Hygienic Usit: Schraub- und Dichtungssystem für mehr Anlagenverfügbarkeit und -sicherheit
In hygienesensiblen Fertigungsbereichen können Verunreinigungen und Keimbildung existentielle Folgen für das Unternehmen nach sich ziehen.
In hygienesensiblen Fertigungsbereichen können Verunreinigungen und Keimbildung existentielle Folgen für das Unternehmen nach sich ziehen. Im Rahmen maschineller Reinigungsprozesse hat sich daher der konsequente Einsatz spezieller Maschinenkomponenten nach Hygienic Design durchgesetzt. Das Ziel, hygienisch optimale Ergebnisse bei gleichzeitig reduziertem Zeitaufwand zu erreichen, ist damit allerdings noch nicht erreicht. Erst ein spezielles, von Freudenberg Sealing Technologies in Kooperation mit Novonox entwickeltes Schraub- und Dichtungssystem, begegnet auch Restrisiken nachhaltig.
Mit dem Einsatz von Edelstahlkomponenten nach Hygienic Design sind hygienesensible Branchen wie die Getränke- und Lebensmittelherstellung bei der Einhaltung der erforderlichen Hygienestandards einen großen Schritt vorangekommen. Die Komponenten verfügen über Eigenschaften, die Schmutz und Keimen während der maschinellen Fertigungs- oder Reinigungsverfahren kaum Angriffsfläche bieten. Strenge Hygieneanforderungen gemäß der Maschinenbaurichtlinie lassen sich so leichter umsetzen.
Revolutionäre Dichtungstechnik aus einem Guss
Eine besonders hohe Edelstahlgüte und glattpolierte Oberflächen mit einer Rautiefe von weit weniger als 0,8 μm sorgen dafür, dass Produktreste oder Reinigungsmittel nicht anhaften. Edelstahlkomponenten nach Hygienic Design sind frei von Kerben und Ausbrüchen, Vertiefungen und Toträumen und begegnen so gefährlichen Ablagerungen und Anhaftungen von Schmutz und Biofilmen. Die leichteren Reinigungsprozesse sparen Zeit in den betroffenen Unternehmen. Alle positiven Merkmale können jedoch nicht über Restrisiken hinwegtäuschen, die bestehen bleiben. Trotz Einsatz von Schraubsystemen nach Hygienic Design kann ein einwandfreies Hygieneergebnis nicht in jedem Fall attestiert werden.
Hygienic Usit
Dreh- und Angelpunkt verbleibender Risiken sind z. B. Störeinflüsse, wenn bestimmte Maschinenbauteile an Anlagen geöffnet werden müssen, um von Hand gereinigt zu werden. Die dann zu erwartenden hygienerelevanten Einflüsse können immens sein. Genau dieser Problematik hat sich die Novonox KG mit Sitz in Markgröningen gewidmet: Neuartige Dicht- und Unterlegscheiben nach Hygienic Usit von Freudenberg mit speziell abgestimmten Schraubsystemen von Novonox führen zu einer revolutionären Dichtungs- und Verbindungstechnik aus einem Guss. Noch glattere, hochglanzpolierte Oberflächen und totraumfreie Rundungen und Schrägen, an denen nichts anhaften oder keimen kann, führen zu einem Höchstmaß an Sicherheit. „Die zum Einsatz kommenden Edelstahlkomponenten nach Hygienic Usit tragen maßgeblich dazu bei, die gemäß CE-Erklärung dokumentierte Anlagensicherheit im Anlagetrieb einzuhalten“, erläutert Novonox-Geschäftsbereichsleiter Jürgen Leuze. „Im Rahmen des ordnungsgemäßen Einsatzes sichern die Komponenten somit höchste Hygieneansprüche und entsprechen vollumfänglich den Anforderungen gemäß EHEDG“.
Reinigungsprozess mit unberechenbaren Problematiken
Wie sich der Einsatz solcher Komponenten in der Praxis bewährt, lässt sich am Beispiel eines großen Lebensmittelherstellers aus dem süddeutschen Raum erläutern. Das Unternehmen zählt zu jenen Kunden, die Novonox auf dem Weg zu noch mehr Hygienesicherheit professionell beraten und praktisch begleiten konnte. Im Mittelpunkt steht das Reinigungsprozedere nach Schichtende und die damit verbundenen vielfältigen Problematiken im Hygienebereich. Der für die Reinigung eingesetzte, externe Dienstleister wird hier mit Anlagen konfrontiert, die aufgrund starker Verkrustungen durch angetrocknete Milch, Molke und anderweitige Produktreste mittels Einsatz hochaktiver Reinigungsmittel behandelt werden müssen. Nur so lassen sich die hartnäckigen Anhaftungen lösen. Schwer zugängliche Stellen werden zudem zeitaufwändig von Hand bearbeitet, was kostenintensiv zu Buche schlägt.
Nach einer bestimmten Einwirkzeit der Reinigungsmittel muss die Anlage „abgeduscht“ werden, um sowohl Lebensmittelreste als auch Reinigungsmittel gründlich zu entfernen. Dabei bilden sich an einer Vielzahl von Stellen kleine „Seen“, die nicht alle selbsttätig ablaufen oder verdunsten und daher per Hand mit Tüchern und Lappen abgetrocknet werden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass beim nächsten Produktionsintervall kein Restwasser in die Produkte gelangt. Der Einsatz von Lappen in hygienesensiblen Bereichen birgt jedoch Tücken. So können sich etwa Fasern unter dem Schraubenkopf verfangen und ausgerissen werden. Wird dies nicht bemerkt, wirken die feinen Fäden während der nächsten Produktion wie ein Schwamm und saugen die zu verarbeitende Milch auf. Ein großes Problem, denn die so aufgenommenen Restflüssigkeitsmengen lassen sich bei der Endreinigung nicht einfach aus den Fasern lösen.
