IEEE ETFA 2025: Schwerpunkt auf herstellerunabhängiger Automation
Bei der 30. IEEE International Conference on Emerging Technologies and Factory Automation (ETFA) 2025 in Porto standen Veranstaltungen zur IEC 61499 im Mittelpunkt des Programms. Ein Workshop widmete sich den Best Practices und Innovationen mit IEC 61499, mit Fokus auf Engineeringpraktiken, herstellerunabhängige Inbetriebnahme, Plug & Produce und dem Open-Source-Framework Eclipse 4diac. Ein Industrieforum brachte Wissenschaftler und Industrievertreter zusammen – darunter Systemintegratoren und Unternehmen wie Stratus, Yokogawa und Novo Nordisk. Die Diskussionen adressierten praktische Erfahrungen mit IEC 61499 und architektonische Aspekte der OT/IT-Integration.
IEC 61499 als Basis herstellerunabhängiger Automatisierung
Bei der IEEE ETFA 2025 in Porto diskutierten führende Köpfe der Universal-Automation-Community – Wissenschaftler, Systemintegratoren und Industrieunternehmen – über die Zukunft herstellerunabhängiger Automatisierung. Im Mittelpunkt stand die IEC 61499 Norm, ein Standard, der seit 2005 eine Alternative zu proprietären Steuerungsarchitekturen bietet.
Der Kerngedanke von IEC 61499 unterscheidet sich fundamental von traditioneller SPS-Programmierung: Die Steuerungslogik wird nicht an eine einzelne Hardwarekomponente gebunden, sondern kann frei über alle CPU-ausgestatteten Geräte einer Anlage verteilt werden. Funktionsblöcke sind dabei unabhängig von globalen Variablen, was ihre Wiederverwendung über verschiedene Hersteller-Systemgrenzen hinweg ermöglicht.
Workshop und praktische Implementierungen

Ein Konferenz-Workshop adressierte Engineeringpraktiken, herstellerunabhängige Inbetriebnahme und Plug & Produce. Ein Schwerpunkt lag auf dem Open-Source-Framework Eclipse 4diac, das Entwicklern ein quelloffenes Werkzeug für IEC 61499-Implementierungen bietet. Das Technologieunternehmen Kongsberg Maritime präsentierte ein Anwendungsbeispiel: Sicherheitskritische Automatisierungsprozesse in norwegischen Offshore-Anlagen wurden erfolgreich nach IEC 61499 implementiert.
Industrieforum verbindet Theorie und Praxis
Am zweiten Tag der ETFA veranstaltete UniversalAutomation.Org ein Industrieforum mit zwei Panelsessions. Die erste Session „IEC 61499 in Practice: Experience Exchange about Implementing the Technology" brachte Systemintegratoren wie Platinum (UK) und Armony System (Frankreich) mit Industrievertretern von Stratus, Yokogawa und Novo Nordisk zusammen. Sie tauschten praktische Erfahrungen bei der Implementierung von IEC 61499 aus.
Die zweite Session „Infrastructural control architecture: Bridging OT and IT through Open Standards, Modular Hardware, and IEC 61499-Enabled Control" fokussierte auf architektonische Aspekte der OT/IT-Integration – ein zentrales Thema, um traditionelle Betriebstechnik und moderne IT-Systeme zusammenzubringen.
Runtime Execution Engine und dezentrales Engineering
UniversalAutomation.Org stellt mit seiner Runtime Execution Engine – lizenzfrei und als Shared Source verwaltbar – eine unabhängige Automatisierungsschicht zur Verfügung. Diese entkoppelt die proprietäre Verknüpfung von Automatisierungshardware und -software. Der Vorteil: Einmal erstellter Code wird herstellerübergreifend wiederverwendbar und kann dezentral auf verschiedene Hardwarekomponenten verteilt werden. Hardware- und Softwarelebenszyklen laufen völlig getrennt ab – ein wesentlicher Vorteil für Integration und Migration in bestehenden Anlagen.
Akademische Lehre und Nachwuchsförderung

Ein wachsender Anteil der über 110 Mitgliedsunternehmen von UniversalAutomation.Org sind Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Organisation stellt interessierten Instituten Lehrmittel für Seminare und Vorlesungen zur Verfügung. Dies adressiert ein neues Verständnis der jungen Ingenieurgeneration: Proprietäre Systeme, die ingenieurstechnische Freiheiten einschränken, wirken zunehmend überholt. Ein offener, IT-orientierter Automatisierungsansatz entspricht modernen Erwartungen an Ressourceneffizienz und Wandlungsfähigkeit von Produktionsanlagen.
















