Nachhaltige Verpackung: Wellpappe verpackt Lebensmittel ökologisch und überzeugt umweltbewusste Kunden

Ob Wurstwaren, Tütensuppen oder Fruchtsäfte – kein Unternehmen des Sektors Food & Beverages kann sich heute noch den Fragen einer kritischen Öffentlichkeit zur verantwortungsvollen Unternehmensführung entziehen.

Ob Wurstwaren, Tütensuppen oder Fruchtsäfte – kein Unternehmen des Sektors Food & Beverages kann sich heute noch den Fragen einer kritischen Öffentlichkeit zur verantwortungsvollen Unternehmensführung entziehen. Schon aufgrund ihrer „lebens“-wichtigen Rolle stehen Lebensmittelherstellung und -handel dabei unter besonderer Beobachtung. Verbraucher und ihre einflussreichen politischen Vertreter fordern Klarheit über den Bezug von Rohstoffen, über Arbeitsbedingungen oder Umweltverträglichkeit der Produktions- und Lieferprozesse.

Ein Blick in die Nachhaltigkeitsberichte von Konzernen und Mittelständlern zeigt: Gerade bei den dringlichsten Umweltthemen wie dem Kampf gegen die Klimaerwärmung sind die Ziele hochgesteckt. Ökologische Verpackungen leisten dazu einen deutlichen Beitrag – verbunden mit einer starken Öffentlichkeitswirkung.

Strategiethema Nachhaltigkeit

„Nachhaltigkeit wird zum wichtigen Faktor bei Kaufentscheidungen von Konsumenten und zum Strategiethema für Unternehmen.“ So lautet eine der wesentlichen Erkenntnisse der Studie „Supply Chain 2025“ des Frankfurter Zukunftsinstitutes. Bei zwei Drittel aller Unternehmen stehe Nachhaltigkeit ganz oben auf der Tagesordnung. Im Auftrag des Verbandes der Wellpappen-Industrie hatte die renommierte Forschungseinrichtung im vergangenen Jahr untersucht, welche Entwicklungen die Lieferketten von Lebensmittelindustrie über den Handel bis zum Verbraucher prägen werden. Einen der maßgeblichen Trends nennen die Forscher „Neo-Ökologie“ – gemeint ist praktisch angewandte Umweltverantwortung – weit weg von der „Müsli-Ideologie“ vergangener Zeiten.

Verstärkte Nachfrage nach Recycling-Verpackungen

Als eine der Konsequenzen prophezeien die Zukunftsforscher eine weiter steigende Nachfrage nach umweltverträglichen, recyclingfähigen Verpackungen – idealerweise aus nachwachsenden Rohstoffen. „An die Verpackung wird in Zukunft zunehmend der Anspruch gestellt, dass sie sich in geschlossene Stoffströme einfügt, also mit möglichst geringem Wertverlust recyclingfähig oder sogar auf effiziente Weise wiederverwendbar ist“, so die Einschätzung der Frankfurter Forscher. Wer sich solcher Verpackungen bediene, nutze einen „strategischen Nachhaltigkeitsvorteil“. Musterbeispiel sind Wellpappenverpackungen, die Lebensmittelhersteller überwiegend als Transportverpackung einsetzen – und immer häufiger auch in handelsgerechten „Shelf-Ready“-Varianten.

Nachwachsende Rohstoffe

Die Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen ist maßgeblich für die Bewertung von Wellpappe als ökologisches Verpackungsmaterial: Für die bei der Produktion von Verpackungen eingesetzten Wellpappenrohpapiere werden Zellstofffasern verarbeitet. Diese werden zumeist aus Bruch- und Durchforstungsholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen – inzwischen meist auch mit FSC-Zertifikat (Forest Stewardship Council). Auch der Leim zum Verkleben der einzelnen Papierbahnen wird aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, nämlich aus Mais-, Weizen- oder Kartoffelstärke.

Wichtigste Rohstoffquelle für Wellpappenrohpapier aus Frischfasern ist die skandinavische Forstwirtschaft, die häufig auch selbst von den Papierherstellern betrieben wird. Hier geht man sorgsam mit den Waldbeständen um. Einen Kahlschlag bei der Ernte gibt es nicht: Für jeden geschlagenen Baum werden drei neue gepflanzt und ökologisch besonders wertvolle Waldgebiete bleiben unberührt. Als Folge der verantwortlichen Forstwirtschaft wachsen die Waldbestände in Europa schon seit vielen Jahren: Laut Statistiken des Verbandes der europäischen Papiererzeuger, CEPI, betrug der Zuwachs zwischen 2005 und 2015 mehr als 44.000 qm – das entspricht etwa der Größe der Schweiz. Heute sind 45% der Landfläche Europas wieder bewaldet.