Sicherungssysteme gegen komplexe Unwägbarkeiten
Werden herausgerissene Fasern erst bei der Endkontrolle bemerkt, wird der Versuch unternommen, sie aus der Schraubverbindung herauszuziehen. Falls dies überhaupt gelingt, bleibt ungeklärt, ob tatsächlich alle Fasern entfernt werden konnten. Schließlich kommt es zum nächsten Problem mit hygienerelevanten Folgen: Die jeweiligen Schraubverbindungen müssen gelöst werden, um die Fasern zu entfernen. Die sich hieraus ergebende Abfolge an Unwägbarkeiten ist komplex, zeit- und kostenintensiv und bringt weitere Verunsicherungen mit sich. So stellen sich beispielsweise Fragen, ob beim zurückliegenden Reinigungsprozess versehentlich Lichttaster, Lichtschranken, Führungseinheiten, Begrenzer oder Spannrollen gelöst wurden.
Das jeweils eingesetzte Reinigungsteam kann nicht wahrnehmen, was verstellt wurde, denn die Anlage befindet sich während der Reinigungsprozesse im Status „out of order“. Erst der Neustart zum nächsten Produktionsbeginn offenbart das Desaster: Die Anlage fährt möglicherweise nicht den Referenzpunkt an, der Begrenzer wurde verstellt, die Kameraoptik zur Erkennung von Fremdpartikeln ist nicht mehr optimal ausgerichtet und vieles mehr. Bis der angerückte Suchtrupp die Fehler aufspürt und beheben kann, kommt es zum Produktionsstopp, Zeitverlusten und hohen Folgekosten. Solchen Problematiken schon im Vorfeld zu begegnen, hat für Unternehmen mit sensiblen Fertigungsbereichen höchste Priorität.
Dichte Schraubstellen gegen Restrisiken
Daher kommen explizit abgestimmte, patentierte Schraubstellen und Befestigungsteile nach Hygienic Usit zum Einsatz. Neben der dichten Schraubstelle mit allen sich daraus ergebenden Vorteilen und Sicherheitsansprüchen wird sichergestelt, dass sich keine Faser unter dem Schraubenkopf einklemmen kann. Gewährleistet wird dies durch einen modifizierten Rand am Kegelbund des Schraubkopfes und einen Zentrierbund, der unter dem Kegelbund angebracht wird und somit die Dichtscheibe optimal zur Schraubenachse zentriert. Aufgrund des metallischen Kerns der Dichtscheibe lässt sich die Dichtung ohne jegliche Beschädigung auf Block anziehen (also mit dem maximalen Moment). Sie liegt extrem fest an, sodass es unter dem Schraubenkopf weder zu Spaltbildungen, noch zu Toträumen kommt.
Effiziente Reinigung, Sicherheit und Kostenersparnis
Auch die Reinigungsarbeiten selbst lassen sich deutlich leichter und noch sicherer gestalten und führen zu weiteren Zeiteinsparungen. Eine Nacharbeit wie das Trockenreiben per Hand entfällt gänzlich und Neustarts der Produktion werden nicht durch die oben beschriebenen, unabsichtlich verstellten Einrichtungen blockiert. Mit der so gewährleisteten Anlagenverfügbarkeit steigt sowohl die Produktivität als auch die Produktionssicherheit.
Unerwünschte Schwammeffekte und gefährliche Kontaminierungen werden unterbunden und hygienisch sichere Schraubverbindungen hergestellt. Weitere Vorteile bieten Bedienteile, die ebenfalls zur Verwendung für Hygienic Usit ausgelegt sind. Spezielle Bügelgriffe von Novonox etwa können direkt mit der Maschine verschraubt werden. Die Dichtscheibe sorgt für eine hermetische Abdichtung der Schraubstelle und erfüllt sämtliche Hygieneanforderungen. Übliche Arbeiten wie das Anschweißen der Griffenden, Verschleifen der Schweißnähte und anschließendes Polieren entfallen komplett.
Pionierarbeit für neue Hygienestandards
Viele Jahre Entwicklungsarbeit bis zur Marktfähigkeit stehen hinter dem neuen Schraub- und Dichtsystem Hygienic Usit - eine Pionierleistung, die zu ganz neuen Hygienestandards führt. Das sehen auch Unternehmen mit hohen Hygieneansprüchen im Produktionsverfahren nicht anders. So hat auch der in diesem Fallbeispiel angesprochene Großkunde von Novonox das Schraubsystem sowie andere Bedienteile inzwischen als unverzichtbaren Bestandteil in die Betriebsmittelvorschrift integriert. Neuanlagen werden hier bereits obligatorisch mit dem von Novonox und Freudenberg entwickelten Schraub- und Dichtsystemen ausgerüstet. Eine Entscheidung mit nachhaltigen Konsequenzen: Neben Zeitersparnissen und deutlich optimierten Hygieneergebnissen lassen sich auch rufschädigende Rückrufaktionen künftig noch nachhaltiger vermeiden.