Innovatives Laborgebäude für Sartorius Stedim Cellca
Von der Konzeptplanung bis zur Fertigstellung: Innerhalb von zweieinhalb Jahren Bauzeit hat Carpus+Partner einen hochmodernen Labor- und Bürokomplex für Sartorius Stedim Cellca – vormals Cellca GmbH – fertiggestellt.
In dem neuen Cell Line Development Center entwickelt und produziert der Zelllinienexperte seit Ende 2019 Zellkulturen für die biopharmazeutische Industrie.
Um der global wachsenden Nachfrage nach stabilen Zellkulturen für die biopharmazeutische Industrie gerecht zu werden, zieht Sartorius Stedim Cellca in ein neues, modernes Labor- und Bürogebäude von Laupheim nach Ulm. Das Aachener Planungs- und Beratungsunternehmen Carpus+Partner hat das Leuchtturmprojekt mit integrierter Logistik nach dem Bedarf des Biotechunternehmens und seines Mutterkonzerns Sartorius realisiert. Von der Konzeptstudie bis zur Generalplanung war Carpus+Partner federführend beim Neubau des Cell Line Development Centers und hat anspruchsvolle Laborprozessabläufe nach Sartorius-Standards mit den speziellen Grundstücksgegebenheiten in Einklang gebracht.
Viel Platz für Innovationen
Eine tierische Zelllinie ist das wesentliche Element bei der Herstellung moderner therapeutischer Proteine für die Entwicklung und Produktion von Medikamenten. Bei einer Vielzahl an zellulären Prozessen üben diese Proteine entscheidende Funktionen im menschlichen Körper aus. Bisher nutzte Sartorius Stedim Cellca ein angemietetes Labor in Laupheim, um als Partner der biopharmazeutischen Industrie Zelllinien und Proteinproduktionsprozesse zu entwickeln, Technologien zur Herstellung von Proteinen zu lizenzieren und Zellkulturmedien anzubieten. Der neu errichtete Komplex in Ulm bietet mit 6.000 m2 Nutzfläche etwa doppelt so viel Platz für Innovationen und die wachsende Mitarbeiterzahl. Dort können deutlich mehr Zelllinien im Auftrag globaler Pharmaunternehmen produziert werden.
Das Cell Line Development Center setzt sich aus einem einstöckigen Sockel mit darunterliegender Tiefgarage inklusive Anlieferbereich sowie einem darauf befindlichen, dreistöckigen Riegel mit auffälliger Glasfassade zusammen. Mit dieser innovativen Bauwerkskonstruktion ist es wegweisend für das zukünftige architektonische Bild im neuen Ulmer Science Park III. Carpus+Partner stellte den Komplex innerhalb von zweieinhalb Jahren fertig. Sartorius-Vorstandschef Dr. Joachim Kreuzburg und Hugo de Wit, Geschäftsführer bei Sartorius Stedim Cellca, freuten sich, dass die steigende Nachfrage nach Zellkulturen nun optimal bedient werden kann.
Open Space Office und gläserne Labore
Für Carpus+Partner galt es von Anfang an, gleich mehrere große Herausforderungen zu stemmen. Der Bauherr stellte ein ungewöhnliches, dreieckiges Grundstück an einem Hang mit einer enormen Steigung zur Verfügung, das laut städtischen Vorgaben komplett bebaut werden musste. Zusätzlich legte er Wert auf Funktionalität und Wirtschaftlichkeit in Form der internationalen Sartorius-Standards. Zugleich sollte sich die Innovationskraft von Sartorius auch baulich widerspiegeln und den Mitarbeitern ein ideales Arbeitsumfeld geboten werden.
Innenarchitektonisch entschieden sich Carpus+Partner und ihr Auftraggeber für eine Open-Space-Office-Variante mit vielen Rückzugsmöglichkeiten und Think-Tanks. Gepaart mit einer Clean-Desk-Philosophie entstand eine Arbeitsatmosphäre für einen optimalen Workflow. An den Arbeitsplätzen können sich etwa 120 Mitarbeiter flexibel bewegen und – noch wichtiger – miteinander kommunizieren. Mit der Neugestaltung der Arbeitsabläufe verlassen sie zur Auswertung der Ergebnisse die Labortrakte auf den ersten beiden Obergeschossen und haben so die Gelegenheit, sich fachlich auszutauschen – ohne an einen festen Schreibtisch gebunden zu sein. Am alten Standort in Laupheim hatten sich die Mitarbeiter einmalig in den Laborbereich eingeschleust und vergleichsweise separiert ihren Arbeitstag verbracht.
