Igus investiert in Chemical Recycling Pionier
Erneuerbar, nachhaltig und Müll reduzierend: Diese Ziele stehen hinter der Catalytic Hydrothermal Reactor Technologie (Cat-HTR). Mit ihr lassen sich Kunststoffabfälle innerhalb von 20 Minuten recyceln. So lässt sich das gewonnene Erdöl wieder für die Herstellung von neuen Polymer-Produkten nutzen. Um die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen zu unterstützen, hat Igus jetzt 4,7 Mio. € in ein Unternehmen investiert, welches die erste kommerzielle Cat-HTR-Anlage in Betrieb nehmen will.
Jedes Jahr geraten acht Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere. Zeitgleich liegt der Wert dieser verloren gegangen Ressourcen bei 80 Mrd. US-$. Das Problem: bisher wird ein Großteil der Kunststoffe verbrannt und nur 14% recycelt. Kunststoff-Recycling ist auch bei Igus ein wichtiges Thema. Beim klassischen Recycling – dem Schreddern und Wiederverwenden von Kunststoffen – macht Igus mit dem neuen Chainge-Programm seit Oktober letzten Jahres einen mutigen Schritt. Das Unternehmen nimmt „E-chains“/Energieketten herstellerunabhängig nach dem Lebensende einer Maschine zurück, regranuliert den Kunststoff und verarbeitet ihn wieder. „Mit dem Igus Chainge Programm haben wir mit dem Kunststoff-Recycling alter Produkte begonnen. Das ist für Hochleistungskunststoffe der beste Weg“, so Frank Blase, Geschäftsführer der Igus GmbH.
Weltweit bleiben immer Mischabfälle übrig, bei nicht-technischen Kunststoffen in hundert-bis tausendfach größeren Mengen. „Hier bietet das chemische Recycling neue Lösungen“, erklärte Blase. Er wurde ist über einen FAZ-Artikel auf die Catalytic Hydrothermal Reactor Technologie aufmerksam nahm zum deutschen Erfinder Thomas Maschmeyer in Sydney Kontakt auf. Nach intensiven Recherchen, investiert Igus in die Mura Technology Limited und damit auch in den Bau der ersten Cat-HTR-Anlage. Die patentierte Cat-HTR wurde 2007 entwickelt und über zehn Jahre in einer Pilotanlage in Australien getestet. Er wandelt klassisch nicht-recycelbare Kunststoffabfälle wieder in Erdöl um und das ressourcenschonender als bei der Gewinnung fossiler Erdöle! Lediglich Wasser, hohe Temperaturen und Druck wird für das Trennen und Neuverbinden der Zellen eingesetzt. Eine Anlage kann pro Jahr 20.000 t Plastik verarbeiten und so 28.180 t CO2 reduzieren, was einem jährlichen Verbrauch von 5.983 Autos oder von 4.914 Haushalten entspricht.
Die erste kommerzielle Cat-HTR-Anlage ist derzeit in Wilton, Großbritannien, in Planung. Der Bau soll 2020 starten. Abfallunternehmen liefern den Müll, um ihre Recyclingziele zu erreichen. Anschließend wird Erdöl wiedergewonnen, welches der Kunde zu einem ähnlichen Preis wie fossiles Erdöl beziehen kann. Insgesamt vier Catalytic Hydrothermal Reaktoren sollen in Wilton entstehen, um jährlich über 80.000 t Kunststoffmüll zu verarbeiten. Im nächsten Schritt plant Mura weltweit Lizenzen zu vergeben und Anlagen zu bauen. „Wir engagieren uns dafür, die Welt der Kunststoffe mit technischen Lösungen in die Balance zu bringen“, sagte Frank Blase.