11.07.2018 • PraxisberichteAutomatisierungCobotGewürze

Eine kollaborierende Roboterhand von Onrobot im Gewächshaus

Der Anbau und Vertrieb von frischen, aromatischen Kräutern erfordert viel Fingerspitzengefühl.

Der Anbau und Vertrieb von frischen, aromatischen Kräutern erfordert viel Fingerspitzengefühl. Nur mit Hilfe intelligenter Automatisierungslösungen sind in diesem Umfeld effiziente und wettbewerbsfähige Produktions- und Arbeitsbedingungen möglich. Aus diesem Grund hat sich die Rosborg Food Holding, größter Produzent von Kräutern und Miniaturpflanzen in Dänemark, entschieden, im Umgang mit den empfindlichen Pflanzen auf die sensiblen, flexiblen Roboter-Greifer von Onrobot zu setzen.

Im dänischen Odense erstrecken sich die Gewächshäuser der Rosborg Food Holding auf rund 120.000 m2. In ihrem Inneren gedeihen Minze, Dill, Estragon und andere köstliche Pflanzen sowie Miniaturrosen in einer State-of-the-Art Produktionseinrichtung. Hier produzieren, verpacken und verkaufen die insgesamt 130 Mitarbeiter jährlich 28 Mio. Kräuterpflanzen und 12 Mio. Miniaturpflanzen unter Produktnamen wie Gloria Mundi, Økologihaven oder Eurostar. Bereits seit 1980 produziert das dänische Pflanzenzuchtunternehmen Gewürze und Miniblumen für den Einzelhandel und die Gastronomie. Doch die ständig wachsende Nachfrage am variantenreichen Produktsortiment bei gleichzeitig hoher Saisonalität kann das Unternehmen nur durch umfassende Rationalisierungs- und Automatisierungsmaßnahmen bewältigen.

Bessere Arbeitsbedingungen und mehr Produktivität
„Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Produktivität und Wirtschaftlichkeit unserer Arbeitsabläufe zu verbessern“, sagt Henning Jørgensen, Teilhaber und Betriebsleiter von Rosborg Food Holding. „Indem wir Automatisierungslösungen für monotone, körperlich schwere Aufgaben finden, können wir unsere Mitarbeiter entlasten. Gleichzeitig gelingt es uns mit Robotertechnik, die Zahl der Überstunden und die Inanspruchnahme von Zeitarbeitskräften zu reduzieren.“
Die Führungskräfte bei Rosborg wünschten sich mehr Kapazitäten, die ihnen im Tagesbetrieb zur Verfügung stehen, um die Produktionsleistung in Spitzenzeiten wie zu Weihnachten, Neujahr oder Ostern verdoppeln können, ohne hohe Ertragseinbußen durch Überstunden und Ersatzarbeitskräfte hinnehmen zu müssen. „Bislang schrumpften unsere Gewinnmargen in solchen Zeiten mit hohen Produktionsmengen. Darum stehen auch unsere Mitarbeiter der Aussicht positiv gegenüber, kollaborative Robotertechnologien als Produktionsunterstützung zu nutzen, um dadurch effizienter arbeiten zu können und weniger Überstunden leisten zu müssen“, beschreibt Jørgensen die Situation.
2013 leitete ein neuer Eigentümer einen Prozess der grundlegenden Modernisierung der gesamten Produktion des Unternehmens ein. Dabei wurden 37 Mio. dänische Kronen in neue, hocheffiziente Gewächshäuser mit Automatisierungstechnik und Robotern investiert. Gleichzeitig hat Rosborg sein Produktsortiment erweitert und erfüllt damit auch die zunehmende Nachfrage nach anderen Kräuterarten als den traditionell in der skandinavischen Küche verwendeten Gewächsen. Neben Robotern und Mitarbeitern sind zehn verschiedene Arten nützlicher Insekten in den Gewächshäusern im Einsatz, um Schädlinge von den Pflanzen fernzuhalten.

Roboterhand mit Fingerspitzengefühl
Eine der neuesten Automatisierungsinvestitionen ist eine flexible Verpackungsanlage mit einem sogenannten „Cobot” von Universal Robots, einem kollaborierenden Roboter, der mit dem neuen RG6-Greifer von Onrobot bestückt ist. Die beiden „Finger“ des Roboter-Greifers sind mit intelligenter, fortschrittlicher Technik ausgestattet, die den intuitiven Tastsinn des Menschen beim Greifen und Bewegen von Gegenständen nachahmt.
„Wir waren auf der Suche nach einem Greifer, der die Kräuter und Blumen behutsam anheben kann, ohne sie dabei zu zerquetschen“, erläutert Betriebsleiter Jørgensen. „Unsere Wahl fiel auf einen RG6-Greifer, der sich sowohl durch sanfte und vorsichtige Greifbewegung sowie durch Präzision und Flexibilität auszeichnet. Unsere neue Lösung automatisiert das Falten von Verpackungskartons und das Platzieren der Kräuterfeinschnitte in die Faltschachteln.“
Die kollaborierenden Roboter der neuen Generation stellen dabei völlig unterschiedliche Anforderungen an die Roboterhand am Ende des Roboterarms. „Was der Greifer können muss, hängt ganz von der gewählten Aufgabe ab“, sagt Enrico Krog Iversen, CEO des Greiferherstellers Onrobot. „Je nutzerfreundlicher, flexibler und vorsichtiger der Greifer ist, umso größer ist die Vielfalt der Aufgaben, die sich damit automatisieren lassen, und umso schneller amortisieren sich Roboter und Greifer für den Käufer.“ Dies bestätigt auch Jørgensen: „Bei der Wahl unserer Lösung war die beste Amortisationszeit für uns natürlich auch sehr wichtig.“

