Carbon Capture-Pilotanlage im Industriepark Höchst startet dreimonatige Testphase
Infraserv Höchst hat gemeinsam mit GEA eine Carbon Capture-Pilotanlage an der Klärschlammverbrennungsanlage des Industrieparks Höchst in Betrieb genommen. Ziel ist es, die technische Machbarkeit der CO₂-Abscheidung aus Rauchgasen zu prüfen. Die Anlage wird drei Monate lang betrieben und liefert Daten zur Effizienz, Reinheit und zum Energiebedarf des Prozesses.

Im Juni 2025 nahm Infraserv Höchst eine Carbon Capture-Pilotanlage an der Klärschlammverbrennungsanlage des Industrieparks Höchst in Betrieb. Die Anlage wurde von GEA geliefert und wird für drei Monate getestet. Ziel ist es, Daten zur technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit der CO₂-Abscheidung aus Rauchgasen zu erheben.
„Pilotanlagen dieser Art sind unverzichtbar, um das Verfahren zu testen und notwendige Daten zu sammeln“, erklärt Dr. Joachim Kreysing, Geschäftsführer von Infraserv Höchst. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für mögliche größere Anlagen dienen.
Prozess und Herausforderungen
Die Pilotanlage entnimmt einen Teilstrom des Rauchgases direkt am Kamin der Klärschlammverbrennungsanlage. Dieses Gas wird mit einem Amin-Wasser-Gemisch behandelt, das das CO₂ absorbiert. Anschließend wird die Flüssigkeit erhitzt, um das CO₂ wieder freizusetzen.
„An der KVA wird ein Teilstrom des Rauchgases am Kamin entnommen. Dieses Rauchgas wird in die Pilotanlage geführt. Bei der CO₂-Abscheidung mit Aminen wird das CO₂ aus dem Rauchgas herausgewaschen“, erläutert Michael Schneider, R&D Engineer Carbon Capture Solutions bei GEA. „Das Rauchgas wird dazu mit einer Flüssigkeit, einem Amin-Wasser-Gemisch, in Kontakt gebracht, welche das CO₂ aufnimmt. Anschließend wird diese Flüssigkeit erhitzt, sodass das CO₂ wieder freigesetzt wird.“
Die Testphase soll Erkenntnisse zur Abtrennrate, Reinheit des CO₂, Zersetzung des Waschmittels und zum Energiebedarf liefern. Die Zusammensetzung des Rauchgases stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.
Nutzungspotenziale und Kreislaufwirtschaft
Ein Teil des abgeschiedenen CO₂ stammt aus biogenen Quellen. Dieses biogene CO₂ gilt als klimaneutral, da es zuvor durch Pflanzen aus der Atmosphäre entnommen wurde. Infraserv Höchst plant, dieses CO₂ künftig Start-ups zur Verfügung zu stellen, die es mit grünem Wasserstoff und Strom in Synthesen einsetzen.
„Wir wollen im Industriepark Höchst die besten Voraussetzungen dafür schaffen, um unseren Kunden den Weg in Richtung Nachhaltigkeit zu ermöglichen. Dazu gehören auch die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten von CO₂“, so Dr. Kreysing.
Bereits in der Vergangenheit wurde im Projekt ICO2CHEM CO₂ aus der Biogasaufbereitungsanlage des Industrieparks zu synthetischen Produkten weiterverarbeitet. Heute liefert Infraserv dieses CO₂ an die Power-to-Liquid-Anlage von INERATEC, wo es zu E-Kerosin und anderen Kraftstoffen umgewandelt wird.
Förderung und Perspektive
Das Projekt wird durch das EU-Programm IS2H4C („From Industrial Symbiosis to Hubs for Circularity“) gefördert. In vier europäischen Regionen, darunter der Industriepark Höchst, werden Konzepte für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft erprobt. Dabei steht die industrielle Symbiose im Fokus: Unternehmen teilen Ressourcen, Energie und Infrastruktur, um Emissionen zu senken und Effizienz zu steigern.
Die Ergebnisse der Pilotphase sollen als Entscheidungsgrundlage für mögliche großtechnische Anlagen dienen. Dr. Sirko Ogriseck, Projektleiter bei Infraserv Höchst, betont: „Im Kern geht es um die Bewertung des Energiebedarfs, der Effizienz und der Kosten einer großtechnischen Abscheidungsanlage an einer Verbrennungsanlage.“