Fleisch nachhaltig verarbeiten
In Zeiten des Klimawandels zählt es mehr denn je, Fleischprodukte ohne Verluste zu verarbeiten. Ein neues Anwendungszentrum sagt der Lebensmittelverschwendung den Kampf an. Wie das nachhaltige Schneiden und Portionieren der kostbaren Lebensmittel gelingt, zeigt der Maschinenbauer TVI Entwicklung und Produktion in seinem Training and Application Center (TAC) in Bruckmühl.
Was kann die Menschheit gegen den Klimawandel unternehmen? Nicht nur Verkehr und Industrie sind Stellschrauben, um die globale Erwärmung zu verlangsamen. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit Lebensmitteln hat das Potential, einen Beitrag zu leisten. Schließlich verursachen Produktion und Lieferketten erhebliche CO2-Emissionen. Doch viele Menschen verspielen diese Möglichkeit, indem sie unachtsam mit Lebensmitteln umgehen. Der Beweis: 11 Mio. t Lebensmittel im Wert von 25 Mrd. € landen in Deutschland jedes Jahr im Müll, erklärt das NRW-Umweltministerium. 275.000 Sattelschlepper wären erforderlich, um den Ausschuss zu transportieren.
Der Anteil der Lebensmittelindustrie
Was tun gegen diese Flut der verschwendeten Lebensmittel? Zum einen können Privathaushalte sorgsamer mit Nahrung umgehen. Denn dort landen die größten Mengen im Müll. Zum anderen kann die Lebensmittelindustrie in die Verantwortung treten und ihre Prozesse optimieren. Denn dort fallen jährlich 1,85 Mio. t. Verluste an – u. a. deshalb, weil ein Teil der Produkte nicht internen Qualitätskriterien entspricht und zu viel Verschnitt anfällt. Dabei gibt es längst genügend Lösungen für eine nachhaltige Verarbeitung. Beispielsweise bei der TVI Entwicklung und Produktion GmbH in Bruckmühl bei München. Das Unternehmen entwickelt seit 2004 Hightech-Anlagen, mit denen Industriebetriebe, Gastronomen und Händler Fleischprodukte wie Steaks, Schnitzel, Rouladen, Koteletts, Grillfackeln und Schaschlik verarbeiten – darunter Maschinen zum Schneiden, Temperieren, Formen, Portionieren und Wiegen. Seit 2017 unter dem Dach der Multivac Gruppe.
Softwaregestützte Schneidemaschinen
„Wir wissen um die Problematik der weltweiten Lebensmittelverschwendung. Deshalb optimieren wir unsere Maschinen derart, dass sie restefreie und ausbeutemaximierte Ergebnisse liefern“, sagt Alex Rysanek, Vice President Sales bei TVI. „Allein mit softwaregestützten Schneidemaschinen, die sich Produkten flexibel anpassen und Verschnitt um 2 % reduzieren, können Lebensmittelproduzenten, Händler und Gastronomen in Summe einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.“
Das TAC simuliert die Produktionsumgebung des Kunden. Doch eignen sich die Maschinen von TVI für jeden Einzelfall? Schließlich sind Lebensmittel oft einzigartig und ebenso ihre Weiterverarbeitung. So können schon wenige Grad Temperaturunterschied dazu führen, dass Fleisch beim Schneiden völlig anders reagiert. „Da sich unsere Kunden vor einer Investition von den Vorzügen unserer Lösungen überzeugen möchten, haben wir ein Anwendungszentrum gebaut, das sich von klassischen Showrooms in einem wesentlichen Punkt unterscheidet. Denn wir können in unseren Präsentationsräumen die Produktionsumgebung des Kunden simulieren. Das gibt ihm die Gewissheit, dass die Maschine nicht nur im Showroom, sondern auch im Alltag erfolgreich arbeiten wird“, so Alex Rysanek.
Das TAC ist Bestandteil eines neuen Werks, das TVI im Zuge eines Expansionskurses 2020 in Bruckmühl in Betrieb genommen hat. Der 17,5 Mio. € teure Komplex umfasst auf einer Fläche von 9.000 m2 eine Produktionshalle für Montage, Vorfertigung, Logistik und Entwicklung, ein Bürogebäude sowie das 1.400 m2 große TAC. Dort befinden sich drei voll ausgestattete Vorführräume mit Maschinen für das Frosten, Portionieren, Einlegen, Verpacken und Beschriften von Fleischprodukten. Maschinen, mit denen Experten von TVI mit den Produkten des Kunden unter realen Bedingungen Machbarkeitstests durchführen. Dafür lassen sich die Räume z. B. auf bis zu 5 °C kühlen. Zudem existiert ein lebensmittelkonformer Weißbereich mit einer Hygieneschleuse. „Kunden können somit vor dem Kauf sehen, wie sich Produkte unter ihren Bedingungen verhalten“, so Alex Rysanek. „Das gibt ihnen die Möglichkeit, die Lösungen in Ruhe hinsichtlich Leistung, Return-of-Invest und Give-away zu beurteilen.“
Schritt für Schritt zum Profi an der Maschine
Die Investition in eine Maschine allein ist kein Garant für einen nachhaltigen Prozess. Ebenso wichtig: Mitarbeiter, welche die Maschine optimal bedienen. Um sie zu schulen, hat TVI im TAC neben den Showrooms auch ein Schulungszentrum untergebracht. Erfahrene TVI-Trainer bilden dort Kunden Schritt für Schritt zu Spezialisten an den Maschinen aus – von der Inbetriebnahme, über die Bedienung bis hin zur Wartung und Reinigung. „Das Feedback auf diese neuen Serviceleistungen im TAC ist hervorragend“, so Rysanek abschließend. „Unsere Kunden genießen Investitionssicherheit und das gute Gefühl, durch moderne Maschinen und aktuelles Know-how Produktivität und Nachhaltigkeit ihres Unternehmens zu stärken.“