Big Data in der Molkereigenossenschaft

Das neue Klimacheck Programm der europäischen Molkereigenossenschaft Arla Foods, mit einem der weltweit größten extern validierten Klimadatensätze aus sieben europäischen Ländern, bestätigt, dass Arla Landwirte zu den klimaeffizientesten Milchbauern der Welt gehören. Zudem zeigen die nun vorliegenden Ergebnisse der Datenerhebung, welche wesentlichen fünf Faktoren die weitere Reduzierung der Treibhausgasemissionen auf den Höfen der Landwirte im nächsten Jahrzehnt vorantreiben werden. Damit leisten die Landwirte einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der ehrgeizeigen Umweltziele von Arla Foods: 30 % weniger CO2e-(Kohlenstoffdioxid-Äquivalent) Emissionen pro Kg Milch bis 2030 und Netto-Null-CO2e-Emissionen bis 2050.

In den vergangenen Jahrzehnten haben Arla Landwirte kontinuierlich auf eine nachhaltigere Landwirtschaft hingearbeitet und entsprechende Maßnahmen in ihren Betrieben umgesetzt, wie etwa Praktiken der Kreislaufwirtschaft, der Einsatz erneuerbarer Energien und ein Fokus auf Biodiversität. 2020 führte die Molkereigenossenschaft dann ein europaweit, einheitliches Klimacheck Programm ein. Insgesamt haben 7.986 Betriebe aus sieben europäischen Ländern, 1.267 davon aus Deutschland, den Klimacheck mit Hilfe des neuen standardisierten Systems von Arla zur Identifizierung des individuellen CO2e-Fußabdrucks im vergangenen Jahr durchgeführt. Die vorliegenden, ausgewerteten und extern validierten Daten zeigen, dass Arla Landwirte zu den klimaeffizientesten Milchproduzenten der Welt zählen.

„Wir haben umfangreich in die Entwicklung und Umsetzung eines verlässlichen Modells zur Messung der Klimaauswirkungen unserer Milchbetriebe investiert. Der einzigartige Datensatz, den die Arla Landwirte nun zusammengetragen haben, zeigt deutlich, welche Maßnahmen unsere Reduktionen der Emissionen im nächsten Jahrzehnt beschleunigen werden. Wir werden die Daten nutzen, um die Emissionen auf unseren Betrieben schneller zu senken und werden unsere Erkenntnisse mit relevanten Interessensgruppen teilen. So wollen wir dabei helfen, einen effektiven Übergang zu einer nachhaltigeren Milchwirtschaft voranzutreiben“, sagt Manfred Graff, deutsches Mitglied im Aufsichtsrat von Arla Foods und Milchbauer aus der Nordeifel.

Fünf Hebel zur Verbesserung des CO2e-Fußabdrucks
Anhand der Daten lassen sich fünf allgemeingültige Hebel identifizieren, mit deren Hilfe sich der CO2e-Fußabdruck bei der Milchproduktion auf allen Arten von Arla Betrieben verringern lässt:

  • bessere Futtereffizienz zur Verbesserung der Milchleistung,
  • gezielte Fütterung, um einen Proteinüberschuss in den Futterrationen zu vermeiden,
  • gesundes und langes Leben für die Kuh zur Verbesserung der Milchleistung,
  • präziser Düngemitteleinsatz zur Reduzierung des Stickstoffüberschusses aus der Futtermittelproduktion,
  • verbesserte Flächennutzung, um höhere Ernte­erträge zu erzielen.

Die Bereiche, auf welche die fünf großen Hebel abzielen, erklären den Großteil der Unterschiede beim CO2e -Fußabdruck der einzelnen Betriebe. Die fünf Faktoren gelten für alle Betriebe in den sieben Arla Ländern (Großbritannien, Schweden, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg), unabhängig von Größe, geografischer Lage, Kuh-Rasse oder landschaftlichen Gegebenheiten. „Die Daten zeigen, dass alle landwirtschaftlichen Betriebsformen greifbare Ergebnisse erzielen können, wenn die Präzisionslandwirtschaft in diesen fünf Bereichen erhöht wird. Dies hilft uns in Zukunft erheblich, sowohl bei der Senkung unseres CO2e-Fußabdrucks als auch bei zukünftigen Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe, um unsere ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen“, sagt Manfred Graff.

