Hummel nutzt Kompressorenabwärme: 185 kW Druckluft-Energie wird zu 150 kW Kälte
Intelligente Energienutzung bei Mondi Steinfeld: Die Absorptionskältemaschine Hummel von Baelz verwandelt Kompressorenabwärme das ganze Jahr optimal. Im Sommer erzeugt sie aus 185 kW Druckluft-Abwärme 150 kW Kälte für Maschinenkühlung, im Winter steht die Wärme der Heizung zur Verfügung. BAFA fördert bis 40%.
Autoren: Renate Kilpper, Öffentlichkeitsarbeit, und Timo Wäsche, Vertrieb Nord, W. Baelz & Sohn

Mondi Steinfeld setzt auf Absorptionskältemaschine von Baelz: Aus Druckluft-Abwärme wird im Sommer Kälte, im Winter Heizwärme generiert.
Druckluft ist in der Industrie ein unverzichtbares Medium für den Antrieb von Maschinen und Anlagen. Gleichzeitig haben Druckluftkompressoren einen beträchtlichen Anteil am Gesamtstromverbrauch eines Unternehmens. Bei Mondi Steinfeld, einem Unternehmen für die Produktion von nachhaltigen Kunststoffverpackungen, sorgt eine große Kompressorstation für die Bereitstellung der benötigten Druckluft.
Bisher gaben die luftgekühlten Druckluftkompressoren im Werk ihre Abwärme ganzjährig ungenutzt an die Umgebungsluft ab. Zudem stellten energieintensive Kaltwassersätze die Kühlung der Produktionsmaschinen mit Kaltwasser sicher. Während der Heizperiode diente überdies eine Gasheizung zur Wärmeversorgung. Um diese ineffiziente Nutzung von Energie zu optimieren, wurde eine Lösung verwirklicht, die Energieverbrauch und Kosten senkt.
Inhalt:
- Mondi Steinfeld setzt auf Absorptionskältemaschine von Baelz: Aus Druckluft-Abwärme wird im Sommer Kälte, im Winter Heizwärme generiert.
- Wärmerückgewinnung und effiziente Nutzung der Abwärme
- Effizienter Energieeinsatz
- Mit Abwärme heizen und mit Außenluft kühlen im Winter:
- Projektumsetzung, Förderung und Bilanz
- Renate Kilpper
- Timo Wäsche
Wärmerückgewinnung und effiziente Nutzung der Abwärme

Im Rahmen einer umfassenden Modernisierung wurden die alten Kompressoren durch neue, wassergekühlte energieeffiziente Modelle mit Wärmerückgewinnung ersetzt. Zudem wurde eine Absorptionskältemaschine Hummel der Firma Baelz integriert, die einen wesentlichen Beitrag zur Nutzung der Abwärme leistet. [1]
Im Gegensatz zu klassischen Kompressionskältemaschinen, die einen hohen Stromverbrauch zur Kälteerzeugung aufweisen, nutzt die Absorptionskältemaschine die Wärmeenergie von Wasser ab ca. 60 °C als Antriebsquelle. Sie hat eine Nennleistung von 160 kWh und benötigt nur einen Bruchteil der elektrischen Energie im Vergleich zu konventionellen Kälteerzeugern. Mit dem CO2-neutralen Kältemittel Wasser und recyceltem Lithiumbromid als Lösungsmittel unterliegt sie nicht der Kältemittelverordnung. Weil Absorptionskältemaschinen besonders nachhaltig und umweltfreundlich sind, gibt es von der BAFA hohe Fördermittel. [2]
Effizienter Energieeinsatz
Kühlung im Sommer:
Die thermisch angetriebene Absorptionskälteanlage (AKA) nutzt die 185 kW Abwärme der Druckluftkompressoren und erzeugt daraus 150 kW Kälte. Die Kälte steht in Form von Kaltwasser für die Kühlung der Produktionsmaschinen bereit. So ermöglicht es die AKA, zwei energieintensive Kaltwassersätze abzuschalten.

