25.06.2024 • NachrichtenGfKGfK Kaufkraftstudie EuropaDACH

GfK Kaufkraftdaten 2024 für die Schweiz, Österreich und Deutschland

Die Kaufkraftdichte, als Kaufkraftsumme in Millionen Euro je Quadratkilometer, zeigt, in welchen Gebieten Kundenansprache viel Kaufkraftpotenzial mobilisieren kann.

Mit einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Kaufkraft von 52.566 € steht den Schweizern 2024 wieder deutlich mehr Geld für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung als den Einwohnern der benachbarten Länder Österreich und Deutschland. Die Österreicher weisen eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 29.266 € auf, während die Deutschen in diesem Jahr im Schnitt 27.848 € ausgeben können. Die neuen Kaufkraftstudien 2024 von GfK zeigen, dass es auch innerhalb der jeweiligen Länder deutliche regionale Unterschiede in Bezug auf das verfügbare Nettoeinkommen gibt.

Abb. 1: Der bayerische Landkreis Starnberg ist auch 2024 der unangefochtene...
Abb. 1: Der bayerische Landkreis Starnberg ist auch 2024 der unangefochtene Spitzenreiter unter den 400 deutschen Stadt- und Landkreisen. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 38.702 € liegt er 39 % über dem Bundesdurchschnitt. | ©Sina Ettmer - stock.adobe.com

Laut Prognose von GfK beläuft sich die Kaufkraftsumme in der Schweiz bei mehr als 8,8 Mio. Einwohnern im Jahr 2024 auf insgesamt 463,4 Mrd. € (ohne Liechtenstein). In Österreich kommen die mehr als 9,1 Mio. Einwohner auf eine Gesamtsumme von rund 266,5 Mrd. €, während die Gesamtkaufkraft der in etwa 84,4 Mio. Deutschen 2.349,2 Mrd. € beträgt. Markus Frank, GfK-Experte und Commercial Director im Bereich Geomarketing, kommentiert: „Während die Schweiz und Deutschland dieses Jahr mit 3,2 und 2,8 % moderate Kaufkraftzugewinne im Vergleich zu den revidierten Vorjahreswerten verzeichnen, fällt die Steigerung in Österreich mit 6,7 % mehr als doppelt so hoch aus.

Damit bauen die Österreicher ihren Kaufkraftvorsprung gegenüber Deutschland weiter aus und dürften nach aktuellem Stand auch trotz Inflation mehr Geld als im Vorjahr für Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung haben.“ Die Kaufkraft misst das nominal verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Leistungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld oder Renten und steht für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit oder Sparen zur Verfügung. Ob mit dem nominalen Kaufkraftzuwachs tatsächlich ein höheres frei verfügbares Einkommen einhergeht, hängt allerdings davon ab, wie sich 2024 die Verbraucherpreise entwickeln werden. Durch den Fokus der Studie auf die Herausarbeitung der regionalen Unterschiede wird aufgezeigt, wie verschieden die regionale Kaufkraft sowohl zwischen als auch innerhalb der Länder ist.

Schweiz

Ein Blick auf die regionale Verteilung der Kaufkraft in der Schweiz bietet spannende Einblicke, wo Menschen mit besonders hohem Ausgabepotenzial leben. Bei den Schweizer Kantonen führen wie in den Vorjahren Zug, Schwyz und Nidwalden das Ranking an. Mit 86.431 € pro Kopf liegt der Kanton Zug dabei deutlich auf dem ersten Platz. Damit stehen den Menschen dort über 64 % mehr als dem durchschnittlichen Schweizer für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung.
Im Vergleich zum Vorjahr gibt es 2024 eine Änderung im Ranking der Top 10 Kantone: So schiebt sich Luzern dieses Jahr an Basel-Stadt vorbei und belegt mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 51.959 € nun den neunten Platz. Insgesamt weisen acht der 26 Schweizer Kantone eine überdurchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft auf, während in mehr als zwei Dritteln das Ausgabepotenzial unterdurchschnittlich ist. Im letztplatzierten Kanton Jura haben die Menschen eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 44.034 €, womit sie mehr als 16 % unter dem Landesdurchschnitt liegen.

Bezirke

Auf der feinräumigeren Bezirksebene werden die großen regionalen Kaufkraftunterschiede noch deutlicher. Spitzenreiter bei den Schweizer Bezirken ist wie auch in den Jahren zuvor Höfe, wo den Einwohnern 131.932 € pro Kopf und damit knapp 151 % mehr als dem Landesdurchschnitt zur Verfügung stehen. Auf den Rängen zwei und drei folgen der Bezirk Meilen und der Kanton Zug, deren Pro-Kopf-Kaufkraft 65 % bzw. 64 % über dem Schweizer Durchschnitt liegen. Am anderen Ende des Rankings befindet sich wie in den Vorjahren die Region Bernina: Hier haben die Einwohner ein Ausgabepotenzial von 38.590 € pro Kopf, womit sie fast 27 % unter dem Landesdurchschnitt liegen. Damit ist die Pro-Kopf-Kaufkraft im Bezirk Höfe mehr als 3,4-mal so hoch wie in der Region Bernina.

