Problematik der Medienverschleppung erkannt
Fünf Fragen an Alexander Equit von LVT LEBENSMITTEL Industrie
Autor Alexander Equit, Produktexperte für hygienische Fluidiksysteme bei Bürkert Fluid Control Systems, beantwortete der LVT-Redaktion weiterführende Fragen zum Thema Ringsysteme und der Robolux-Ventiltechnik.
Herr Equit, seit wann beschäftigt sich Bürkert mit der Entwicklung der Robolux-Ventiltechnik, was war der ursprüngliche Namensgeber des Begriffes Robolux und wo lag der konkrete Auslöser zur Entwicklung der Robolux-Multiportventile?
Alexander Equit: Bürkert kam 2004 erstmalig mit der Robolux-Ventiltechnik in Berührung, weil die schwedische Firma Robolux einen Vertriebspartner in Zentraleuropa suchte. Zwei Jahre später haben wir das Unternehmen Robolux mit all seinen Patenten gekauft. Der Erfinder des Robolux-Prinzips hatte vor seiner Selbständigkeit in einem Unternehmen für Chromatografie-Systeme gearbeitet und die Problematik von Medienverschleppungen in Stichleitungen früh erkannt.
Klassische Ringsysteme aus Standard-Membranventilen verbinden viele Anwender als raumgreifende Einheiten mit wenig Flexibilität für spätere Anpassungen. Welche Vorteile bieten hier Robolux-Multiportventile?
A. Equit: Durch das modulare Konzept ergeben sich zwei wesentliche Vorteile für den Anwender. Zum einen wird Verbrauchsmaterial für die relevanten Prozessströme eingespart, da Robolux wesentlich weniger inneres Volumen als klassische Ringsysteme aufweist, zum anderen bringt die gerichtete Durchströmung der Medien durch die Fluidikkörper (Ventilknotenmodule etc.) einen wichtigen fludischen Vorteil. Der Ring wird dank Robolux durch einen zentralen Hauptstrang ersetzt, welcher sich sehr effektiv durchströmen und reinigen lässt. Weiterhin bietet unser sehr umfangreiches modulares Konzept eine hohe Flexibilität für den Anlagen- und Rohrleitungsbauer.
Die Medienverschleppung im Prozess kann die Qualität von Lebensmitteln und Getränken stark beeinträchtigen, bis hin zum kompletten Verlust der Lebensmittelsicherheit. Wie können die Membranventile dem vorbeugen?
A. Equit: Medienverschleppung wird durch Stichleitungen und ein ungenügendes Anlagendesign gefördert. Um das Zurückbleiben von Kleinstmengen in Leitungen vorzubeugen, müssen Stichleitungen reduziert oder sogar komplett vermieden werden. Die Robolux-Technik ermöglicht, dass das Restmedium konsequent aus der Anlage gedrückt und eine Medienverschleppung somit auszuschließen ist.
Der Nachhaltigkeitsgedanke erfasst zunehmend alle Ebenen im Prozess, auch die Reinigungs- und Desinfektionsschritte. Wie können Robolux-Multiportventile für die Ressourcenschonung in der Reinigung und Desinfektion punkten?
A. Equit: Durch die Robolux-Multiportventile kann die Zeit für Nebenprozess, wie z. B. Reinigung, gesenkt werden. Zudem muss weniger Medium entsorgt werden, welches in den Anlagen vor der Reinigung zurückbleibt und durch das Reinigungsmedium kontaminiert wird.
Welche Subbranchen der Lebensmittelindustrie können aus Ihrer Sicht ganz besonders von den Robolux-Multiportventilen profitieren?
A. Equit: Von den Robolux-Multiportventilen können besonders alle Bereiche profitieren, die mit kritischen Medien, wie Starterkulturen für Joghurt und Käse, oder mit sehr teuren Medien, wie bspw. Konzentraten für Säfte, Limonaden oder Duftstoffen in Berührung kommen. Ein Liter Konzentrat kann je nach Applikation und Produkt im Verhältnis von ca. 1:10 bis 1:10.000 gestreckt werden. Das bedeutet: Schon der Verbleib von kleinen Restmengen in der Anlage kann Werte vernichten, weil pro Produktionsschritt und Charge weniger verkaufbares Endprodukt hergestellt wird.
Herzlichen Dank für diese Hintergründe, Herr Equit.
___________
Lesen Sie auch:
Ringsysteme neu gedacht: Mehrwege-Membranventile als effiziente Alternative
Ein Beitrag von Alexander Equit, Bürkert Fluid Control Systems