Statement zur Bundestagswahl vom geschäftsführenden Direktor und Group CEO von Multivac Hans-Joachim Boekstegers
Dem deutschen Maschinenbau geht es zurzeit gut.
Dem deutschen Maschinenbau geht es zurzeit gut. Maschinen und Anlagen „Made in Germany“ sind vor allem in Euroländern gefragt. Und auch im nichteuropäischen Ausland läuft es derzeit und lässt die Hoffnung aufkeimen, dass dies auch in den nächsten Jahren so bleibt. Doch wirtschaftlicher Erfolg, die Basis für gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Wohlstand, ist heute mehr denn je mit Politik verknüpft. Europakrise, Brexit, amerikanische Isolationstendenzen, türkische Provokationen oder gesellschaftliche Umwälzungen im Mittleren und Nahen Osten, in afrikanischen Ländern sowie auf dem südamerikanischen Kontinent zeigen uns, dass wirtschaftlicher Erfolg ein eher fragiles Gut ist. Auch der wieder erstarkte Euro kann sehr schnell das Leben für exportorientierte Unternehmen wie uns schwieriger machen.
80% der Industriegüter gehen in den Export
Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist als größter industrieller Arbeitgeber mit mehr als einer Million Beschäftigten verlässlich und zukunftsfähig. Aber er braucht auch Verlässlichkeit und Perspektive – und damit eine Regierung, die die Rahmenbedingungen schafft für sichere Arbeitsplätze, für Bildung und Ausbildung, für Investitionen, für technische Innovationen und für Expansion. In Deutschland sind in diesem Industriebereich rund 600.000 Arbeitsplätze, also 60%, vom Auslandsgeschäft abhängig. 80% der Industriegüter werden für den internationalen Markt produziert. Damit dies so bleibt oder die Quote weiter steigt, brauchen wir offene Grenzen und Freihandelsabkommen. Gerechte Steuerregelungen, die im internationalen Vergleich bestehen können und gleiche Ausgangsbedingungen für alle Marktteilnehmer schaffen, sind wünschenswert – ebenso wie der Abbau bürokratischer Hemmnisse und die Unterstützung durch eine aktive Außenwirtschaftspolitik, die die Geschäftsinteressen deutscher Unternehmen im Ausland unterstützt und ihre Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft sichert.
Wichtiges Thema: nachhaltige Prozesse
Dass dem deutschen Maschinenbau auch weiterhin eine gute Zukunft bevorsteht, daran zweifele ich nicht. Spitzenqualität, Innovationskraft und Kreativität sowie qualifizierte Mitarbeiter sind auch künftig Garanten des Erfolgs. Bei Multivac arbeiten wir wie viele andere Unternehmen konsequent an der Entwicklung neuer Technologien und Produkte, die u.a. mit den Zielen der Bundesregierung hinsichtlich des Energie- und Klimaschutzes in Einklang stehen, den Unternehmen einen hocheffizienten und gleichzeitig wirtschaftlichen Verpackungsprozess ermöglichen und sie wettbewerbsfähig machen. Gemeinsam mit Unternehmen und Institutionen beschäftigen wir uns darüber hinaus im Rahmen der Verbundforschung mit Projekten, die beispielsweise die Verschwendung von Lebensmitteln weltweit eindämmen und Trends in reale, nachhaltige Prozesse umsetzen.
Industrie 4.0
Ein gutes Beispiel hierfür ist Industrie 4.0. Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer sind in diesem Bereich führend. Sie entwickeln nicht nur intelligente Lösungen, die den Produktions- und Informationsfluss ihrer Kunden verschmelzen und somit die Produktivität erheblich erhöhen, sondern sie haben wie wir die Digitalisierung im eigenen Unternehmen weitgehend erfolgreich umgesetzt. Damit bietet Industrie 4.0 die Chance, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Jedoch gilt es, die Spitzenposition der deutschen Maschinenbauer im internationalen Wettbewerbsumfeld zu festigen und auszubauen. Dies gelingt nur mit aktiver Unterstützung durch die Politik. Hierbei denke ich vorrangig an industriefähige Netze, an das Thema Datensicherheit, an globale Standards und auch an arbeitsrechtliche Regelungen.
„Wirtschaftlicher Erfolg ist kein Selbstläufer“
Aber nicht nur hinsichtlich spezieller Themen, auch für den Standort Deutschland muss seitens der Politik einiges getan werden. „Made in Germany“ ist eine starke Marke. Sie schafft Arbeitsplätze und ist die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg. Allerdings – und da stimme ich dem VDMA in seinen so treffend formulierten Kernforderungen zur Bundestagswahl 2017 zu: „Wirtschaftlicher Erfolg ist kein Selbstläufer.“