Gib Zündfunken keine Chance

Die äußerst geringe Leitfähigkeit von Ölen birgt das Risiko einer elektrostatischen Aufladung. Zuverlässig und kontinuierlich misst das MLA1000 Leitfähigkeitswerte.

Der MLA1000 ist ein stationäres, kontinuierliches Mess-System zur Ermittlung...
Der MLA1000 ist ein stationäres, kontinuierliches Mess-System zur Ermittlung der Leitfähigkeit bei gleichzeitiger Temperatur­messung. © MBA Instruments

Vor wenigen Jahren zog kurz nach Silvester eine Rauchwolke über eine deutsche Großstadt, die nichts mit dem Feuerwerk zu tun hatte. In einer Raffinerie war ein Tank in Brand geraten. Toluol, ein Bestandteil von Benzin, hatte sich unbemerkt erhitzt. Wenn sich Prozesse verändern können, dann darf dies nicht unbemerkt passieren. Hierfür gibt es Messgeräte mit Sensoren, die immer leistungsfähiger, genauer und zuverlässiger werden. Temperatur, Druck, Durchfluss und viele andere Messgrößen geben Einblick in das Geschehen in einer Anlage und können die Zündgefahren vermeiden. Das klingt nach einem Standard für jede moderne Industrieanlage, doch diese Messgeräte werden dort noch immer selten eingesetzt. Obwohl Regeln, Verordnungen (TRGS 727) und Gesetze Grenzwerte vorgeben, werden diese kaum überwacht. Dabei ginge es so einfach: Die Messgeräte von MBA Instruments sind kompakt, unkompliziert in der Handhabung sowie mobil oder kontinuierlich einsetzbar.

Öle sind nicht ohne – da ohne Leitfähigkeit
Die Gefahr bei Ölen, etwa dem leichten Mineralöl Kerosin, das für den Flughafenbetrieb in der Regel hunderte Kilometer in Pipelines zurücklegt, ist die elektrostatische Aufladung. Nicht-Fachkundigen zeigt man das gerne anschaulich mit dem Luftballon-Party-Trick, der Haare zu Berge stehen oder schweben lässt. Der betreffende Partygast ist in diesem Fall buchstäblich geladen und verteilt bei Berührung kleine Stromschläge. Wie der Name schon sagt, transportiert Leitfähigkeit die Elektronen weiter und verhindert so eine elek­trostatische Aufladung. Eine niedrige Leitfähigkeit liegt bei unter 50, eine hohe bei über 10.000 Pikosiemens pro Meter (pS/m). Nun ist Öl aber nicht leitfähig, da alle Atome fest gebunden sind. Zugleich entsteht im Inneren der Rohre, durch die es gejagt wird, Reibung. Dadurch kann sich das Öl sehr gut elektrostatisch aufladen. Die abgesonderten Elektronen trennen sich wieder, um sich zu entladen und sind dann sichtbar als einzelne Funken oder hörbar als Knistern an einer Stelle in der Leitung, wie bei einem Gewitter. Dadurch verdampfen kleine Mengen Öl. Wenn dann Sauerstoff dazu kommt, kann es zu Explosionen kommen. Dabei können Mikroblitze von mehreren 1.000 V entstehen, die eine Temperatur von ebenfalls mehreren 1.000 °C haben.

Abschreckende Beispiele
Die Konsequenzen sind mitunter verheerend. „Vor einigen Jahren war ich bei einem Kunden, dem Betreiber eines Aluminiumwalzwerks, und konnte es beinahe nicht glauben, als mir die die rußig schwarzen Wände gezeigt wurden mit dem Hinweis, hier sei bereits zwei Mal ein Tank explodiert“, erzählt Frank Wengler, leitender Produktmanager bei MBA Instruments. „Kaum zu glauben war für mich, dass man in diesen Bereichen nicht schon längst standardmäßig auf entsprechend ausgerüstete Messtechnik setzt.“ Stattdessen werden häufig mehr Ressourcen darauf verwendet, eventuelle Brände und Explosionen möglichst gut abzufangen.

