17.02.2016 • NachrichtenBHI-GruppeBrauereiPrivatbrauerei

Brauereiführung bei der Privatbrauerei Schmucker

Der Weg zum Bier-Genuss ist selten so unterhaltend, kurzweilig und informativ wie bei einer offenen Führung durch den Betrieb.

Der Weg zum Bier-Genuss ist selten so unterhaltend, kurzweilig und informativ wie bei einer offenen Führung durch den Betrieb. Ohne Voranmeldung bietet die Privatbrauerei Schmucker in Ober-Mossau eine „Führung für Spontane und kleine Gruppen“ an: Zum Preis von sechs Euro öffnen sich jeden Samstag den Interessenten die Türen zu einer zweistündigen Führung mit Verkostung. Die LVT-Redaktion hat die Odenwälder Traditionsbrauerei im Januar besucht.

Ober-Mossau gehört zur Gemeinde Mossautal, einer Gemeinde des Odenwaldkreises im Südwesten Hessens gelegen, nahe  den Grenzen zu Bayern und Baden-Württemberg. Auch bei erschwerten Anfahrtsbedingungen im Schnee fanden sich am 16. Januar 2016 doch elf Besucherinnen und Besucher zur Brauereiführung in Ober-Mossau ein.
Wenige Minuten vor 12:00 Uhr öffnet Willi Kriechbaum das Tor zum Betriebsgelände. Meterhoch türmen sich Palletten von Bierkästen mit Leergut auf dem Werksgelände. Im geheizten Empfangsraum warten die Besucher auf den Führungsbeginn und sehen in Glasvitrinen sechs DLG-Bundesehrenpreise der Privatbrauerei Schmucker aus den vergangenen Jahren: darunter der Preis in Silber aus 2014. Und die jüngste Auszeichnung: Eine DLG-Urkunde datiert vom 11. Juni 2015 ehrt die Privatbrauerei Schmucker als Brauerei des Jahres 2015 mit dem Bundesehrenpreis in Gold im Namen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Geschichte

Willi Kriechbaum begrüßt die Besucher zur Führung in der Privat-Brauerei Schmucker und erläutert vor einer Bildergalerie im ersten Stock eine spannende Brauerei-Geschichte: Nach dem 30jährigen Krieg war das Mossautal durch Krieg, Pest und Hunger entvölkert. Die Grafen zu Erbach betrieben daher eine aktive Neuansiedlungspolitik. Dazu verrät eine Tafel an der Wand die passenden Jahreszahlen: So kaufte der Schweizer Einwanderer Ulrich Schönberger 1683 einen verwaisten Hof im Mossautal. Sein Ur-Urenkel, der „Hirschwirt“ Johann Nikolaus Schönberger, braute ab 1780 Bier für den eigenen Wirtshausbedarf. 1893 erreichte der Ausstoß 183 hl Bier im Jahr – immer noch wurde damals das Bier ganz überwiegend für den Ausschank in der eigenen Gastwirtschaft gebraut.

Ein neuer Name

Zwei Jahre später heiratete Johann Gottlieb Schmucker in die Familie. Er übernahm die Brauerei und investierte in neue Technik und Gebäude. Im Jahr 1900 erreichte der Bierausstoß 1.500 hl um bis 1970 auf 95.000 hl zu steigen.1991 wurde die 200.000 hl-Grenze zu überschritten. „Seit 2006 gehört die Privatbrauerei Schmucker zur BHI-Gruppe, der heute rund 17 Brauereien in Süddeutschland angehören.“, erläutert Willi Kriechbaum seinen Zuhörern die Eigentumsverhältnisse. In den letzten 15 Jahren habe man rund 30 Mio. € in den Standort Ober-Mossau investiert.

Rohstoffe

Alle Brauereimiterbeiter, insbesondere der erste und der zweite Braumeister, fühlen sich dem Brauhandwerk verpflichtet und legen höchste Sorgfalt auf die Qualitätssicherung der Rohstoffe. An einem Tisch lernen die Teilnehmer der Brauerei-Führung verschiedene Malzsorten und Hopfen kennen. Willi Kriechbaum beschreibt die Qualitäten: Röstmalz in Mengen von 0,5 – 2% in der Malzschüttung ergebe die dunkle Bierfarbe. Melanoidinmalz verleihe demgegenüber dem Schmucker-Rosé Bockbier die rötliche Farbe, Geschmacksstabilität und die Vollmundigkeit. Für alle hellen Biere werde Pilsener-Malz verwendet. Es zeichne sich durch moderate Eiweißgehalte und hohe enzymatische Aktivitäten aus. Auf dem Tisch steht auch ein Körbchen mit Hopfenpellets: Beim Typ 45 entstehen aus 100 kg Naturhopfen nach Grobsichten, Trocknen, Kühlen, Mahlen, Sieben und Pressen 45 kg Pellets. Zum Stichwort Brauwasser hören die  Teilnehmer der Brauereiführung von einem besonderen Standort-Vorteil der Brauerei: Frisches Quellwasser bezieht Schmucker aus einem Tiefbrunnen im Mossautal, der sich im Wasserschutzgebiet der Geo-Naturparks Odenwald-Bergstraße befindet. Das ausgesprochen weiche Wasser mit nur einem Grad Deutscher Härte ist ohne weitere Aufarbeitungsschritte ideal zum Bierbrauen geeignet.

Verkostung

Danach besichtigen die Besucher die Flaschenabfüllanlage, deren Betrieb an Samstagen ruht. Unter der Woche arbeiten hier vier bis fünf Personen. Vorbei geht es an den Laboren für die Qualitätskontrolle und an Gär- und Lagertanks hin zum Gastraum zu einer abschließenden Verkostung, für die eine Stunde eingeplant ist. Auf dem Weg dahin überreicht Willi  Kriechbaum jedem Besucher noch ein Paket mit zwei Flaschen Schmucker Pilsener. Bei der Verkostung haben die Führungsteilnehmer die Auswahl zwischen 18 Bierspezialitäten der Privatbrauerei Schmucker: vom Meisterpilsener, über das Odenwälder Landbier bis hin zum Rosé Bock. Die dazu passende regionale Küche lässt sich nach der Führung im benachbarten Brauereigasthof Schmucker erkunden. Die Führungen beginnen jeweils samstags um 11:00 Uhr  (von März bis September) bzw. um 12:00 Uhr (von Oktober bis Februar).

Fazit

Die Betriebsbesichtigung in Ober-Mossau hat sich gelohnt. Dabei überzeugen das Fachwissen und die Erfahrung von Willi Kriechbaum zu den in Ober-Mossau gebrauten Bierspezialitäten. Etwas Stolz ist auch dabei und durchaus am Platz: Willi Kriechbaum arbeitet seit seinem fünfzehnten Lebensjahr in der Brauerei und auf die Frage, wieviele Jahre er für das Unternehmen arbeitet, nennt er mit einem verschmitzten Lächeln die Zahl 60. Er verweist dabei erklärend auf seinen „aktiven Unruhestand“, zu dem eben auch die Brauerei-Führungen gehören. Kurz skizziert er die Entwicklung des Angebotes in der Brauerei: „Stellen Sie sich vor, in den 70er Jahren brauten wir hier in Ober-Mossau nur drei bis vier verschiedene Biere im Jahresverlauf – und das auch nur, wenn man das saisonale Bockbier dazurechnet. Die heutige Angebotsvielfalt hätte sich damals niemand träumen lassen.“

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