Eine gute Ausgangsposition
Beim ersten europaweiten Arla Klimacheck, haben 7.986 Genossenschaftsmitglieder Daten zu 203 Fragen über ihren Herdenbestand, die Futtermittelproduktion, den Energieverbrauch sowie weitere Parameter ausgewertet und eingereicht. Die Daten der Landwirte wurden von einem externen Klimaberater verifiziert, der sie auch bei der Erstellung ihres Aktionsplans für weitere Emissionsreduzierungen auf Basis der individuellen Daten unterstützt hat.

Die Daten bestätigen, dass die Arla Landwirte mit 1,15 kg CO2e pro kg Milch inklusive der Emissionen von bewirtschafteten, anmoorigen Böden (Moorböden) zu den klimaeffizientesten Milchbauern der Welt gehören [1]. Dabei basieren die Berechnungen des Arla Klimachecks auf den Standards der ISO-Norm für Ökobilanzen/Lebenszyklusanalysen (14044) und folgen den Richtlinien der International Dairy Federation (IDF) zur Methodik der Berechnung des CO2e-Fußabdrucks. Die Emissionen von Tieren, Dung und Böden werden basierend auf den Vorgaben des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ausgewertet [2].

„Wir sind stolz darauf, wo wir bereits heute stehen. Aber wir sind entschlossen, noch viel weiterzugehen. Für uns ist der aktuell ermittelte durchschnittliche Fußabdruck kein Endergebnis, sondern eine Ausgangsposition, von der aus wir uns verbessern müssen. Die Klimachecks sind ein wichtiges Werkzeug, um uns bei den nächsten Schritten zu unterstützen, um mehr Erkenntnisse zu sammeln und unsere Fortschritte transparent zu messen“, sagt Manfred Graff.

Arla Landwirt Kevin Anhamm vom Niederrhein ergänzt: „Für mich als Landwirt ist es sehr hilfreich, Teil des Arla Klimacheck Programms zu sein. Es hat mir geholfen, meinen Betrieb aus der Perspektive des CO2e-Fußabdrucks noch besser zu verstehen und zu erkennen, worauf ich mich konzentrieren muss, um meinen Fußabdruck weiter zu verbessern. Durch die Zusammenführung meiner Daten mit den Daten meiner Landwirts­kollegen konnte Arla fünf wichtige Hebel identifizieren, die wir Landwirte zukünftig zur Verbesserung unserer Klimabilanz nutzen können. Bei diesen fünf Faktoren geht es im Wesentlichen darum, achtsam mit Ressourcen umzugehen, die ich als Landwirt nutze, und sicherzustellen, dass meine Herde gesund ist und gut geführt wird. Ein starker Fokus liegt also auf dem Tierwohl. Das entspricht absolut der Art und Weise, wie ich meinen Betrieb führe. Der Arla Klimacheck sowie unser Qualitätsprogramm Arlagården helfen mir und meinen Landwirtskollegen noch besser zu werden.“ Mit einem CO2e-Fußabdruck von 0,94 kg CO2e pro kg Milch gehört Kevin Anhamm zur Spitzengruppe unter den deutschen Arla Landwirten. Die Daten zeigen, dass die leistungsstärksten Arla Landwirte in der Lage sind, ein kg Rohmilch mit einem Fußabdruck auf Betriebsebene unter 0,9 kg CO2e pro Kg Milch zu produzieren.