Mit Abwärme heizen und mit Außenluft kühlen im Winter:
Heizen im Winter:
- Die Abwärme der Kompressoren wird direkt für die Zentralheizung genutzt, wodurch der Gasverbrauch erheblich reduziert wird.
Freikühl-Skid für Winterkälte: Um dennoch Kaltwasser für die Maschinenkühlung bereitzustellen, wurde zusätzlich ein Freikühl-Skid installiert. Es nutzt die kalte Außenluft. In dem Moment, in dem die Außentemperatur kalt genug ist, in der Übergangszeit und vor allem im Winter kühlt das System der freien Kühlung das Prozesswasser. - Die Druckluftabwärme steht der Heizung also vollständig zur Verfügung. Der Stromverbrauch reduziert sich weiter, da mechanische Kälteerzeugung in der kalten Jahreszeit kaum erforderlich ist.

Projektumsetzung, Förderung und Bilanz
Die Planung und Umsetzung dieser energieeffizienten Maßnahmen erfolgte durch die Firma Friedrich Jacob aus Weyhe, mit Unterstützung von Baelz in der Planungsphase.
Zur wirtschaftlichen Attraktivität des Projekts trägt die Förderung nach der BAFA-Kälte-Klima-Richtlinie bei. Absorptionskältemaschinen werden dabei mit ca. 30 bis 40 % bezuschusst, was die Investitionskosten erheblich senkt.
Diese Maßnahmen zeigen eindrucksvoll, wie durch intelligente Nutzung vorhandener Energiequellen erhebliche Einsparpotenziale realisiert werden können – sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Mit dieser Lösung setzt Mondi Steinfeld ein klares Zeichen für nachhaltigen Energieeinsatz in der Industrie.
Nils Kruse, Head of Maintenance bei Mondi in Steinfeld, zeigt sich mit dem Konzept und mit der neuen Anlage sehr zufrieden. Die erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen bringt dem Unternehmen nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Mit der Absorptionskälteanlage Hummel wird die Abwärme, die durch den Betrieb der Druckluftkompressoren in großer Menge entsteht, energiesparend verwendet. Im Sommer stellt die thermisch angetriebene Hummel mit 80 °C heißem Wasser das Kaltwasser für die Kühlung der Produktionsmaschinen bereit. In der kühlen Jahreszeit, wenn die Abwärme energiesparend für die Werksheizung verwendet wird, übernimmt ein Freiluft-Skid die Kühlung der Maschinen mit Kaltwasser.
Einsparungen und Nachhaltigkeit
Diese Wärmerückgewinnungslösung führt zu beeindruckenden Einsparungen:
Kälteerzeugung
- Energieeinsparung: 218.560 kWh elektrische Energie pro Jahr
- Kosteneinsparung: 54.560,- EUR pro Jahr
- CO2-Reduktion: 83 t pro Jahr
- Gesamteinsparung: 85 % des bisherigen Energieverbrauchs
- Amortisationszeit: ca. 4 Jahre
Heizung
- Energieeinsparung: 740.000 kWh Erdgas pro Jahr
- Kosteneinsparung: 74.000,- EUR pro Jahr
- CO2 Reduktion: 148 t pro Jahr

Renate Kilpper
Öffentlichkeitsarbeit, W. Baelz & Sohn
© W. Baelz & Sohn

Timo Wäsche
Vertrieb Nord, W. Baelz & Sohn
© W. Baelz & Sohn
[1] Zugleich heizen und kühlen mit Abwärme, Wintgens, C.; Kilpper, R.: Zeitgleich Heizen und Kühlen mit Abwärme. Stuttgart: Gentner Verlag, TGA 10-2019
[2] Kälte aus Wärme mit niedriger Temperatur Kilpper, R.; Bälz, U. TGA Fachplaner 05 2015