Kunststoffpyrolyse ergänzt mechanisches Recycling – technologische und ökomische Voraussetzungen schaffen

Während 97% der PET-Flaschen recycelt werden, liegt die Quote für Kunststoffabfälle insgesamt nur bei 39%. Pyrolyse kann gemischte und verschmutzte Materialströme verwerten, die mechanisches Recycling nicht schafft. Doch Qualitätsschwankungen der Pyrolyseöle und hohe Energiebedarfe bleiben Hindernisse für den Durchbruch. Mehr dazu in der Zusammenfassung des Dechema-Statuspapiers Circular Economy.

Autorinnen: Dr. Kathrin Rübberdt, Leiterin des Bereichs Wissenschaft und Industrie, und Katja Wendler, Leiterin des Fach­bereichs Rohstoffe, Dechema

Dechema-Statuspapier: Chemisches Recycling kann bislang ungenutzte Materialströme erschließen

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BASF hat bereits 2019 im Rahmen ihres ChemCyclingTM-Projekts 20 Mio. EUR in Quantafuel investiert, ein Start-up-Unternehmen mit Sitz in Oslo, Norwegen. Quantafuel ist auf die Pyrolyse von gemischten Kunststoffabfällen und die Aufreinigung des dabei entstehenden Öls spezialisiert. BASF speist das Pyrolyseöl aus der Anlage von Quantafuel in Skive in ihren Produktionsverbund in Ludwigshafen ein und stellt daraus neue chemische Produkte unter Anwendung eines Massenbilanzansatzes her. Diese Produkte weisen die gleiche Qualität auf wie Produkte aus fossilen Rohstoffen. BASF und Quantafuel arbeiten zudem gemeinsam daran, die Technologie von Quantafuel weiterzuentwickeln und zu optimieren.
© BASF

„Plastikabkommen gescheitert“ lauteten die Schlagzeilen im August 2025 nach den UN-Verhandlungen über die Eindämmung von Plastikmüll. Während die „High Ambition Coalition“, darunter Deutschland und die EU, auf eine Reduzierung der Plastikproduktion und vor allem den Verzicht auf Einwegprodukte drängen, plädieren die Rohstoffländer auf ein besseres Abfallmanagement und Recycling von Kunststoffen. Dabei wird auch immer wieder auf die Möglichkeiten des chemischen Recyclings verwiesen: Es soll bisher nicht wiederverwertbare Abfallströme zu Rohstoffen machen. Was ist dran an diesen Ideen – kann chemisches Recycling tatsächlich den Ausweg aus der Plastikkrise eröffnen?

Pyrolyse ist technologisch machbar…

Wo das mechanische Recycling an seine Grenzen stößt, etwa bei verschmutzten oder gemischten Abfallströmen, soll chemisches Recycling liefern. Bei der Pyrolyse, einem der chemischen Recyclingverfahren, werden Kunststoffe unter Sauerstoffausschluss bei Temperaturen von etwa 400 bis 700 °C in kleinere Molekülketten zerlegt. Je nach Prozessführung entstehen dabei Pyrolyseöle, Gase und feste Rückstände. Verunreinigungen werden entweder verbrannt und aus dem Gasstrom abgetrennt oder bleiben im Feststoffanteil zurück. Die Zusammensetzung der Pyrolyseöle kann je nach Einsatzstoff und Prozessführung stark variieren. Im Idealfall lassen sie sich – je nach Qualität nach einer vorherigen Aufreinigung, z. B. mittels Destillation oder Hydrierung – als Rohstoff in Raffinerien und Steamcracker einspeisen und bilden die Grundlage für eine Vielzahl chemischer Produkte und Kunststoffe in Neuwarenqualität. In den letzten Jahren ist eine Reihe von Pilot- und Demonstrationsanlagen in Betrieb gegangen, die prinzipiell die technologische Machbarkeit und Skalierbarkeit der Prozesse belegen.

Mit der Pyrolyse lässt sich ein breiteres Spektrum an Abfallströmen stofflich verwerten als über mechanische Verfahren – bis hin zu Hausmüll oder Biomasse. Dadurch, dass die Produkte fossile Ressourcen am Anfang der Wertschöpfungskette ersetzen, können bestehende nachgelagerte Prozesse und Anlagen weiter genutzt werden, und eine breite Produktpalette ist zugänglich. Gleichzeitig kann die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduziert werden.

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