Der neue Laborbereich bietet viele funktionelle Möglichkeiten, entspannt und effizient zugleich zu forschen und Zellkulturen herzustellen. Gläserne Systemtrennwände ermöglichen offene, helle Arbeitsplätze sowie flexible Labore. Gleichzeitig riegeln sie die sensiblen Produktionsstätten der Zellkulturen hermetisch ab und bieten höchste Produktsicherheit und Qualität. Ein gläserner Gang entlang der Labore öffnet Besuchern – zumeist aktuelle oder künftige Auftraggeber – einen Einblick in die hochmodernen Entwicklungsräume.
Fassade als Nachbildung einer großen Wolke
Auch von außen repräsentiert das neue Gebäude ein modernes Unternehmen. Carpus+Partner setzten mit der Kombination aus Dachbegrünung, sichtbarem Beton und einem mehrstöckigen Riegel aus Glas ein „Ausrufezeichen“ in den Ulmer Science Park III. Besonders die Glasfassade ist eine Design- und Architektur-Innovation, die aus einer intensiven Fassadenberatung mit dem Bauherren und einem internen, standortübergreifenden Gestaltungswettbewerb bei Carpus+Partner entwickelt wurde.
Auf einer Gesamtfläche von mehr als 3.200 m2 wurden 675 Glasscheiben in einer Structural-Glazing-Fassadenkonstruktion verbaut. Jedes der bis zu 650 kg schweren Elemente ist ein gestalterisches Unikat. Wie Puzzleteile ergeben sie zusammen das Abbild einer großen Wolke. Der Effekt entstand in einem neuartigen doppelten Digitaldruckverfahren mit weißen zellrunden Punkten in unterschiedlichen Größen, die auf die gesamte Glasfassade aufgebracht wurden. Im Bereich der Laborfenster werden weitere Effekte sichtbar. Es ist möglich, nach draußen zu schauen, aber nicht in das Gebäude hinein. Außerdem kann auf den außenliegenden Sonnenschutz verzichtet werden, da die Punkte die Glasfläche zu 50 % verschatten. Das reduziert den Solareintrag ins Gebäude, und der dahinterliegende Labortrakt heizt sich nicht auf.
Das neue Druckverfahren unterscheidet sich vor allem durch die Reihenfolge, in der zunächst 3,5 mm große weiße Punkte und dann 3 mm große schwarze Punkte auf die Glasflächen aufgebracht und im Ofen fixiert wurden. Unterschiedliche Abstände und Anordnungen der Punkte bringen die Struktur auf der Fassade zur Geltung.
Mit der Natur und den Mitarbeitern im Einklang
Lange vor Planungsbeginn stand fest, dass das Grundstück vollständig bebaut werden muss. Die öffentliche Vorgabe einer Fassadenbegrünung kompensierte Carpus+Partner mit einer Dachgestaltung inklusive acht Bäumen. Hierbei verband das Planungs- und Beratungsunternehmen Ökonomie, Ökologie und Design zu einer produktiven Arbeitsumgebung mit Wohlfühlcharakter. Die Außenanlagenplaner von Carpus+Partner haben dabei Wert auf die ästhetische Anordnung der Bäume und Sträucher gelegt. Verteilte Sitzmöglichkeiten schaffen zudem Aufenthaltsbereiche mit vielfältigen Nutzungsoptionen. So sorgen Stromversorgungspunkte und die WLAN-Abdeckung für Arbeitsplätze mit Freiluftatmosphäre.
Das neue Labor- und Bürogebäude von Sartorius Stedim Cellca orientiert sich vom Sockel bis zum Dach zugleich an den Anforderungen des Biotechunternehmens und den Qualitäts-Standards des global agierenden Life-Science-Konzerns Sartorius. Mit seiner funktionalen Zuordnung der Räumlichkeiten an die Prozesse und Arbeitsabläufe schafft es die baulichen Voraussetzungen für den Anspruch einer deutlichen Produktionssteigerung inklusive Full Service für Auftraggeber.