisiert. Unter den einheimischen Getränkeproduzenten wuchsen die Befürchtungen, dadurch unter internationalen Druck zu geraten. Doch diese bewahrheiteten sich nicht – im Gegenteil. Zwar änderten sich die Gegebenheiten auf dem Markt für alkoholfreie Getränke schlagartig: Innerhalb eines Vierteljahres lösten PET-Flaschen sowie Dosen fast vollständig die Glasflaschen ab. Doch darauf waren die Abfüller vorbereitet. Und die Brauerei Farsons, der Platzhirsch auf dem maltesischen Biermarkt, floriert seitdem mehr als je zuvor – auch, weil sie rechtzeitig und vorausschauend in den Aufbau ihrer Marken investiert hatte.
„...die einzige Brauerei auf Malta...“
Die Behälterwahl für Bier machte seit der Liberalisierung eine komplette Kehrtwende. Auch bei Farsons drehte sich das Verhältnis von Dose zu Mehrwegflasche zugunsten der Dose um. Nur mehr 12% füllt Farsons in Kegs, denn auch vor Malta hat die generelle Abkehr vom Außer-Haus-Konsum nicht halt gemacht – trotz Tourismus, Außengastronomie und nahezu ganzjährig milden Temperaturen.
Der Jahresverbrauch der Malteser liegt bei etwa 40 l Bier pro Kopf, der Markt beläuft sich damit auf rund 210.000 hl. Davon produziert Farsons den größten Teil, und zwar mit Eigenmarken, Lizenzprodukten von Carlsberg und der Lizenzabfüllung von Budweiser. Außer einer kleinen Craft Brewery hat Farsons keine lokalen Wettbewerber. Der Rest wird importiert, hauptsächlich aus den Niederlanden. „Wir waren nicht immer die einzige Brauerei auf Malta“, sagt Michael Farrugia, Chief Business Development Officer und Sohn des Inhabers. „Andere Brauereien sind im Laufe der Jahrzehnte gekommen und gegangen.“ Farsons hingegen konnte sich halten – und steht mit 85 Mio. € Umsatz und zehn Mio. € Gewinn vor Steuern kerngesund da.
Brauen seit 1928
Neben der Produktion von Bier, alkoholfreien Getränken und Wasser ist Farsons auch in anderen Bereichen aktiv: dem Import und Handel von Nahrungsmitteln und Getränken, dem Betrieb von Franchise-Fastfood-Lokalen wie Pizza Hut, Burger King und KFC sowie in der Immobilienentwicklung. „Die Brauerei ist aber unser Hauptgeschäft, das wir sehr sorgsam behandeln. Brauen liegt uns im Blut“, sagt Inhaber und Chairman Louis Farrugia, der die zweite Generation des 1928 gegründeten Familienunternehmens vertritt. Auch sein Sohn Michael betont die einzigartige Historie der Brauerei – diese begann mit dem Brauen von Bieren im englischen Stil wie Ales und Stouts und dominiert mit der Kernmarke Cisk Lager jetzt den Lagerbier-Markt: „Bier ist unser Fokus, aber wir entwickeln auch konsequent die alkoholfreien Getränke.“ Denn Farsons kann – vor allem aufgrund der Pepsi-Cola-Lizenz – auch rund ein Drittel des maltesischen CSD-Konsums (CSD: carbonated soft drinks) für sich verbuchen.
Konsequent modernisierte Brauerei
Dass Farsons sich auf dem Biermarkt so gut behaupten konnte, führt Ray Sciberras, Chief Operations Officer, nicht zuletzt auch auf die langjährigen Lizenzvereinbarungen mit Carlsberg und (damals noch) Anheuser-Busch zurück: „Dank der Zusammenarbeit mit diesen international erfahrenen Brauereien konnten wir unseren eigenen Qualitätsstandard permanent verbessern.“ Konsequent modernisierte die Gruppe in den vergangenen Jahren die komplette Brauerei. Ein erst vor wenigen Jahren neu gebautes Hochregallager mit 12.000 Paletten-Stellplätzen verarbeitet circa 170 SKUs (Stock Keeping Units) nach dem First-in-First-out-Prinzip. Es dient als Schnittstelle zwischen Produktion und Distribution. Letztere wickelt Farsons auf der Insel komplett in Eigenregie ab. 2017 wird das Lager um 4.000 Stellplätze erweitert.
2012 nahm Farsons ein neues Steinecker Sudhaus in Betrieb. Neben einem zeitgemäßen Qualitätsstandard punktet es auch mit weiteren Vorteilen:
- Farsons reduzierte seine Personalkosten deutlich, z. B. durch die Automatisierung der Malzannahme.