So werden als tertiärer Explosionsschutz Löschanlagen und Berstscheiben eingesetzt, die bereits stattgefundene Brände oder Explosionen möglichst eingrenzen, damit nicht noch weiterer Schaden entsteht. Sekundärer Explosionsschutz kann z B. durch Flutung von Gefahrenbereichen mit Stickstoff eine Explosion verhindern, wenn dabei der Sauerstoff aus der Luft sicher verdrängt wird. Besser ist aber der primäre Explosionsschutz, der sich unmittelbar gegen die Explosionsgefahr richtet. Zum Beispiel werden alle Anlagenteile durch elektrische Verbindungen auf ein gleiches Potenzial gelegt, sodass es zu keiner Entladung durch Funken kommen kann. Solch ein Potenzialausgleich ist aber nur dann wirksam, wenn die Teile elek­trisch leitend sind.

Zur Erhöhung der Leitfähigkeit werden zwar in der Regel Additive hinzugegeben, jedoch ist es schwer, die Dosis zu bestimmen, da die Betreiber auch nicht verschwenderisch mit den Substanzen umgehen und gar das Öl stärker als nötig „verunreinigen“ wollen.

Hinzu kommt, dass heutzutage bspw. für Hydrauliköle Basisflüssigkeiten der ASTM-­Gruppe zwei und drei eingesetzt werden, um die chemische Reinheit zu vergrößern. Doch oft ist der Anteil polarer Stoffe in diesen neuen Ölvarianten geringer, was sie schlechter elektrisch leitfähig macht. „In Walzwerken werden Filter eingesetzt, die das Öl reinigen, dadurch jedoch auch zur Minderung der Leitfähigkeit beitragen. Ich habe schon Walzen gesehen, die aufgrund der vielen Zündfunken zahlreiche Rillen aufwiesen. Schutzmaßnahmen sind da sicherlich nicht verkehrt, jedoch sollte man das Problem an der Wurzel packen, um Schäden an Maschinen, Produktionsausfälle oder gar Verletzungen der dort arbeitenden Menschen zu vermeiden“, so Frank Wengler. „Schließlich kann die elektrische Leitfähigkeit gemessen und Menschen und Systeme können in Fällen der Grenzunterschreitung rechtzeitig gewarnt werden.“

Einsatz des Leitfähigkeitsmessgerätes in der Pipeline eines Tanklagers © MBA...
Einsatz des Leitfähigkeitsmessgerätes in der Pipeline eines Tanklagers © MBA Instruments

Genaue Messwerte bedeuten Sicherheit
Man bewegt sich bei vielen vor allem leichten Mineralölen in so geringen Bereichen (in Flughafenleitungen oft nur bei 300 bis 600 pS/m, worin sich also nicht einmal 1 Mio. Elektronen bewegen), dass die allermeisten Messgeräte nicht zuverlässig oder überhaupt nicht einsetzbar sind. Daher scheint unter einigen Betreibern die Überzeugung zu herrschen, dass man sich mit den unvermeidlichen früher oder später eintretenden Zwischenfällen abfinden müsse. Das ist aber nicht nur riskant, sondern kann gegebenenfalls auch rechtlich problematisch werden. Da elektrostatische Aufladung eine ernstzunehmende Gefahr für Leib und Leben darstellt, wurden die für Handel und Industrie verbindlichen Anforderungen der Gefahrstoffverordnung TRGS 727 im Jahre 2016 auch noch einmal dahingehend konkretisiert, dass Faktoren wie die Harmonisierung von Grenzwerten mit aktuellen internationalen Normen gewährleistet sein müssen.

Der MLA1000 ist ein stationäres, kontinuierliches Mess-System. Es ermittelt die Leitfähigkeit von 5…2.000 bis 15.000 pS/m bei gleichzeitigen Temperaturmessungen in °C und übermittelt den Messwert z.B. an eine SPS-Steuerung.

