17.09.2021 • PraxisberichteAchim SchienBluhm SystemeDruck

Flexible Kennzeichnung beim Winzerverein Hagnau

Im frühen Mittelalter hatten die Klöster am Bodensee einen überaus großen Bedarf an Messwein. Daher begann die Geschichte des Weinbaus hier auch schon im 7. Jahrhundert n. Chr. Wegen seiner zentralen Lage und der fruchtbaren Böden ist vor allem Hagnau am Bodensee bis heute ein sehr beliebtes Weindorf. Der Winzerverein Hagnau ist daher nicht nur die älteste Winzergenossenschaft Badens. Mit rund 52 Winzerfamilien und einer 166 Hektar großen Rebfläche ist er zudem der größte genossenschaftliche Weinbaubetrieb am Bodensee. Der Winzerverein füllt jährlich mehr als 2,2 Millionen Flaschen ab. Verschiedene Anlagen von Bluhm Systeme aus Rheinbreitbach bei Bonn kennzeichnen die Flaschen und deren Umkartons zuverlässig mit den erforderlichen Angaben. 
 
„Wir füllen vor allem kleine, individuelle Chargen ab“, erklärt Achim Schien, Weinbautechniker des Winzervereins Hagnau. „Da sollte auch die Kennzeichnungstechnik möglichst flexibel und vor allem wenig störanfällig sein!“ In der Vergangenheit hatte Achim Schien hier mit hohen Reparaturkosten und Ausfallzeiten zu kämpfen. „Das konnte so nicht weitergehen!“ erinnert er sich. „Wir sind dann schließlich auf die Systeme von Bluhm umgestiegen. Überzeugt haben uns nicht nur die problemlose Installation und Zuverlässigkeit der Anlagen, sondern zudem deren Qualität, Sauberkeit und unkompliziertes Handling.“
 
Individuelle Weinetiketten
 
Zur individuellen Bedruckung seiner Flaschenetiketten verwendet der Winzerverein einen Etikettentischdrucker vom Typ Zebra 220 XI 4. Hier legt Achim Schien die von seinen Lieferanten auf Rolle gelieferten, vorgedruckten Weinetiketten ein. Am PC erstellt er bequem die individuellen Druckdaten und startet die Druckaufträge. In Folge spult der Zebra-Drucker die Etiketten vom Großrollenabspuler ab, bedruckt sie im Thermotransferverfahren und wickelt sie anschließend über einen externen Rewinder wieder auf Rolle. Die Rolle legt Achim Schien schließlich in die Krones Etikettiermaschine ein, damit die Etiketten im Zuge des Abfüllvorgangs auf die Weinflaschen aufgebracht werden können. 
 
Großflächiger Kartonagendruck
 
Nach der Abfüllung werden die Weinflaschen in Umkartons verpackt. Damit trotz verschiedener Chargen nur eine Art von Umkarton bevorratet werden muss, sind die Kartonagen lediglich mit allgemeinen Informationen wie dem Logo und der Adresse des Winzervereins Hagnau versehen. Alle weiteren gesetzlich vorgeschriebenen Daten werden individuell aufgedruckt: Neben dem für den Verkauf benötigten EAN 13-Barcode und der amtlichen Prüfnummer sind das die Artikelnummer, der Jahrgang, die genaue Lage, Sorte und Geschmacksrichtung sowie der Alkoholgehalt des Weins.
 
Diese Fülle an Informationen erfordert eine relativ große Druckfläche. „Daher haben wir uns für ein System entschieden, das nicht nur hochauflösend druckt, sondern zudem eine besonders große Druckhöhe erreicht“, erklärt Achim Schien. Der sogenannte XB8JET von der Bluhm-Sparte Markoprint ist ein Drucksystem, das bis zu acht einzelne Tintenkartuschen ansteuern kann. In Hagnau beinhalten die Kartuschen schwarze HP-Tinte und drucken im thermischen Inkjet-Verfahren (TIJ). Dabei erzeugen winzige Heizelemente Über- und Unterdrucke in den Tintenkammern und sorgen so für den bedarfsgenauen Austritt von Tintentropfen aus den Kartuschen. Mit 600 dpi kann ein gestochen scharfes Druckbild erzeugt werden. 
 
Jede einzelne TIJ-Kartusche kann technisch bedingt in einer Höhe von maximal 12,5 mm drucken. Daher ergibt sich in Summe ein Druckbild von bis zu 100 mm, wenn die acht Druckköpfe leicht versetzt angeordnet werden. Da der Winzerverein Hagnau nur sechs Kartuschen einsetzt, wird hier ein Druckbild von bis zu 75 mm erzielt. 
 
Steuergerät zur Systemintegration
 
Während die Kartuschen direkt an der Linie sitzen, wurde das Steuergerät, das aus einem Edelstahlgehäuse mit zahlreichen Anschlussbuchsen besteht, direkt in den Schaltschrank der Anlagensteuerung integriert. Via Ethernet wird das Drucksystem über einen PC angesteuert. Die zum Lieferumfang der Markoprint-Systeme gehörende Software i-Design ermöglicht Achim Schien nicht nur eine bequeme Anpassung der Einstellungen und Änderung der Druckdaten über variable Felder. Er kann zudem über seinen PC-Bildschirm alle Kennzeichnungsprozesse überwachen und frühzeitig erkennen, wenn Tintenkartuschen zur Neige gehen sollten. 
 
Vielfalt an Kennzeichnungs­möglichkeiten
 
Da der XB8JET neben seinen acht Druckkopfschnittstellen über vier Trigger- und Drehimpulsgeberanschlüsse verfügt, könnten die acht Kartuschen an bis zu vier unterschiedlichen Produktionslinien kennzeichnen. Möglich wären also vier individuelle Druckbilder mit jeweils zwei Kartuschen und bis zu 25 mm Druckhöhe oder auch zwei verschiedene Druckbilder mit jeweils vier Kartuschen und einem Druckbild von 50 mm. 
Nicht genug der Flexibilität: Der XB8JET ist neben den TIJ-Kartuschen zudem mit Druckköpfen kompatibel, die im Piezo Inkjet-Verfahren (PIJ) kennzeichnen. Vorteile dieser Schreibköpfe sind größere Druckbilder von jeweils mehr als 100 mm. Bei acht leicht versetzt montierten Kartuschen könnte so ein Druckbild von mehr als 800 mm erzielt werden. Solche Systeme drucken in einer Auflösung von bis zu 300 dpi und eignen sich insbesondere für Großbeschriftungen. „Das Drucksystem hat noch vieles im Petto – es kann sich flexibel mit uns weiterentwickeln“, freut sich Achim Schien: „Denn Weiterentwicklung gehört dazu: Wir produzieren hier am Bodensee ja auch schon lange nicht mehr nur Messwein für die Klöster!“

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