Witzige Spielereien für einen gelungenen Start
Rosborg Food entschied sich bei der Einführung der Robotertechnik in Dänemark für einen spielerischen, interaktiven Ansatz. „Bevor wir überhaupt wussten, was genau wir eigentlich automatisieren wollen, haben wir einen Roboterarm und einen Greifer über den Integrator MELCNC angeschafft“, sagt Jørgensen. „Damit haben wir experimentiert und einige witzige Anwendungen erfunden.“ So lernten die Mitarbeiter Roboterarm und -greifer von Anfang als einfach zu bedienendes, nützliches Hilfsmittel kennen. „Einmal haben wir den Cobot so programmiert, dass er den Namen des Chefs an dessen Geburtstag auf eine Tafel schreiben konnte. Und bei der offiziellen Einweihung eines neuen Gewächshauses hat der Roboter Jane Jegind, Stadtratsmitglied von Odense, die Schere zum Durchschneiden des roten Bandes in die Hand gedrückt“, erinnert sich der Betriebsleiter.
Die Konfiguration der Anwendungen, wie auch der automatisierten Verpackungslösung, funktioniert so intuitiv in ihrer Handhabung, dass auch Mitarbeiter, die keine Erfahrung mit Robotern haben, diese vornehmen können. Hierzu genügt es einfach, die Einstellungen auf dem Touchscreen des Roboterarms entsprechend anzupassen, um z. B. die Anwendung für die Verpackung anderer Produktarten konfigurieren können. Auch die Software zur Steuerung des RG6-Greifers ist äußerst benutzerfreundlich. Sie lässt sich wie eine App auf dem Smartphone per Knopfdruck auf dem Roboterarm installieren.
Henning Jørgensen plant bereits die nächsten Schritte in Sachen Automatisierung der Rosborg Food Holding: „Das nächste Projekt wird die Anschaffung eines weiteren kollaborierenden Roboters mit passendem Greifer zur Bestückung einer Schneidemaschine für die Kräuter sein.“ Arm und Greifer sollen die Pflanzen in Zukunft vorsichtig aufnehmen, drehen und dann auf das Transportband zur Schneidemaschine legen.
 

Kollaborierende Roboter und Greifer
Eine vollständig kollaborative Roboteranwendung muss aus Sicht der Beteiligten drei Kriterien erfüllen: Erstens muss sie die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleisten, die ohne Schutzvorrichtungen direkt neben dem Roboter tätig sind. Zweitens muss sie anwenderfreundlich und einfach zu installieren, zu konfigurieren und zu bedienen sein. Und drittens muss das Produkt profitabel und effizient sein. Die Greifer von Onrobot erfüllen diese Kriterien alle. Sie sind in zwei Größen erhältlich: in Form des RG2 mit einer Traglast von zwei Kilogramm sowie in Form des RG6 mit einem noch größeren Arbeitsbereich und einer Traglast von bis zu sechs Kilogramm.
Während traditionelle Robotergreifer oft mit Druckluft betrieben werden, entfällt bei den elektrisch betriebenen und digital gesteuerten Greifern von Onrobot das Kabelgewirr, wie man es oft an Roboterarmen sieht und das sich leicht im Roboterarm und anderen Installationen verfangen kann. Das wirklich Besondere an den Onrobot-Greifern ist jedoch ihre direkte Verbindung mit der internen Verkabelung des Roboters selbst. Zudem ist die Benutzeroberfläche des Greifers sowie seine gesamte Steuerung in die Bedienoberfläche des Roboters selbst integriert.

 


Onrobot 
Onrobot, mit Sitz im dänischen Odense, bietet seinen Kunden innovative und flexibel anpassbare Plug-and-Play Greifer für die Mensch-Roboter-Kollaboration. Die Produkte des Unternehmens ermöglichen es Produzenten, sämtliche Vorteile, die sich aus dem Einsatz kollaborierender Roboter ergeben, optimal für sich auszuschöpfen: leichte Bedienbarkeit, Kosteneffizienz und Sicherheit in unmittelbarer Nähe von Mitarbeitern. Die äußerst vielseitigen Greifer von Onrobot werden direkt am Roboterarm montiert und sind mit allen Robotermodellen von Universal Robots kompatibel. Sie sind betont einfach konstruiert, sodass sie ohne Hilfe von Ingenieuren programmiert und bedient werden können. Anwender können somit ihre Unternehmen schnell weiterentwickeln und Prozesse kostengünstig automatisieren. Onrobot wurde im Jahr 2014 von Bilge Jacob Christiansen und Ebbe Overgaard Fuglsang gegründet. Der Danish Growth Fund (Vækstfonden) sowie die ehemaligen führenden Mitarbeiter von Universal Robots Enrico Krog Iversen und Thomas Visti sind als Investoren an dem Unternehmen beteiligt.

 

 
 

Themenspotlight

Digitalisierung industrieller Prozesse

Digitalisierung industrieller Prozesse

Die Digitalisierung in der Prozessindustrie ist ein Schlüssel für mehr Effizienz im Anlagenbetrieb, in der Instandhaltung und im Personaleinsatz, für die Kreislaufführung von Rohstoffen und nicht zuletzt zur Senkung der CO2-Emissionen.

Themenspotlight

Wasserstoff für die Prozessindustrie

Wasserstoff für die Prozessindustrie

Wasserstoff gilt als eines der Schlüsselmoleküle für die Energiewende und die Transformation der Chemieindustrie. Lesen Sie gesammelt alle Inhalte rund um das Thema Wasserstoff in der Prozessindustrie.

Meist gelesen