Datenbasiert zu den effektivsten Maßnahmen
Die aus den gesammelten Daten gewonnenen Erkenntnisse werden innerhalb der Genossenschaft geteilt und auch der Politik, Forschungspartnern und Interessenvertretern der Branche präsentiert. So soll das gemeinsame Verständnis darüber verbessert werden, welche Maßnahmen funktionieren, und wo der Schwerpunkt der Finanzierung und Forschung liegen sollte, um die längerfristige Umstellung der Höfe zu einer nachhaltigeren Produktion zu unterstützen.
„Milchprodukte sind aufgrund ihrer hohen Nährstoffdichte, ihrer wertvollen Proteine, ihrer Vielseitigkeit und ihres Geschmacks seit Jahrzehnten ein wichtiger und etablierter Bestandteil der Ernährungskulturen und Volkswirtschaften auf der ganzen Welt. Innerhalb der Branche waren wir uns immer über die Verantwortung im Klaren, die wir für die Senkung der CO2e-­Emissionen bei unser Produktion tragen. Aber es fehlte bisher an zuverlässigen Daten auf Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe, um faktenbasierte Entscheidungen und Investitionen zu ermöglichen“, sagt Manfred Graff.
Es gibt immer noch Auswirkungen und Zusammenhänge in der Milchwirtschaft, die wissenschaftlich nicht vollständig geklärt sind. Ein Beispiel ist die Kohlenstoffbindung, die potenz­iell ein wichtiger positiver Hebel zur Abmilderung des Klimawandels sein kann; nicht zuletzt für Milch produzierende Landwirte, die viel Grünland bewirtschaften. Arla arbeitet u. a. gemeinsam mit Frieslandcampina, Fonterra und Nestlé an der Entwicklung international anerkannter Richtlinien für die Milchwirtschaft zur Berechnung der Kohlenstoffbindung auf landwirtschaftlichen Flächen. Sobald diese vorliegen, soll der positive Einfluss der Kohlenstoffbindung in die Klimacheck Berechnungen einbezogen werden. Erste Piloten hierzu auf Arla Höfen sind für dieses Jahr geplant.

Der relativ niedrige durchschnittliche CO2e-Fußabdruck der Arla Rohmilch auf Betriebsebene ist das Ergebnis der Verbesserungen, die die Arla Landwirte in den vergangenen drei Jahrzehnten Jahr für Jahr erzielt haben. Im laufenden Jahrzehnt wollen sie die Geschwindigkeit der Reduktion mit zahlreichen Maßnahmen verdreifachen, um Arlas wissenschaftlich basiertes Reduktionsziel von minus 30 % CO2e pro kg Milch bis 2030 (vs. 2015 als Basisjahr) zu erreichen. Bis 2050 sollen dann die Netto-Null-Emissionen bei den Treibhausgasen geschafft sein.
 

ANMERKUNGEN
[1] Zum Vergleich: Nach Daten Der UN-Organisation FAO liegt der Durchschnitt in Westeuropa bei 1,37 kg CO2e pro kg produzierter Milch und global bei 2,5 kg CO2e pro kg produzierter Milch, Quelle: FAO Report, Climate change and the global dairy cattle sector, http://www.fao.org/3/CA2929EN/ca2929en.pdf

[2] Die Arla Berechnungsmethode unterscheidet sich vom deutschen, nationalen Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen (BEK), der in Deutschland vom Bundeslandwirtschaftsministerium und in Teilen auch von anderen Molkereien genutzt wird. Daher sind die Werte des Arla Klimachecks nicht direkt mit Werten nach BEK-Berechnungen vergleichbar.


Fakten zum Arla Klimacheck im Überblick:
Teilnehmer: Insgesamt 7.986 Arla Landwirte haben an den Klimachecks 2020 teilgenommen. 1.267 Betriebe aus Deutschland waren dabei.

