23.10.2020 • PraxisberichteBierBrauereiBrauerei Fohrenburg

Die Traditionsbrauerei Fohrenburg verbraucht 100.000 kWh Strom weniger pro Jahr und sparte so 53 t Kohlendioxid-Emissionen

Die Klimaziele der Europäischen Union sind eng verknüpft mit der Thematik einer verbesserten Energieeffizienz. Knappe Ressourcen sollen so geschont und der CO2-Ausstoß vermindert werden. Viele Industrieunternehmen haben bereits damit begonnen ihren Energieeinsatz zu optimieren. Die Vorarlberger Traditionsbrauerei Fohrenburg zählt dazu. Mit einer neuen MSR-Lösung spart sie rund 100.000 kWh Strom ein – und das jedes Jahr.
 
Die Brauerei Fohrenburg gilt in puncto Qualitätsanspruch und Umweltschutz als vorbildlich handelndes Unternehmen. Das liegt den Vorarlbergern auch im Blut, wird uns von Christan Schneider bestätigt, Leiter Elektrotechnik bei Fohrenburg. Vermutlich weil man hier der Natur doch ein Stückchen näher ist als anderswo. Kein Wunder, dass das für jungfräuliche Reinheit stehende Einhorn Pate für Markenzeichen des Traditionsunternehmens stand. Und so ist es schon fast eine Selbstverständlichkeit, dass bei Modernisierungs- und Erweiterungsmaßnahmen immer auch ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Nicht von ungefähr kommt es, dass die Fohrenburger nun auch ein Bio-Bier im Sortiment führen und außerdem mit Stolz das Ökoprofit-Zertifikat des Landes Vorarlberg tragen. 
„Für ein Unternehmen in der Lebensmittelindustrie ist Umweltbewusstsein in jeder Hinsicht unumgänglich“, so Christian Schneider weiter, „Umweltmaßnahmen werden seit Jahren bei uns umgesetzt, z. B. durch den Einsatz von LED-Beleuchtung oder neue Kompressoren“. Neuen Lösungen zur Optimierung der Energieeffizienz steht man bei Fohrenburg daher grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.
 
Es war der traditionsreiche Bregenzer Elek­troinstallationsbetrieb Kiechel & Hagleitner, der Schneider auf eine weitere Möglichkeit zur Energieeinsparung aufmerksam machte. Eine vermeintlich kleine Stellschraube nur, die jedoch große Veränderungen nach sich ziehen kann, wenn an ihr gedreht wird: die Reduzierung der ohnehin im Unternehmen anfallenden Energieverluste. Gemeint ist damit Strom, der bereits abgerufen und bezahlt wurde, aber nicht genutzt wird bzw. ins Leere fließt. Und das sowohl im privaten Haushalt als auch in Unternehmen. So gehen in Deutschland jedes Jahr rund 18 Mrd. kWh Strom durch Energieverluste verloren – Tendenz steigend. 
 
Stromverluste steigen parallel zur sinkenden Netzqualität 
Verloren geht er deshalb, weil sich in vielen Gebäuden und Fertigungsstätten die Qualität der Stromübertragung in den letzten Jahren verschlechtert hat. Das liegt an der Bauart neuer moderner elektrischer Geräte und Maschinen. Diese verursachen Verzerrungen im Stromnetz und wirken sich negativ auf die Effizienz der Übertragung aus: der Widerstand bei der Stromübertragung wird erhöht, die Effizienz der Leistungsübertragung sinkt. Genau wie die eines Schwimmers, der plötzlich ein durch Sturm aufgewühltes Meer durchqueren muss – anstelle einer glatten Wasseroberfläche.
 
„Unser Elektroinstallationspartner schlug uns deshalb eine Lösung vor, mit der die Oberwellen geglättet werden können: das EPplus-System von Livarsa. Die Glättung wird durch den Aufbau eines Magnetfeldes erzielt. Dieses stellt ebenfalls Strom her – nämlich Induktionsstrom – der dann als Gegenstrom fungiert. Der Strom fließt durch deutlich weniger Widerstand als vorher“, erklärt Christian Schneider. Er war von dem Gedanken, auf diese Weise jedes Jahr bis zu 80.000 kWh Strom zu sparen, sofort angetan. Als klar war, dass die genaue Ersparnis außerdem durch das ECV Messverfahren (Energy Comparison Value) nachgewiesen werden kann, fiel im November 2016 die Entscheidung für die Einführung der Energieeffizienzlösung. Dabei wird die Einsparung durch den direkten Vergleich aufeinanderfolgender Messintervalle gemessen, die sich durch eine Aufzeichnungsdauer auszeichnen. Es war das erste Mal, dass Livarsa dieses durch die Hochschule Offenburg validierte Verfahren zum Einsatz brachte.
 
Ausmaß der Einsparung überraschte
145.000 l Bier produziert Fohrenburg täglich – jede Stunde werden rund 50.000 Flaschen abgefüllt. Dafür verbrauchte das Unternehmen bis zur Einführung der Livarsa-Lösung jährlich 1,9 Mio. kWh Strom. Besonders viel Strombedarf fällt beim Brauprozess, bei der Abfüllung und der Drucklufterzeugung an. Seit Einführung der Livarsa-Lösung im Frühjahr 2017 ist er nun deutlich geringer. 
Installiert wurde die Lösung direkt am Einspeisepunkt – der Niederspannungshauptverteilung (NSHV): zwei zentral in der Werkshalle platzierte 630 KVA Trafos, über die sämtliche Maschinen laufen. Die Implementierung des Epplus-Systems erfolgte an einem Samstag, da der Strom dazu für rund vier Stunden lang abgeschaltet werden muss. Für den Anschluss fielen nur geringfügige Vorbereitungen an den Trafos an. Die übernahm – ebenso wie die komplette Installation – ein erfahrener Mitarbeiter des Elektroinstallationsbetriebs Kiechel & Hagleitner. Auf diese Weise wurden auf Seiten der Fohrenburger keine Ressourcen gebunden. Eine an die Inbetriebnahme anschließende Überwachungsphase entfiel, da das System eventuelle Störungen über eine entsprechende Software sofort allen Beteiligten mitgeteilt hätte. 
 