Langfristige CO2-Bindung

Wächst der Wald, ist das gut fürs Klima. Während des Wachstums binden die Bäume das klimaschädliche CO2 aus der Atmosphäre. Nach 60 bis 80 Jahren haben die Bäume eine für die wirtschaftliche Nutzung günstige Größe erreicht und werden zu Holz- und Papierprodukten verarbeitet. Das CO2 bleibt aber im Papier gebunden – selbst nach vielfachem Recycling. Aufgrund chemischer Reaktionen kann Holz mehr CO2 binden, als es selbst wiegt. So werden pro Tonne trockenes Stammholz mehr als zwei Tonnen CO2 gebunden. Laut Angaben des International Council of Forest and Paper Associations (ICFPA) enthält damit jede Tonne Papier etwa 1,33 t gebundenes CO2.

Bio-Energieeinsatz bei der Papierherstellung

Umweltexperten setzen auf den Einsatz erneuerbarer Energiequellen wie Biomasse, um die klimaschädlichen CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen zu verringern. Auf diesem innovativen Feld haben die modernen Papierfabriken in Europa einiges vorzuweisen. Sie sind nämlich ganz auf Energieeffizienz ausgerichtet. 57% der insgesamt eingesetzten Energie stammt überwiegend aus der Verwertung von Biomasse (Sägewerksabfälle, Produktions- oder Faserrückstände) und damit aus erneuerbaren Energiequellen. Die Papierindustrie der größte Produzent und Verwender von Biomasse in Europa.

Emissionen sinken

Nach Angaben der CEPI (Confederation of European Paper Industries) haben sich in Europa seit 1990 die CO2-Emissionen der Papierhersteller pro Tonne Papier um 43% verringert – und das bei etwa gleichbleibender Produktionsmenge. Neben der beschriebenen Energieeffizienz der Branche und ihrem Einsatz erneuerbarer Energien gilt aber vor allem das stoffliche Recycling als wichtigster Hebel, um die angestrebte CO2-Reduzierung zu erzielen.

Wellpappen-Recycling lohnt sich

„Der Übergang von einer Linear- zu einer Kreislaufwirtschaft ist angesichts von Klimawandel, Umweltverschmutzung, Bevölkerungswachstum und Ressourcenabhängigkeit sowohl ökologisch als auch ökonomisch erforderlich“, schreibt das Öko-Institut in einer 2016 veröffentlichten Studie zur Zukunft der Kreislaufwirtschaft. Der Stoffkreislauf der Wellpappenverpackungen kann mit Blick auf die angestrebte Kreislauf-Ökonomie als Musterbeispiel gelten: Wenn Müsliriegel, Kartoffelchips und Tomatenketchup im Supermarkt ausgepackt und abverkauft sind, landen die Kartons und Wellpappentrays in der Papierpresse des Marktes und anschließend als Rohstoff in der Papierfabrik. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern freut auch den Kaufmann: Für einen größeren Supermarkt kann der Verkauf gebrauchter Wellpappenverpackung damit leicht einen dreistelligen Eurobetrag wöchentlich einbringen.

Verbindung aus Wirtschaftlichkeit und Ökologie

Zwei Drittel aller Waren werden auf ihrem Weg zu den verschiedenen Abnehmergruppen in Wellpappenverpackungen transportiert. Diese marktführende Position hat zunächst technisch-wirtschaftliche Gründe. Für Wellpappe sprechen Eigenschaften wie starke Belastbarkeit und hohe Schutzwirkung bei relativ geringem Materialeinsatz und vergleichsweise niedrigen Kosten. Gerade in der Lebensmittelindustrie zählen darüber hinaus die gute Bedruckbarkeit und die damit verbundenen Zusatzfunktionen im Marketing zu den Gründen für die starke Marktstellung. Allerdings sprechen zunehmend auch die ökologischen Eigenschaften dafür, dass Wellpappe ihre Position als die Transportverpackung Nummer 1 weiter ausbauen wird. Mit Blick auf die technologiegetriebenen Veränderungen der Lieferkette – Stichworte Industrie 4.0, Individualisierung, Omni-Channel – und der gleichzeitig wachsenden ökologischen Anforderungen erwarten die Trendforscher des Zukunftsinstituts jedenfalls eine weiter steigende Nachfrage nach Wellpappe.

Grünes Image

Dass der zunehmende Trend von recyclingfähigen Verpackungen sehr stark von Verbrauchereinstellungen getrieben ist, belegen jüngere Marktstudien. Danach bevorzugen Verbraucher Papier, Karton und Wellpappe gegenüber Packstoffen aus fossilen Rohstoffquellen vor allem wegen ihrer Recyclingeigenschaften. Immer mehr Unternehmen nutzen bewusst diese Präferenz, indem sie über Verpackungen kommunizieren – am auffälligsten tritt gegenwärtig ein marktführendes Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels hervor, das seine Umstellung von Plastiktüten auf Papiertragetaschen und Einkaufshilfen aus Wellpappe mit einer aufwändigen Werbekampagne begleitet.

Aber ökologisches Bewusstsein lässt sich auch einfacher – und vor allem kostengünstiger – dokumentieren: Etliche Lebensmittel- und Konsumgüterhersteller sowie Versandhandelsunternehmen bedrucken ihre Wellpappkartons mit der Information: „Verpackung aus Wellpappe – nachwachsende Rohstoffe, vollständiges Recycling“. Das Signet ist in vielen Sprachen erhältlich und kann kostenlos hier heruntergeladen werden.

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