Daten: Die Landwirte haben Daten aus ihren Betrieben zu 203 Fragen ausgewertet und eingereicht, um ihren CO2e-Fußabdruck für die Milchproduktion zu ermitteln. Die im Klimacheck erfassten Daten umfassen die Anzahl der Tiere, die Futterzusammensetzung, die Kulturpflanzenproduktion, den Einsatz von Düngemitteln, den Umgang mit Gülle sowie die Nutzung von Strom, Kraftstoff und erneuerbaren Energien.

Ergebnis: Die Arla Landwirte produzieren Rohmilch, auf die bei der Ausfuhr vom Hof 1,15 kg CO2e pro Kg Milch entfallen. Dabei werden die Emissionen aus bewirtschafteten, kohlenstoffreichen Böden (anmoorige Böden, Moorböden) eingerechnet, wie es den internationalen Richtlinien entspricht. Ohne anmoorige Böden liegt der Arla Durchschnitt bei 1,06 kg CO2e pro Kg Milch.

Methodik: Die Klimachecks basieren auf den Standards der ISO-Norm für Ökobilanzen/Lebenszyklusanalysen (14044) und folgen den Richtlinien der International Dairy Federation (IDF) zur Methodik der Berechnung des CO2e-Fußabdrucks. Die Emissionen von Tieren, Dung und Böden werden basierend auf den Vorgaben des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ausgewertet. Die Arla Berechnungsmethode unterscheidet sich vom deutschen, nationalen Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen (BEK), der in Deutschland vom Bundeslandwirtschaftsministerium und in Teilen auch von anderen Molkereien genutzt wird. Daher sind die Werte des Arla Klimachecks nicht direkt mit Werten nach BEK-Berechnungen vergleichbar.

Treibhausgase: Beim CO2e-Fußabdruck des Arla Klimachecks werden drei verschiedenen Treibhausgase berücksichtigt und in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet, um das Ergebnis in einen Gesamtwert zusammenfassen zu können. Bei den drei Gasen handelt es sich um Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O).


Die Molkereigenossenschaft
Arla Foods ist eine europäische Molkereigenossenschaft und gehört den rund 9.400 Arla Landwirten aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden. Das Unternehmen mit rund 20.000 Mitarbeitern erwirtschaftete 2020 einen globalen Umsatz von 10,6 Mrd. €. Arla Produkte werden weltweit unter bekannten Markennamen in mehr als 100 Ländern vertrieben. Das Unternehmen ist der weltweit größte Hersteller von Molkereiprodukten in Bio-Qualität. Deutschland gehört zu den sechs Kernmärkten des Unternehmens. Hierzulande gehört Arla Foods zu den Top Fünf der Molkereibranche und beschäftigt rund 1.750 Mitarbeiter in zwei großen Milchwerken und der Deutschland-Zentrale in Düsseldorf. Etwa 1.570 deutsche Genossenschaftsmitglieder beliefern die Werke mit Milch.

Meist gelesen

Photo
05.11.2024 • PraxisberichteChemie

SIL-konforme Sicherheitseinrichtungen für maximalen Schutz in der Prozessindustrie

In der chemischen Industrie spielt die funktionale Sicherheit eine zentrale Rolle, um Risiken für Mensch und Umwelt effektiv zu reduzieren. Dieser Artikel beleuchtet die Prinzipien und Anforderungen von Safety Instrumented Systems (SIS) gemäß den Normen IEC 61508 und IEC 61511. Erfahren Sie, wie SIL-basierte Sicherheitslösungen konzipiert, gewartet und gegen Cyberangriffe geschützt werden, um einen langfristigen, sicheren Betrieb zu gewährleisten.

Photo
11.09.2024 • PraxisberichtePharma

Spritzen mit RFID-Chip

Wie kann die Sicherheit von Arzneimitteln noch gesteigert werden? Tracing, tracking, and packaging in der biopharmazeutischen Produktion ist ein Lösungsweg. Mit Hilfe von RFID-Sendern wird die individuelle Nachverfolgbarkeit einer jeden Spritze während des gesamten Produktionsprozesses gewährleistet.