Ein neuer Akteur in der Reinraumbranche
Seit über 45 Jahren ist Kretz + Wahl im Bereich Lüftungs- und Klimatechnik tätig. In den letzten Jahren hat das Unternehmen in der Reinraumtechnik expandiert und Karl-Heinz Lotz als neuen Leiter der Business Unit Reinraum und Prokurist gewonnen. Im Interview spricht Lotz über seine Motivation, die neuen Herausforderungen und die Zukunft der Reinraumtechnik.
Interview mit Karl-Heinz Lotz, Kretz + Wahl Gebäudetechnik
Ein bekanntes Gesicht übernimmt die Leitung
Kretz und Wahl ist seit über 45 Jahren im Bereich Lüftungs- und Klimatechnik tätig. Seit Mitte 2023 expandieren sie in den Bereich Reinraum.
Herr Karl-Heinz Lotz, der neue Leiter der Business Unit Reinraum und Prokurist, steht heute im Interview mit ReinRaumTechnik.

Herr Lotz, Sie bringen viel Erfahrung aus Ihrer früheren Tätigkeit für diese neue Aufgabe mit. Was hat Sie dazu motiviert, nach über 30 Jahren im selben Unternehmen eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen? Gibt es etwas, dass Sie persönlich begeistert, wenn Sie an diese neue Aufgabe denken?
Karl-Heinz Lotz: Die Möglichkeit, eine neue Reinraum-Abteilung in einem etablierten mittelständischen Unternehmen aufzubauen, war für mich eine spannende Herausforderung. Natürlich überlegt man sich mit 60 Jahren genau, ob man noch einmal einen beruflichen Wechsel wagen soll. Aber die Kombination aus flachen Hierarchien, viel Entscheidungsfreiraum und einem starken technischen wie personellen Fundament bei Kretz + Wahl hat mir die Entscheidung leicht gemacht.
Besonders begeistert mich, dass wir hier neue Perspektiven für die Zukunft entwickeln können. Kretz + Wahl war bereits in Ausschreibungsprojekten für Reinraumanlagen aktiv, hat aber mit der neuen Business Unit den strategischen Schritt ins B2B-Geschäft gewagt. Die Geschäftsleitung und der Gesellschafterkreis unterstützen uns hervorragend. Die Möglichkeit, noch einmal einen neuen Bereich mitaufzubauen, Prozesse mitzugestalten und Innovationen zu fördern, motivieren mich täglich.
Welche Werte und Prinzipien sind Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders wichtig, besonders nach dem Neuanfang?
K.-H. Lotz: Ein offener, ehrlicher und respektvoller Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen, Mitarbeitern, Partnern und Lieferanten ist mir besonders wichtig. Menschen arbeiten mit Menschen, und ein partnerschaftlicher Umgang ist der Schlüssel zu langfristigem Erfolg.
Ich glaube fest daran, dass eine spezialisierte Abteilung nur als Team funktioniert. Denn letztlich entsteht Erfolg nicht durch Einzelpersonen, sondern durch gut funktionierende Teams. Unsere Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Anlagenbau, Service und Reinraumtechnik zeigt, wie das gut gelingen kann. Das bedeutet aber auch, dass man als Vorgesetzter nicht immer im Mittelpunkt stehen muss. Wer nur seinen eigenen Vorteil sieht, ist hier fehl am Platz. Mir ist es wichtig, dass die Mitarbeiter Verantwortung übernehmen, Raum für Eigeninitiative haben und auch nutzen.
Auf welche Themen und Bereiche wollen Sie sich beim Aufbau fokussieren/konzentrieren? Wo liegen Ihre Kernkompetenzen? Was sind Ihre Lieblingsthemen?
K.-H. Lotz: Wir sind als Anlagenbauer gut aufgestellt, um kleinere bis mittlere Reinraum-, Messraum- und Trockenraumprojekte bis zu einer kleinen zweistelligen Millionenhöhe als Generalunternehmer umzusetzen. Dabei begleiten wir unsere Kunden von der Planung, über die Realisierung bis zur Abnahme sowie auch mit unserer Service- und Wartungskompetenz. Wir sind Spezialist für schlüsselfertiges Bauen.
Unsere Herstellerunabhängigkeit ermöglicht es uns dabei, stets modernste Technologien und ressourcenschonende Lösungen anzubieten. Das ist ein großer Vorteil – denn „das haben wir schon immer so gemacht“ ist hier kein Credo! Nachhaltige Energiekonzepte spielen für uns eine große Rolle.
Besonders spannend finde ich die Kombination aus Erfahrung und frischen Ideen: Unser Team vereint „junge Wilde“ mit erfahrenen Reinraum-Experten. Das hat uns schnell in die Top-Liga der Branche gebracht. Diese Mischung sorgt dafür, dass wir Herausforderungen flexibel begegnen und gleichzeitig auf ein stabiles Fundament setzen können.