Fast alle Bezirke in den Top 10 befinden sich geografisch in den vier kaufkraftstärksten Kantonen. Im Ranking der Top 10 Bezirke gibt es im Vergleich zum Vorjahr zwei Veränderungen. Einziger Neueinsteiger ist in diesem Jahr der Bezirk Einsiedeln: Mit 61.223 € pro Kopf belegt Einsiedeln den zehnten Platz und verdrängt den District de Nyon aus den Top 10. Außerdem tauschen 2024 der Kanton Nidwalden und der District de Lavaux-Oron die Ränge sieben und acht. Am nächsten am Landesdurchschnitt ist die Kaufkraft im Bezirk Brig, wo den Menschen im Schnitt 52.632 € für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung stehen.

Österreich

Ein Blick auf die österreichischen Bundesländer zeigt, dass die Pro-Kopf-Kaufkraft im Land recht homogen verteilt ist. Wie in den Jahren zuvor belegt Niederösterreich mit 30.707 € pro Kopf den ersten Platz und liegt somit knapp 5 % über dem österreichischen Landesdurchschnitt, dicht gefolgt von Vorarlberg mit einem Ausgabepotenzial von 30.544 €. Schlusslicht des Bundeslandrankings ist ebenfalls wie 2023 die Hauptstadt Wien, die mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 27.328 € knapp 7 % unter dem Landesdurchschnitt liegt. Insgesamt weisen fünf der neun Bundesländer eine leicht überdurchschnittliche Kaufkraft auf, während vier Bundesländer etwas unterdurchschnittlich abschneiden. Mit einem verfügbaren Nettoeinkommen von 29.240 € liegt die Steiermark am nächsten am österreichischen Durchschnitt.

Bezirke

Während die Kaufkraftverteilung auf Ebene der Bundesländer recht homogen ist, ergibt ein Blick auf die österreichischen Bezirke ein etwas anderes Bild. Dies lässt sich am Beispiel der Hauptstadt gut erkennen: So befinden sich zwar vier Hauptstadtbezirke in den Top 10 des Bezirksrankings, gleichzeitig sind aber auch die neun kaufkraftschwächsten Bezirke in Wien zu finden. Dies zeigt, wie heterogen die Kaufkraft über die verschiedenen Stadtbezirke verteilt ist. Wiens 1. Bezirk (Innere Stadt) führt das Ranking mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 42.495 € an und liegt somit mehr als 45 % über dem österreichischen Durchschnitt. Schlusslicht ist Wiens 20. Bezirk (Brigittenau), wo den Menschen mit 23.371 € pro Person rund 20 % weniger als dem durchschnittlichen Österreicher zur Verfügung steht.
Neu in den Top 10 ist dieses Jahr der Bezirk Eisenstadt-Umgebung, der mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 31.777 € den zehnten Rang belegt und den 18. Wiener Bezirk (Währing) aus den Top 10 verdrängt. Außerdem verbessert sich Urfahr-Umgebung um zwei Plätze und liegt dieses Jahr mit einem Ausgabepotenzial von 32.418 € auf dem achten Rang. Die durchschnittlichste Pro-Kopf-Kaufkraft ist im 14. Wiener Bezirk (Penzing) zu finden: Dort haben die Einwohner ein verfügbares Nettoeinkommen von 29.296 €.

Deutschland

Für Gesamtdeutschland prognostiziert GfK für das Jahr 2024 eine Kaufraftsumme von 2.349,2 Mrd. €. Im Vergleich zur revidierten Vorjahresprognose entspricht das einem Pro-Kopf-Wachstum von nominal 2,8 % oder 767 €. Im Jahr 2024 steht den Deutschen demnach eine durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft von 27.848 € für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit oder zum Sparen zur Verfügung.
Filip Vojtech, GfK-Einzelhandelsexperte im Bereich Geomarketing, kommentiert: „Nachdem die Kaufkraft 2023 deutlich gestiegen ist, erwarten wir für 2024 ein moderates Wachstum von 2,8 %. Damit würde der Kaufkraftzugewinn zumindest die aktuell von der Bundesbank prognostizierte Inflation von 2,7 % ausgleichen können. Aufgrund der politischen Unsicherheiten ist die Konsumneigung dennoch weiterhin verhalten und die Deutschen werden auch in diesem Jahr vermutlich wieder mehr Geld sparen.“

Regionale Kaufkraftverteilung

Ein Blick auf die regionale Verteilung der Kaufkraft in Deutschland eröffnet spannende Einblicke, wo Menschen mit besonders hohem Ausgabepotenzial leben. Bei den Bundesländern belegt wie in den Vorjahren Bayern den ersten Platz. 30.130 € stehen den Bayern pro Kopf für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung, womit sie mehr als 8 % über dem Bundesdurchschnitt liegen. Nachdem Baden-Württemberg 2023 an Hamburg vorbeigezogen ist, belegt es 2024 erneut den zweiten Platz. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 29.675 € haben die Menschen im dritteinwohnerstärksten Bundesland 18 € mehr zur Verfügung als die Hamburger.
Wie in den Vorjahren weisen mit Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen lediglich vier der 16 deutschen Bundesländer eine überdurchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft auf – in drei Vierteln der Bundesländer ist das Ausgabepotenzial in der landesweiten Betrachtung unterdurchschnittlich. Gleichzeitig setzt sich aber auch der Trend der letzten Jahre fort, dass vor allem die neuen Bundesländer die größten Kaufkraftzuwächse verzeichnen, womit sich die Kaufraftschere langsam schließt.

