Ein neues Hochregellager der Kardex Mlog bildet das Herzstück des neuen Logistikzentrums von Kärntnermilch

Mit Frische, Qualität und Regionalität trotzt die österreichische Kärntnermilch dem Preisdruck in der Molkereiindustrie.

Mit Frische, Qualität und Regionalität trotzt die österreichische Kärntnermilch dem Preisdruck in der Molkereiindustrie. Dahinter steht eine ausgefeilte Logistik, die mit einer 8 Mio. € - Investition nun neuen Schub bekommen hat. Am Stammsitz in Spittal errichtete das Unternehmen ein Logistikzentrum, dessen Herzstück ein neues Hochregallager der Kardex Mlog bildet. Inbetriebnahme war im Mai 2016.

Angemessene Preisgestaltung und hocheffiziente Prozesse

Eine klare Positionierung im Markt, die eine angemessene Preisgestaltung ermöglicht und hocheffiziente Prozesse, mit denen sich die Kosten im Griff halten lassen – das sind die wichtigsten Hebel, um in einem wirtschaftlich anspruchsvollen und wettbewerbsintensiven Marktumfeld eine angemessene Rendite zu sichern. Kärntnermilch in Spittal setzt beide in Bewegung. Als Gesamtanbieter der weißen, bunten und gelben Palette im konventionellen und im Bio-Bereich verarbeitet die Genossenschaft jährlich über 120 Mio. l Milch von rund 1.300 Bauern aus Kärnten zu hochwertigen regionalen Milchprodukten und bringt diese binnen kürzester Zeit in den Handel. So gelangt die frische Vollmilch beispielsweise innerhalb von 24 Stunden direkt von den Kärntnermilch-Landwirten in die Kühlregale. In den Zeiten, in denen keine Frischmilch ausgeliefert wird, geht es in die Weiterverarbeitung. 400 verschiedene Produkte entstehen so an 365 Tagen im Jahr, darunter allein dreißig Käsesorten, alle gentechnikfrei, frisch und aus der Region. Diese erfreuen sich auch überregional großer Beliebtheit, neben den direkten Nachbarn werden so exotische Ziele wie Dubai von Oberkärnten aus beliefert.

Wertschöpfung durch Logistik

Mit diesem Konzept ist eine hohe Wertschöpfung in der gesamten Kette gewährleistet, andererseits müssen Produktion und Logistik entsprechend dimensioniert und exakt getaktet sein. Mit dem neuen Logistikzentrum beseitigt das Oberkärntner Unternehmen nun einen Engpass, der mit dem Wachstum der vergangenen Jahre nicht mithalten konnte. Bei nahezu unveränderten Lagerkapazitäten hatten sich die Verkaufszahlen seit dem Jahr 2000 praktisch verdoppelt. Eine Erweiterung im Bestand hätte aufgrund der baulichen Gegebenheiten auf Sicht keine ausreichende Abhilfe schaffen können, daher entschied sich die Unternehmensleitung für einen Neubau. Bei der Ausschreibung setzte sich Kardex Mlog als Generalunternehmer durch. Der Anbieter hat bereits für eine Reihe von Molkerei-Betrieben in der DACH-Region vergleichbare Anlagen realisiert, darunter Alpenmilch Salzburg, Heideblume und Elsdorfer. „Jedes dieser Lager hat seine speziellen Besonderheiten, von der individuellen Steuerungskonfiguration bis zum fahrerlosen Lkw-Shuttle“, so Andreas Koch, Vertrieb bei Kardex Mlog und Spezialist für Hochregalkühllager, „allen gemeinsam sind jedoch die hohen Ansprüche an Hygiene, Prozesssicherheit und Energieeffizienz.“ Letztere spielt angesichts der verschiedenen Klimazonen im Lager eine besonders große Rolle, die Temperaturen liegen konstant zwischen +2 oC und +6 oC. Diese Tatsache brachte dem HRL in der Regionalpresse schon vor der Inbetriebnahme den Spitznamen „Größter Kühlschrank Kärntens“ ein, was nicht ganz abwegig ist, folgt man Andreas Koch: „Isolierung und Dämmung spielen eine vergleichbare Rolle – nur eben in einem ganz anderen Maßstab“.