Aktuell realisieren wir ein 2.600 m² großes Reinraumprojekt für den Bereich Spritzguss und Montage von Medizinprodukten. Auf Basis einer Funktionalausschreibung haben wir das technische Konzept entwickelt und geplant. Das Projekt wird in nur acht Monaten von der Entkernung der Bestandshalle bis zur Inbetriebnahme umgesetzt. Besonders herausfordernd ist dabei, die hohe technische Komplexität der Produktionsprozesse mit einer effizienten und kostenoptimierten Bauweise in Einklang zu bringen, ohne dabei Kompromisse bei der Qualität einzugehen.
Was hat im ersten Jahr besonders gut, was hat anders als geplant, und was hat schlecht oder gar nicht funktioniert?
K.-H. Lotz: Unsere Netzwerke haben uns von Anfang an getragen. Das bestätigt mich in meiner Entscheidung aus 2021, noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen. Dank des Vertrauens der Geschäftsleitung und einer soliden strategischen Ausrichtung sind wir sogar schneller gewachsen als geplant.
Ein besonders positiver Aspekt war die schnelle Etablierung der neuen Abteilung im Markt und im Gesamtunternehmen. Innerhalb kürzester Zeit konnten wir wertvolle Partnerschaften weiter vertiefen, neue Kontakte knüpfen und wichtige Projekte realisieren.
Herausforderungen gab es natürlich auch, insbesondere im Bereich der internen Strukturen und Prozesse, die mit dem Wachstum Schritt halten mussten. Doch durch eine enge Zusammenarbeit im Team konnten wir auch diese Themen gut meistern.
Sie kennen den Reinraummarkt seit vielen Jahren. Was sind aktuell Ihre größten Herausforderungen?
K.-H. Lotz: Ganz klar: Fachkräfte. Die Qualität eines Projekts steht und fällt mit der Kompetenz der Mitarbeiter und damit des gesamten Teams – sowohl fachlich als auch menschlich.
Gute Mitarbeiter sind schwer zu finden, vor allem abseits der großen Ballungsräume. Hier agieren wir mit unseren Niederlassungen in Bad Vilbel und München und mit der Möglichkeit zu „Remote Work“ sehr flexibel.
Eine weitere Herausforderung ist die schnelle technologische Entwicklung in der Branche. Wer am Markt bestehen will, muss sich kontinuierlich weiterbilden und auf dem neuesten Stand bleiben. Genau das sehe ich aber auch als Chance: Innovationen und Wissen ermöglichen es uns, immer effizientere und nachhaltigere Lösungen anzubieten. Aus diesem Grund engagieren wir uns auch in der Normung für Rein- und Trockenräume – VDI 2083 – und Messräume – VDI/VDE 2627.
Wie entwickelt sich die Reinraumzulieferbranche aus Ihrem Blickwinkel?
K.-H. Lotz: Die Branche wächst weiter. Ein wichtiger Trend ist nach Lieferkettenproblemen und der Corona-Pandemie die Rückkehr von Produktionen nach Deutschland und Europa. Dies gilt insbesondere für die pharmazeutische Industrie und die Mikroelektronik sowie deren Zuliefer-Betriebe.
Auch die Medizintechnik und die Lebensmittelproduktion setzen zunehmend auf Reinraumtechnik. Ein weiteres spannendes Feld ist die Batteriefertigung, wo Reinraum- und Trockenraumlösungen an Bedeutung gewinnen.
Ansonsten sind wir offen für neue Ideen und Partnerschaften im Umfeld unseres Hauptgeschäftsfeldes. Ob künstliche Intelligenz oder Produkte mit innovativem Ansatz, wir haben die Augen auf!
Welche kurz- und langfristigen Ziele – 5 Jahre – haben Sie für Ihren Bereich?
K.-H. Lotz: Mein Hauptziel ist der nachhaltige Aufbau der Business Unit Reinraum bei Kretz + Wahl. Dazu gehört vorrangig auch die Entwicklung meiner Nachfolge und die permanente fachliche Weiterentwicklung des gesamten Teams. Ich möchte in den nächsten Jahren so viel Wissen und Erfahrung wie möglich weitergeben. Langfristig soll sich dieser Bereich als führender Anbieter im Bereich Rein- und Messraum in der Branche etablieren.
Sie stellen dieses Jahr auf den Lounges in Karlsruhe aus. Was können wir von Ihnen erwarten? Auf was dürfen wir gespannt sein?
K.-H. Lotz: Wir bringen nicht nur unser Fachwissen, sondern auch eine Menge Praxisberichte mit. Mein Kollege Johannes Wilhelm wird über die „Nutzung von Bestandsimmobilien für neue Reinraumflächen“ sprechen – ein hochrelevantes Thema für alle, die in nächster Zeit ein Reinraumprojekt planen und bestehende Liegenschaften nutzen wollen – ein im Markt erkennbarer Trend.
Wir stehen für Fachgespräche, neue Projekte, Networking und vielleicht die ein oder andere Anekdote aus der Branche bereit. Unsere Unabhängigkeit als Berater und unser breites Wissen machen uns zu einem wertvollen Ansprechpartner für viele Kunden. Unser Ziel ist es, nicht nur als Lieferant wahrgenommen zu werden, sondern als Partner, der maßgeschneiderte Lösungen bietet.
Kretz & Wahl Reinraumtechnik auf den Lounges:
Stand: C3.5
Kretz & Wahl Reinraumtechnik auf den Lounges: