11.10.2015 • PraxisberichteLVTWindenergieSteinkohle

Fossile Energieträger mussten deutliche Rückgänge verbuchen

2009 ist der Primärenergieverbrauch  in Deutschland gesunken und lag rund  6,5 % unter dem des Vorjahrs.

Abb. 1: Claus-Peter Barfeld, Geschäftsführer der Barfeld & Partner GmbH.
Abb. 1: Claus-Peter Barfeld, Geschäftsführer der Barfeld & Partner GmbH.

2009 ist der Primärenergieverbrauch  in Deutschland gesunken und lag rund  6,5 % unter dem des Vorjahrs. Einen  wesentlichen Grund für den ungewöhnlich  starken Abwärtstrend sieht  die internationale Managementberatung  Barfeld & Partner GmbH, die  seit 30 Jahren auch Unternehmen der  Energiebranche berät, in der rückläufigen  gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.  Im vergangenen Jahr erreichte  der Verbrauch damit das niedrigste  Niveau seit Anfang der siebziger Jahre.  Während die erneuerbaren Energien  um 4 % zulegen konnten, mussten  die fossilen Energieträger deutliche  Rückgänge verbuchen. Mineralöl blieb Spitzenreiter im deutschen Energiemix,  gefolgt von Stein- bzw. Braunkohle,  Erdgas und der Kernenergie. 

Auf Unternehmensseite erlebte die Branche  einige Veränderungen. So setzte sich beispielsweise  RWE mit seinem Übernahmeangebot für  die niederländische Essent durch und Vattenfall  stieg für 8,5 Millionen € bei Nuon ein. Schließlich  wurde noch der Erwerb von 26% der EWE-Anteile  durch EnBW vom Bundeskartellamt  durchgewunken. Auf politischer Ebene war es  die neue schwarz-gelbe Regierung, die im Mittelpunkt  stand, besonders der von ihr vorgestellte  Energieplan. Die Kernpunkte waren:  Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke,  Festhalten am Ausbau der erneuerbaren  Energie, EEG-Novelle 2012, Umsetzung  der CCS-Richtlinie der EU, Erkundung  des Endlagers Gorleben und Gründung einer  bundesweiten Netzgesellschaft.  Die deutsche Steinkohle wurde 2009 am  stärksten getroffen: Ihr Verbrauch sank um  rund 18 %. Insgesamt konnten die Erneuerbaren  Energien 2009 einen Anteil von rund 9%  am deutschen Energieverbrauch verbuchen.  Die Solarbranche entwickelte sich in kleinen  Schritten positiv und konnte zum ersten Mal  einen höheren Anteil an der deutschen Stromproduktion  als die Müllkraftwerke für sich  verzeichnen. Auf internationaler Ebene zog  der Start der sogenannten Desertec Industrial  Initiative in Afrika die Aufmerksamkeit auf  sich. Dort sollen die Voraussetzungen für die  Erzeugung von Sonnenenergie zur Deckung  von 15% des gesamten europäischen Bedarfs  geschaffen werden. In Deutschland zogen zum  Jahres ende dunkle Wolken auf, als die Regierung  verkündete, eine drastische Reduktion  der Subventionen vornehmen zu wollen. Die  Windenergie konnte an die Ergebnisse der vergangenen Jahren anknüpfen und ihren Spitzenplatz  bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren  Energien behaupten. Die Biogas-Branche  konnte nach den Tiefs der letzten Jahre 2009  wieder etwas aufatmen. Mit rund 500 Neuanlagen  verzeichnete man erstmals seit 2006 wieder  einen Aufwärtstrend im Anlagenbau. Die  4.500 Biogasanlagen erzeugten eine Gesamtleistung  von 1.650 Megawatt und reduzierten  den CO2-Ausstoß in Deutschland um mehr als  9 Mio. t. Die Vertreter der Biokraftstoffproduzenten  blicken nach eigenen Aussagen auf den  Scherbenhaufen ihrer Branche. Weitere Anbieter  mussten 2009 die Segel streichen.  In der Energiebranche wird die Wirtschaftskrise  in 2010 noch ihre Spuren hinterlassen.  Die Nachfrage ist noch nicht da, wo sie vor  der Krise gewesen ist. Mit großen Absatz- oder  Umsatzsprüngen ist nicht zu rechnen, es sei  denn sie resultieren aus der in einigen Segmenten  fort schreitenden Konsolidierung. Vertriebsseitig  wird sich manch ein Strom- und  Gasanbieter neu erfinden müssen, was einigen  schnellen und flexiblen Unternehmen à  la natGAS die Chance bietet, Marktanteile gut  zu machen. Der Mittelstand im Energiehandel  wird auch in 2010 seine Chancen nutzen und  weiter konsolidieren. Außergewöhnliche Ereignisse  außen vor gelassen, dürfte es wieder ein  auskömmliches Jahr werden. Vielleicht wird  sogar der eine oder andere Mittelständler von  einem Großkonzern als Vertriebspartner „entdeckt“,  insbesondere wenn es um den Ausbau  des Endverbrauchergeschäfts geht. Ob mit weiteren  spektakulären Übernahmen zu rechnen  sein wird, bleibt abzuwarten und ist skeptisch  zu bewerten, zumal die Banken mit ihren Kreditvorgaben  weiterhin sehr restriktiv umgehen  werden.  2010 wird in Deutschland eher ein Jahr der  Konsolidierung werden. Mit großen Erwartungen  werden die Energieversorger die schwarzgelbe  Regierung beäugen. Die Diskussion um  die Verlängerung der Atomkraftwerk- Laufzeiten  und die Kürzung der Subventionen für  Erneuerbare Energien sind nur zwei Themen,  bei denen eine klare Positionierung der Politik  erwartet wird. Hinzu kommt die Frage, wie  nicht nur die nationale, sondern insbesondere  die globale Klimadebatte fortgeführt wird. Interessant  zu beobachten war, dass das Bundesministerium  für Bildung und Forschung 2010  zum Jahr der Energie ernannt hat. Sehen wir  es als gutes Omen.  

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