Rangänderungen im Vergleich zum Vorjahr gibt es auf den hinteren vier Plätzen: Während Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern um jeweils einen Rang aufsteigen, rutscht Bremen 2024 um drei Plätze nach hinten und bildet das neue Schlusslicht. Den Bremern stehen im Schnitt 24.702 € für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung, womit sie etwas mehr als 11 % unter dem landesweiten Durchschnitt liegen.

Stadt- und Landkreisen

Wie in den Jahren zuvor ist der bayerische Landkreis Starnberg auch 2024 der unangefochtene Spitzenreiter unter den 400 deutschen Stadt- und Landkreisen. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 38.702 € liegt dieser exakt 39 % über dem Bundesdurchschnitt, womit die Starnberger 1.157 € mehr als die Einwohner des zweitplatzierten Landkreises München haben. Neuzugänge gibt es dieses Jahr in den Top 10 nicht, dafür werden die Platzierungen drei bis neun durchgemischt.
Größter Gewinner in den Top 10 ist der Landkreis Erlangen-Höchstadt, der mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 33.548 € zwei Ränge nach oben auf Platz sieben klettert. Die durchschnittlichste Kaufkraft gibt es im Landkreis Plön: Mit einem verfügbaren Nettoeinkommen von 27.855 € liegen die Plöner nur 7 € über dem Bundesdurchschnitt. Schlusslicht im Kaufkraftvergleich ist wie in den Vorjahren der Stadtkreis Gelsenkirchen. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 22.007 € haben die Gelsenkirchener exakt 21 % weniger für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung als der Durchschnittsdeutsche.

Einwohnerstarke Stadtkreise

Auch wenn die 25 einwohnerstärksten Stadtkreise bereits mehr als 21 % der Gesamtkaufkraft Deutschlands vereinen, erreichen nicht alle Großstädte in Deutschland ein überdurchschnittliches Kaufkraftniveau. Die Hauptstadt Berlin liegt bei der Pro-Kopf-Kaufkraft rund 5 % unter dem deutschen Durchschnitt, Essen und Dresden kommen auf ein ähnliches Niveau. Gut 9 % unter dem Durchschnitt liegen Leipzig, Dortmund, Mönchengladbach und Bremen. München und Düsseldorf sind dagegen mit knapp 29 % und 15 % deutlich darüber.

Kaufkraftdichte

Dass die einwohnerstarken Städte und insbesondere die großen Metropolregionen für Einzelhändler und Dienstleister unverzichtbare Zielmärkte darstellen, zeigt ein Blick auf die Kaufkraftsummen. Die Kaufkraftdichte, also die verfügbare Kaufkraftsumme in Millionen Euro je Quadratkilometer, ist in den Metropolen München und Berlin am höchsten, gefolgt von Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf und Nürnberg. Die Kaufkraftdichte ist somit für Unternehmen ein wichtiger Indikator, in welchen Gebieten sie mit einer gezielten Kundenansprache auf kleinstem Raum viel Kaufkraftpotenzial mobilisieren können.

Zur Studie

Die GfK Kaufkraft ist definiert als die Summe aller Nettoeinkünfte der Bevölkerung, bezogen auf den Wohnort. Neben dem Nettoeinkommen aus selbstständiger und nichtselbstständiger Arbeit werden ebenso Kapitaleinkünfte und staatliche Transferzahlungen wie Arbeitslosen­geld, Kindergeld und Renten zur Kaufkraft hinzugerechnet. Von diesem verfügbaren Einkommen sind allerdings noch nicht die Ausgaben für Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Miete und Nebenkosten wie Gas oder Strom, Bekleidung oder das Sparen abgezogen. Basis der Berechnung sind, neben der Lohn- und Einkommenssteuerstatistik, einschlägige Statistiken zur Berechnung der staatlichen Leistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute. Für die Berechnung der Schweizer Kaufkraftwerte wurde folgender Wechselkurs verwendet:

1 € = 0,9497 Schweizer Franken.

 

 

 

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Abb. 2: Kaufkraft je Einwohner in den Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz gemessen am Dreiländerdurchschnitt = 100 für 2024. | © GfK

 

 

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Abb. 3: Kaufkraft je Einwohner in den Regionen der Schweiz gemessen am Landesdurchschnitt =100 für 2024. | © GfK

 

 

 

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Abb. 4: Kaufkraft je Einwohner in den Regionen Österreichs gemessen am Landesdurchschnitt=100 für 2024. | © GfK

 

 

 

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Abb. 5: Kaufkraft je Einwohner in den Regionen Deutschlands gemessen am Landesdurchschnitt = 100 für 2024. | © GfK

 

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