Permanenter Abbau der Polarisierung
„Das Messsystem MLA1000 nutzt die Fließgeschwindigkeit innerhalb einer Pipeline für kontinuierliche Messungen“, erläutert Frank Wengler, der das Messgerät maßgeblich mit­entwickelt hat. „Während in der Pipeline eine vergleichsweise starke Strömung zwischen 0,5 – 7 m/s herrscht, wird durch die geringe Größe der Ein- und Ausström-Öffnungen die Fließgeschwindigkeit innerhalb der Messsonde reduziert. Die so entstehende laminare Strömung zwischen den beiden Elektroden innerhalb der Sonde aus Edelstahl führt zu einem permanenten Abbau der Polarisierung und einem hochgenauen, aktuellen Wert von Leitfähigkeit und Temperatur.“ Die Funktionskontrolle erfolgt beim MLA1000 durch Anlegen eines Magneten, der einen Prüfkontakt schließt und damit einen vorgegebenen Anzeigewert erzeugt. Der Sondenkörper besteht an seinem Ende aus einer Kernelektrode und einer Mantelelektrode. Die Mantelelektrode ist, je nach Geräteversion, mit unterschiedlich großen Ein- und Austrittslöchern versehen, damit das zu messende Mineralöl schnell zwischen die beiden Elektroden gelangen kann. Eine präzise geregelte Gleichspannung wird an die Elektroden angelegt. Eine optionale Verschiebemuffe ermöglicht eine Sonden-Demontage während des laufenden Pipelinebetriebs. Und auch sonst ist dank des MLA1000 nicht zu erwarten, dass ungeplante Unterbrechungen aufgrund des Ölflusses auftreten. Denn guten Explosionsschutz erkennt man ja vor allem daran, dass nichts passiert.


Autor

 

Jens Kirstein, Vertriebsleiter, MBA Instruments
Jens Kirstein, Vertriebsleiter, MBA Instruments

Anbieter

Logo:

MBA Instruments GmbH

Friedrich-List-Str. 5
25451 Quickborn
Deutschland

Kontakt zum Anbieter







Themenspotlight

Wasserstoff für die Prozessindustrie

Wasserstoff für die Prozessindustrie

Wasserstoff gilt als eines der Schlüsselmoleküle für die Energiewende und die Transformation der Chemieindustrie. Lesen Sie gesammelt alle Inhalte rund um das Thema Wasserstoff in der Prozessindustrie.

CHEMonitor

Meinungsbarometer für die Chemieindustrie

Meinungsbarometer für die Chemieindustrie

Trendbarometer für die Chemie- und Pharmaindustrie. Präsentiert von CHEManager und Santiago Advisors Management-Beratung für Strategie und Organisation.

Meist gelesen

Photo
08.10.2024 • PraxisberichteChemie

Advanced Recycling: Technologien und Markttrends für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft

Die ambitionierten Recyclingziele der EU und die wachsenden Anforderungen an die chemische Industrie sowie die Markenhersteller erhöhen den Druck auf den Recyclingsektor. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach erneuerbaren Rohstoffen für Chemikalien und Materialien, was die Frage aufwirft, welche Recyclingtechnologien am besten geeignet sind. Die Advanced Recycling Conference beleuchtet spartenübergreifende Lösungen, während eine neue Studie einen globalen Überblick über die Kapazitäten von Advanced Recycling-Technologien bietet.

Photo
08.08.2024 • PraxisberichteChemie

Standardisierte digitale Zwillinge als Schlüssel zur Effizienz und Nachhaltigkeit

Durch den Einsatz digitaler Technologien hat die Chemieindustrie in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Fortschritte erzielt: Anlagen wurden optimiert, die Produktion gesteigert und Kosten gesenkt. Was aber noch fehlt, ist eine einheitliche digitale Ökosystem-Infrastruktur. Hier kommen standardisierte digitale Zwillinge ins Spiel, die physische und digitale Welt miteinander verknüpfen und die Simulation, Überwachung und Optimierung von Prozessen in bisher unerreichter Präzision ermöglichen. Bislang sind digitale Zwillinge jedoch noch nicht standardisiert – das muss sich ändern.

Photo
07.08.2024 • PraxisberichteChemie

Energiesparende Regelung der Dampf-Wärmeübertragung

Wasserdampf ist als Wärmeträger etabliert und seine optimale Nutzung wird angesichts steigender Energiepreise immer wichtiger. Für die energiesparende Regelung der Dampf-Wärmeübertragung gibt es die dampfseitige Regelung und die kondensatseitige Anstauregelung. Den effizientesten Prozess erreicht mit einer Kondensatanstauregelung.