- Auch Energiekosten und Wasserverbrauch ließen sich gravierend senken: Die Verdampfungsrate wurde halbiert, die eingesetzte Kochenergie durch Pfannendunstkondensator und Energiespeicher zurückgewonnen.
- Gleichzeitig konnte Farsons die Kapazität auf rund 300.000 hl verdoppeln: Statt sechs produziert das Unternehmen nun zwölf Sude pro Tag – und das bei nahezu gleichbleibenden Behältergrößen.
Schlüsselprojekt
Nachdem diese Installation des Sudhauses erfolgreich abgeschlossen war, begann Farsons mit der Planung des nächsten Modernisierungsprojekts: Nun sollte auch die bestehende Abfüllung den Marktbedürfnissen angepasst und vollständig erneuert werden. Für Michael Farrugia war das „ein Schlüsselprojekt, eingebettet in einen Master-Plan. Dieses hat die weitere Entwicklung unseres Unternehmens entscheidend positiv beeinflusst.“
Zuvor nutzte Farsons zwei getrennte Abfüllanlagen: eine Mehrwegglas-Linie mit einer Leistung von 30.000 Flaschen pro Stunde sowie eine 14.000er Dosenlinie. Doch die Maschinen hatten schon einige Zeit ihren Dienst geleistet und in den Jahren zuvor hatte sich die Nachfrage zugunsten der Dose verändert. Deshalb wollte Farsons zum einen die Kapazitäten für Dosen erhöhen, zum anderen sollte auch die Abfüllung und Verpackung von Einweg-Glasflaschen möglich gemacht werden, mit einem besonderen Augenmerk auf Export und entsprechende Ausstattungs- und Verpackungsvarianten.
Mehrweg-Glasflaschen, Einweg-Glasflaschen und Dosen – also drei Linien? Nein. Stattdessen entschied sich Farsons für eine einzige, die alles kann. „Der Export von Getränken in Einwegflaschen steht erst am Anfang. Eine separate Linie wäre in dieser Phase übertrieben gewesen“, sagt Ray Sciberras. „Die Mehrweg-Abfüllung ist die Basis für den lokalen Markt, Dosen sind zukunftsträchtig. Deswegen wollten wir alle Möglichkeiten ausschöpfen.“ Für diese Linie erhielt Krones den Gesamtauftrag, lediglich den Dosenfüller stellte Farsons selbst zur Verfügung. Einige Maschinen wie der Leerflascheninspektor Linatronic oder ein Sander Hansen Tunnelpasteur waren noch aus der alten Linie vorhanden und ließen sich perfekt auch in die neue Anlage integrieren. „Wir arbeiten seit über 40 Jahren mit Krones zusammen. Wir kennen das Unternehmen noch aus den Zeiten, als es ausschließlich Etikettiermaschinen baute und konnten sein Wachstum und seine Entwicklung seither hautnah mitverfolgen“, sagt Louis Farrugia. „Wir machen ungern halbe Sachen, deswegen ist es uns wichtig, dass wir uns zu 100% auf Krones verlassen können.“
„Die langfristigen Betriebskosten im Auge behalten“
Das sieht auch Ray Sciberras so: „Unsere Erfahrungen mit dem Projektmanagement beim Sudhaus-Bau sowie der Zuverlässigkeit und dem After-Sales-Service bei den bisherigen Krones Maschinen haben gezeigt, dass wir in Krones unseren idealen Partner gefunden haben.“ Das Konzept-Layout entwickelte Krones mit der Vorgabe, möglichst wenig Bedienpersonal zu benötigen. Projects Manager Lawrence Darmanin erläutert: „Krones lieferte das beste Design. Ganz wesentlich ist für uns aber auch ein funktionierender After-Sales-Service. Wir leben hier auf einer Insel. Deshalb sind wir auf schnelle und zuverlässige Hilfe angewiesen.“ Und er findet: „Dieses Layout, bei dem die drei Linien in nur einer einzigen realisiert werden – das ist eine ziemlich einzigartige Kombination.“
Für Ray Sciberras ist die Zusammenarbeit mit Krones eine langfristige Entscheidung. „Wir haben uns gemeinsam sehr auf die Total Cost of Ownership fokussiert. Dazu zählen die Möglichkeiten der Energieeinsparung ebenso wie ein Fahrplan für die zu erwartenden Service- und Ersatzteilkosten in den nächsten zehn Jahren. Man sollte bei einer solchen Entscheidung nicht vordergründig auf die Investitionskosten schauen, sondern vielmehr die langfristigen Betriebskosten im Auge behalten“, ist er überzeugt. „Wir sehen das aus dem Blickwinkel einer kleinen Insel. Krones hat mit seiner Größe die Möglichkeit, uns dauerhaft zu unterstützen – sei es durch Service-Mitarbeiter oder durch technologische Lösungen. Wir haben jetzt nur die eine Linie und auf diese müssen wir uns verlassen können.“
Umstieg auf die neue Abfülllinie
Für die kombinierte Linie baute Farsons eine neue Halle neben der bestehenden Abfüllhalle, ließ einen Fußboden mit Industriefliesen verlegen und eine Lärmschutzdecke mit abgehängten Paneelen einziehen. Im Oktober 2015 lieferte Krones die Maschinen, bis zum Ende des gleichen Jahres waren sie eingebaut. Im Januar 2016 begann dann die spannende Phase: Farsons stoppte die alte Glas-Abfüllanlage, weil sowohl der Pasteur als auch der erst fünf Jahre alte Leerflascheninspektor für die neue Linie wieder genutzt werden sollten. Ab jetzt hatte Farsons keine Möglichkeit mehr, in Mehrweg-Glasflaschen abzufüllen – das gut bestückte Lager musste die Zeit überbrücken. Anfang März konnte Farsons dann bereits die neue Linie für Mehrwegglas verwenden. Alles war gut gegangen.
