13.11.2025 • Nachrichten

Deutsch-finnische Wasserstoff-Kooperation: Neue Chancen für die Prozessindustrie

Deutschland und Finnland intensivieren ihre Zusammenarbeit im Bereich grüner Wasserstoff. Mit neuen Produktionsanlagen, technologischem Know-how und günstigen Standortbedingungen stärkt Finnland seine Rolle als Energieexporteur. Deutsche Unternehmen profitieren von Investitionschancen, insbesondere in der Region Oulu. Die Kooperation bietet Potenzial für die Prozessindustrie.

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Im Frühjahr ging im südwestfinnischen Harjavalta eine Anlage zur industriellen Produktion von grünem Wasserstoff in Betrieb.
© P2X Solutions Oy
Deutschland und Finnland bauen ihre Zusammenarbeit im Bereich grüner Wasserstoff aus. Ziel ist es, die jeweiligen Stärken zu bündeln und die europäische Position auf dem Wasserstoffmarkt zu stärken. Während Deutschland eine hohe Nachfrage nach grünem Wasserstoff verzeichnet, verfügt Finnland über günstige Standortbedingungen und plant, bis 2030 zehn Prozent des EU-weiten grünen Wasserstoffs zu produzieren. Ein zentrales Projekt ist die neue Wasserstoffproduktionsanlage in Harjavalta, die erste ihrer Art in Finnland. Errichtet vom finnischen Unternehmen P2X Solutions Oy, nutzt die Anlage Elektrolyseure des Dresdner Unternehmens Sunfire SE. Die Elektrolyseleistung beträgt 20 MW, wobei grüner Wasserstoff aus erneuerbarem Strom erzeugt wird. „Die Elektrolyseanlage ist die Schlüsseltechnologie für die Wasserstoffproduktion“, erklärt Herkko Plit, CEO von P2X Solutions.
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Herkko Plit, CEO von P2X Solutions Oy und Vorstandsvorsitzender des Wasserstoffclusters Finnland, sieht Wasserstoff als Schlüssel zu einem freien und industriell geprägten Europa.
Nils Aldag, CEO von Sunfire, ergänzt: „Wir sind stolz, mit unseren Elektrolyseuren aus Dresden zu diesem historischen Meilenstein beigetragen zu haben.“
Der Harjavalta-Komplex umfasst zudem eine Methanisierungsanlage von Q Power Oy, die künftig synthetisches Methan produzieren soll. Ein erster Abnahmevertrag mit Danisco Sweeteners wurde bereits geschlossen. Der grüne Wasserstoff soll den CO₂-Ausstoß bei der Xylitol-Produktion in der Lebensmittelindustrie senken.

Grüner Wasserstoff aus Finnland soll Deutschlands Energiewende unterstützen – gemeinsame Projekte stärken die europäische H₂-Wirtschaft.

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Die Elektrolyseanlage in Harjavalta, Finnland, gehört zu den Wasserstoff-Leuchtturmprojekten in Europa. Zentraler Bestandteil: der 20 MW Druck-Alkali-Elektrolyseur von Sunfire.
© Sunfire
Deutschland verfolgt das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden und bis 2030 eine Wasserstoffproduktionskapazität von zehn Gigawatt zu erreichen. Aufgrund begrenzter Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom ist das Land jedoch auf Importe angewiesen. Finnland bietet sich als Energieexporteur an: 95 % seines Stroms sind CO₂-emissionsfrei, die Strompreise sind niedrig, und die industrielle Infrastruktur ist gut ausgebaut. Besonders die Region Oulu im Norden Finnlands gilt als vielversprechender Standort für Wasserstoffprojekte. Mit einem eigenen Hafen, einem dichten Verkehrsnetz, hohem Windenergiepotenzial und einer hohen Konzentration an biogenem CO₂ bietet Oulu ideale Bedingungen für die Prozessindustrie. Die Region wird zudem Teil der Nordischen Wasserstoffroute, einem Projekt zur grenzüberschreitenden Infrastruktur in der Bottnischen Bucht.


Deutsche Unternehmen wie Abo Energy und Energiequelle haben bereits Baugenehmigungen für Wasserstoffprojekte in Oulu erhalten. Die geplante Oulu Port Green Transition Industrial Zone soll künftig bis zu 200 Hektar für nachhaltige Industrieprojekte bereitstellen. Business Finland fördert die deutsch-finnische Zusammenarbeit aktiv und steht mit mehreren deutschen Regionen im Austausch, darunter Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Ziel ist es, Synergien zu nutzen und die Entwicklung nachhaltiger Technologien in der Prozessindustrie voranzutreiben.

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