Strom als Schlüssel für eine klimafreundliche Chemieindustrie
BASF hat sich bis 2050 das ehrgeizige Ziel von Netto-Null-Emissionen gesetzt. Mit langfristigen Stromabnahmeverträgen für grünen Strom und innovativen Technologien wie elektrisch beheizten Steamcracker-Öfen und emissionsfreier Wasserelektrolyse verfolgt BASF konkrete Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele. Prof. Jürgen Dahlhaus, zuletzt Senior Vice President Process Engineering bei BASF und Vorsitzender der VDI Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen, und Dr. Markus Weber, Leiter des Forschungsprogramms „Processes for green transformation” bei BASF, erläutern im Interview mit CITplus, was bereits erreicht wurde, welche Maßnahmen noch realisierbar sind und wovon die Zielerreichung abhängt.
Interview mit Prof. Jürgen Dahlhaus und Dr. Markus Weber, BASF
Ehrgeizige Klimaziele mit innovativen Technologien erreichen – im Interview mit den BASF-Experten Prof. Jürgen Dahlhaus und Dr. Markus Weber

CITplus: Die BASF gehört zu den Vorreitern in der chemischen Industrie im Hinblick auf die Senkung von CO2-Emissionen. Bis 2050 will das Unternehmen klimaneutral produzieren. Wie realistisch ist das und welche Meilensteine wurden bereits erreicht?
Prof. Dr. Jürgen Dahlhaus: Die Chemieindustrie zählt zu den energieintensivsten Branchen, weshalb ihre auf fossilen Energieträgern basierten Produktionsprozesse erheblich zur Emission von CO2 beitragen. BASF hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt und bleibt seinen CO2-Reduktionszielen verpflichtet. Eine Reduktion der CO2-Emissionen um 25 % bis 2030 im Vergleich zu 2018 und Netto-Null-Emissionen bis 2050 sind ambitionierte Ziele. BASF ist sich der Herausforderungen bewusst und verfolgt eine Reihe konkreter Maßnahmen, um sie zu erreichen. Dazu gehören zum Beispiel langfristige Stromabnahmeverträge für grünen Strom: So stieg im Jahr 2024 der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien am gesamten Stromverbrauch von BASF weiter auf 26 % (2023: 20 %). Dies reduziert den Verbrauch von fossilen Rohstoffen und senkt direkt die CO2-Emissionen. Außerdem entwickeln und testen wir innovative Technologien wie zum Beispiel elektrisch beheizte Steamcracker-Öfen. Die Realisierbarkeit der Ziele hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, darunter technologische Fortschritte, politische Rahmenbedingungen und die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.
Welches sind die größten Hebel für die Reduktion der CO2-Emissionen?
Dr. Markus Weber: Die CO2-Emissionen der chemischen Industrie kommen sowohl aus Produktionsprozessen als auch der Erzeugung oder dem Zukauf von Strom und Dampf, die mit Hilfe von fossilen Rohstoffen hergestellt wurden (sogenannte Scope 1 und 2 Emissionen). Zur nachhaltigen Energieversorgung hat die BASF in den letzten Jahren eine Reihe langfristiger Zukaufsverträge für grünen Strom abgeschlossen. Dies sichert die langfristige Versorgung mit erneuerbarem Strom für die chemische Produktion in unseren Standorten weltweit. Außerdem gab es eine ganze Reihe von Investitionen, um neue Technologien zu testen und so den Energiebedarf und damit CO2-Emissionen weiter zu reduzieren.
Auch Scope 3 Emissionen spielen eine große Rolle, also indirekte Emissionen aus vorgelagerten und nachgelagerten Bereichen der Wertschöpfungskette. Hierzu gehören beispielsweise der CO2-Fußabdruck unserer Rohstoffe, welche die CO2-Emissionen von Lieferanten berücksichtigen, die letztendlich zum CO2-Fußabdruck unserer Produkte beitragen. Die Senkung der Scope-3-Emissionen stellt uns vor besondere Herausforderungen, da diese nur in Teilen in unserer eigenen unmittelbaren Einflusssphäre liegen und durch eine Vielzahl von externen Faktoren beeinflusst werden.
Welche spezifischen Prozesse in der chemischen Industrie sehen Sie als besonders geeignet für die Elektrifizierung und warum?
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