30% höherer Umschlag

In Spittal entstand in knapp einem Jahr ein Hochregallager von großem Fassungsvermögen bei überschaubaren Dimensionen. Bei einer Länge von unter 50 Metern und rund 15 Metern Breite bietet es mit 2.900 Palettenstellplätzen in zwei Gassen reichlich Raum für Euro- oder Kunststoffpaletten. Unmittelbar angrenzend wurden ein Kommissioniergebäude und ein eingeschossiger Expeditbereich mit integriertem Bürotrakt errichtet. Als Generalunternehmer verantwortete Kardex Mlog die Gewerke Stahlbau, Dach- und Wandverkleidung sowie die gesamte Systemtechnik.

Die doppelttiefe Ein- und Auslagerung der Paletten erfolgt über zwei Regalbediengeräte des Typs Msingle A-ZT mit einer Höhe von über 20 Metern und einer Traglast von 800 Kilogramm. Bei Spielzahlen von 37 Palettenbewegungen lassen sich pro Tag bis zu 800 Paletten umschlagen – gut ein Drittel mehr als in der alten Anlage. Wurden zuvor noch zahlreiche Distributionsprozesse manuell abgewickelt – der Transport der versandfertigen Ware von der Produktion erfolgte bis zum Übergabepunkt automatisch, die Ein- und Auslagerung jedoch manuell – wurde der Automatisierungsgrad mit dem Neubau deutlich erhöht. Ein wesentlicher Effekt der Prozessoptimierung: Die Zahl zeit- und kapazitätsbindender Umlagerungen konnte durch die Umstellung auf vollautomatische Regalbediengeräte (RBG) auf ein Minimum reduziert werden.

Die Steuerung der RBG sowie der Fördertechnik mit über 100 Antrieben erfolgt zentral über das Lagerverwaltungssystem N-GIN; sämtliche Abläufe und Betriebszustände lassen sich über das Kardex Mlog eigene Visualisierungssystem Mvisu in Echtzeit überwachen. „Ein wichtiger Beitrag zur Betriebssicherheit der Anlage“, so Helmut Petschar von Kärntnermilch. Für den Direktor stellt das Lager nicht nur eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens dar, sondern auch einen Beweis dafür, dass sich durch Effizienzsteigerungen auch in Zeiten sinkender Milchpreise eine verantwortungsbewusste, regional verankerte Produktion wirtschaftlich darstellen lässt.


Das Unternehmen

Kardex Mlog Neuenstadt am Kocher ist einer der führenden Anbieter für integrierte Materialflusssysteme und Hochregallager. Das Unternehmen verfügt über mehr als 45 Jahre Erfahrung in der Planung, Realisierung und Instandhaltung von vollautomatischen Logistiklösungen. Die drei Geschäftsbereiche Neuanlagen, Modernisierung und Customer Service stützen sich auf die eigene Fertigung in Neuenstadt. Kardex Mlog gehört zur Kardex-Gruppe und beschäftigt 274 Mitarbeiter, der Umsatz für das Jahr 2015 liegt bei 64,4 Mio. €.


 

Meist gelesen

Photo
13.11.2024 • PraxisberichteLebensmittel

KI als Gamechanger

Die Chance besteht, mit KI die Produktivität zu steigern, Lebensmittel nachhaltig und sicher zu liefern und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu verbessern.

Photo
05.11.2024 • PraxisberichteChemie

SIL-konforme Sicherheitseinrichtungen für maximalen Schutz in der Prozessindustrie

In der chemischen Industrie spielt die funktionale Sicherheit eine zentrale Rolle, um Risiken für Mensch und Umwelt effektiv zu reduzieren. Dieser Artikel beleuchtet die Prinzipien und Anforderungen von Safety Instrumented Systems (SIS) gemäß den Normen IEC 61508 und IEC 61511. Erfahren Sie, wie SIL-basierte Sicherheitslösungen konzipiert, gewartet und gegen Cyberangriffe geschützt werden, um einen langfristigen, sicheren Betrieb zu gewährleisten.