„Diese neue Linie hat alles verändert“
Die Glasflaschen, sowohl Mehrweg als auch Einweg, nutzen natürlich auch den gleichen Füller, einen Krones Modulfill HES. Dieser steht bei Lawrence Darmanin hoch im Kurs, vor allem wegen seiner hohen Abfüllqualität in Bezug auf seine geringe Sauerstoffaufnahme und seine hohe Verfügbarkeit. Beim Etikettieren hat Farsons dank Modultechnik die Wahl zwischen Kaltleim-Etiketten für Mehrweg-Glasflaschen oder Selbstklebe-Etiketten für Einweg-Glasflaschen.
„Die Investition in die Linie hat es uns ermöglicht, noch kosteneffizienter zu arbeiten. Sie hat uns mit höheren Kapazitäten sowie neuen Produkt- und Verpackungsvarianten Türen geöffnet, speziell was die Expansion beim Thema Export anbelangt“, sagt Michael Farrugia, der die internationale Strategie bei Farsons entwickelt. „Wir expandieren seit zehn Jahren, wir bauen Erfahrung auf, in nahen wie in fernen Märkten.“ Schlüsselmärkte für Bier sieht er in Italien, China, den USA und dem Vereinigten Königreich. „Diese neue Linie hat alles verändert. Jetzt können wir über den limitierenden Faktor der Mehrweg-Glasflaschen hinausspringen und effizient in den internationalen Markt einsteigen.“
Flexibilität und Effizienz
Auch Norman Aquilina, Group Chief Executive, glaubt, dass sich der Biermarkt intensiviert und der Wettbewerb sich so dynamisiert. Das Heil auf dem volumenmäßig begrenzten Biermarkt Malta sieht er zum einen in Innovationen wie der Craft-Beer-Nische, zum anderen im Export. „Die strategischen Entscheidungen der letzten Dekade waren richtig: Erst der Einstieg in den PET-Markt für alkoholfreie Getränke, dann der Ausbau des Logistikcenters, gefolgt von einem neuen Sudhaus und jetzt der Kombilinie. Und so schwierig es auch war, mit der neuen Linie Flexibilität und Effizienz gleichzeitig zu schaffen – ich glaube, wir haben mit Krones die richtige Balance gefunden: nämlich vielfältigere und höherwertigere Verpackungen zu produzieren und zugleich mit der effizienten Arbeitsweise der Anlage wettbewerbsfähiger zu sein. Das war wichtig für uns.“
Für Louis Farrugia ist es wichtig, dass Farsons eine unabhängige Brauerei geblieben ist und bleibt. Der Chairman ist zuversichtlich, dass sie sich trotz ihrer Insellage auf dem Biermarkt weiter ausdehnen kann. Aber auch auf Malta selbst hat er noch weitere Pläne. Die mehrere hundert Meter langen ehemaligen Brauereigebäude sind durch die Verlegung von Sudhaus, Logistikcenter und Abfüllhalle frei geworden. Die denkmalgeschützte Art-Déco-Architektur will die Farsons Gruppe jetzt in einen Business Park mit Büros, Parkhaus, Restaurants sowie Besucherzentrum für die Brauerei umwandeln. Denn wie sagt Louis Farrugia so schön: „Wir machen keine halben Sachen.“