Bier: Braukunst und 500 Jahre Deutsches Reinheitsgebot
Am 23.
Am 23. April ist der Tag des deutschen Bieres, denn 1516 wurde an diesem Datum das Reinheitsgebot für Bier in Bayern erlassen. Später wurde es auf ganz Deutschland ausgeweitet und ist heute das älteste noch gültige Lebensmittelgesetz. Passend zum 500 jährigen Jubiläum des Gesetzes zeigt das Technoseum in Mannheim vom 19. Februar bis zum 24. Juli 2016 die Sonderausstellung „Bier. Braukunst und 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot“.
Nicht nur Wasser, Gerste und Malz mischen sich beim Bier, sondern auch Technik-, Sozial- und Kulturgeschichte, wie die Schau im Technoseum zeigt: So war es eine Brauerei in München, die dem Tüftler Carl Linde in den 1870er Jahren den Auftrag gab, eine Kältemaschine zu konstruieren, mit der sich gärendes Bier kühlen ließ – der Vorläufer unserer heutigen Kühlschränke. Technische Innovationen wie der Kronkorken, der 1892 patentiert wurde, oder die Entwicklung der Dose hatten auch gesellschaftliche Auswirkungen, indem sie die Trinkkultur von der Kneipe ins heimische Wohnzimmer verlagerten. Nicht zuletzt war Bierbrauen in früheren Zeiten vor allem Frauensache und ein Sudkessel oftmals fester Bestandteil der Mitgift – erst mit der Technisierung änderte sich dies. Neben Rausch, Sucht und Prävention beschäftigt sich die Ausstellung außerdem mit der Vermarktung des Bieres, bei der Lokalpatriotismus und Heimatgefühl im Mittelpunkt stehen – und so nicht zuletzt das Bier auch als Imagefaktor für das Selbstbild der Deutschen eine große Rolle spielt.
Vom Brauen bis zum Zapfen
Die Ausstellung lädt mit über 300 Exponaten auf 900 m2 zu einer Zeitreise durch 4.000 Jahre Bierbrauen – angefangen beim Brotbrei der Sumerer über den Beginn der industriellen Herstellung im späten 19. Jahrhundert bis hin zum Craft-Beer-Trend in heutiger Zeit. Ausstellungsobjekte wie eine Sudhaube, ein Stammwürzekühler und eine Bierkutsche, die von Leihgebern wie etwa der Mannheimer Brauerei Eichbaum oder Rothaus im Schwarzwald stammen, machen den Brauprozess und die Distribution des Bieres nachvollziehbar. Die Besucherinnen und Besucher können auf Tablets virtuelles Bier brauen, Bierdeckel bedrucken oder an einer Hörstation Trinksprüchen aus aller Welt lauschen. Technoscouts zeigen, wie man Hefe ansetzt, Hopfen kocht und was es mit dem ober- und untergärigen Bier auf sich hat. Und zwischendurch kann man an der Craft-Beer-Theke verweilen und – sofern man mindestens 16 Jahre alt ist – ab 14.00 Uhr einen Schluck Bier probieren.
Volles Programm zu Hopfen und Malz
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Vorträgen zur Kulturgeschichte des Bieres, Brau- und Getränketechnologie sowie zu den Risiken des Alkoholkonsums. Beim Braukurs darf man auch selbst einmal am Kessel stehen und bei einer Verkostung den Nuancen unterschiedlicher handwerklich gebrauter Biere nachspüren. Immer freitags sowie an Sonn- und Feiertagen lädt das Museum um 14.00 Uhr zur öffentlichen Führung durch die Ausstellung, die im regulären Eintrittspreis mit inbegriffen ist. Außerdem werden After-Work-Führungen angeboten oder auch Besichtigungen, bei denen die neue Genusskultur mit ihren Craft-Bieren thematisiert wird. Gehaltvolles rund um den Gerstensaft bietet auch der 164-seitige Ausstellungskatalog (ISBN Nr. 978-3-9808571-8-5, 10,00 € im Museumsshop).