Zwei Wochen nach der Installation erfolgte die erste offizielle Messung der erzielten Stromersparnis. Dazu kam das Livarsa-Team zu ­Fohrenburg in Haus – und weil doppelt besser hält, wurde zur Messung auch der städtische Energieversorger Illwerke VKW eingeladen. Als neutrale Instanz brachte diese ihre eigenen Messgeräte mit und bestätigte schließlich das Messergebnis: Eine Energieersparnis von 5,37 % – und damit rund 100.000 kWh Strom jedes Jahr und 53 t weniger CO2-Emissionen.
Dazu Christian Schneider: „Wir waren über das Ausmaß der Ersparnis sehr überrascht. Zwar hatten wir aufgrund von Referenzprojekten die Kaufentscheidung getroffen – aber das Messergebnis schwarz auf weiß vor Augen zu haben, war doch sehr beeindruckend. Wir sind stolz darauf, das erste Anwenderunternehmen zu sein, in dem diese Messung vorgenommen wurde. Und natürlich auch darauf, dass wir durch das System nicht nur Kosten sparen, sondern auch zur ­Ressourcenschonung beitragen“. Die Zusammenarbeit mit Livarsa bringt Schneider auf den Punkt: „Sehr engagiert, sehr professionell und sehr persönlich“. 
 
Stromverluste reduzieren haben bisher wenige auf dem Radar
Die Brauerei Fohrenburg hat mit der Einführung der Energieeffizienz-Lösung erfolgreich an einer weiteren Stellschraube gedreht, um wirtschaftlich und zugleich auch ökologisch zu handeln. Das ist wichtig, denn gerade im Raum Vorarlberg spielt das Thema Umweltschutz nicht nur für die Verbraucher, sondern auch für viele Unternehmer eine große Rolle – weniger als der Strompreis, denn der liegt deutlich unter dem in Deutschland. „Der respektvolle Umgang mit der Natur liegt uns sehr am Herzen“, bestätigt Christian Schneider. „Vielleicht, weil wir ihr hier besonders nah sind“. Man tut also viel dafür, sie zu erhalten. Da aber in Österreich keine Atomkraft zum Einsatz kommt, sind die Möglichkeiten für eine umweltfreundliche Produktion begrenzt. 
Lösungen zur Optimierung der Energieeffi­zienz sind daher eine attraktive Alternative, wenn andere Potenziale wie der Umstieg auf LED, Zukauf von Dampf oder Wärmerückgewinnung bereits ausgeschöpft wurden oder finanziell aktuell nicht machbar sind. Dennoch haben viele Unternehmen die Reduzierung vom Stromverlusten noch nicht auf dem Radar – denn bei den meisten angebotenen Lösungen fehlt der finale Nachweis, dass Einsparungen tatsächlich erzielt werden. Und wenn ja, in welcher Höhe. Anders beim Livarsa Epplus-System, weshalb die Lösung derzeit die einzige ist, deren Anschaffung sogar BAFA gefördert wird.
Die Fohrenburger waren jedoch schon vor der Einführung dieser Förderungsmöglichkeit überzeugt – und profitieren nun bereits seit vollen drei Jahren von beidem: reduzierten Stromkosten und weniger CO2-Emissionen. Damit sind sie echte Vorreiter im Sinne des von der EU angestoßenen unternehmerischen Wandels hin zu mehr umweltfreundlichem Handeln. Das Zeichen des Einhorns, das nicht nur für Kraft und Ausdauer steht, sondern auch für jungfräuliche Reinheit, trägt die Brauerei damit auch in Zukunft zu Recht. 
 

Autor und Unternehmen
Salvi Donato ist – gemeinsam mit Mario Ditella – Gründer und Geschäftsführer der Livarsa GmbH. Der gelernte Elektriker beschäftigt sich bereits 1993 mit den Themen Gebäudeautomation und Energieeffizienz. Er blickt auf über 30 Jahre Erfahrung im Projektgeschäft zurück und sammelte auf diesem Gebiet umfangreiches Know-how, das er heute erfolgreich für seine Kunden nutzt.
 
Die Livarsa GmbH ist ein Anbieter von Konzepten und Hardware-Lösungen zur Optimierung des Strombedarfs im innerbetrieblichen elektrischen Niederspannungsnetz. Dabei liegt der Schwerpunkt auf energieintensiven Industrien wie bspw. Herstellern von Stahl, Baustoffen, Glas, Papier, Automotive-Bauteilen, chemischen Grundstoffen, Lebensmitteln und Getränken bis hin zu Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie. Zu den Kunden zählen mittelständische Unternehmen und international agierende Konzerne, darunter Metro Cash & Carry, McDonalds, ­DePuySynthes, Bauser Kunststofftechnik, Schuler Präzisionstechnik, Grieshaber Präzisionstechnik. 
Livarsa wurde 2010 gegründet und hat ihren Sitz in Deutschland und der Schweiz. Den Vertrieb und die Implementierung der Lösungen unterstützt ein Netzwerk erfahrener Partnerunternehmen, darunter Energieversorger, Elektroplaner, Elektroinstallationsbetriebe und Spezialisten für Trafo- und Schaltanlagenbau.

 

 

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