Nachhaltigkeit beim Einkauf von Komponenten für die Prozessindustrie
Milliardenschwere Investitionen sind für den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft geplant, insbesondere in der Wasserstoffprozesskette vom Elektrolyseur bis zur Brennstoffzelle und darüber hinaus. Gerade hier sollte sich der Einkauf fragen, wie nachhaltig die eingesetzten Produkte sind. Die TA Roloff ist Hersteller von elektrischen Stellantrieben für Industriearmaturen und hat einen hohen Anspruch an die Nachhaltigkeit seiner Produkte.
Da die Umstellung der Energiewirtschaft dauerhaft sein wird, kommt dem Argument der Nachhaltigkeit erhebliche Bedeutung zu. Grund genug, die eigenen Produkte in Bezug auf dieses Kriterium zu untersuchen. Im alltagssprachlichen Verständnis von Nachhaltigkeit wird darunter ein Produkt verstanden, das noch lange Zeit, nachdem es hergestellt wurde, seinen Zweck erfüllt. In der Norm EN 15714-2, die für elektrische Stellantriebe gilt, sind einige Kriterien definiert, die Mindestanforderungen in Richtung Nachhaltigkeit definieren. Diese Anforderungen wurden jedoch nicht zur Förderung der ökologischen Verträglichkeit, sondern für die Leistungsfähigkeit von elektrischen Antrieben konkretisiert.
Nachhaltigkeit in der Lieferkette
Im weiteren Sinne beginnt umweltorientierte Nachhaltigkeit schon bei der Herstellung des Produktes. Das Hamburger Unternehmen kauft die Bauteile der Antriebe in Deutschland und in Westeuropa ein, importiert nicht aus Asien oder anderen fernen Ländern. Neben der CO2-Freundlichkeit ergibt sich als Nebeneffekt, dass es kaum zu Unterbrechungen in der Lieferkette kommt und auch die soziale Lieferketten-Verantwortung übernommen werden kann. Wer zukünftig noch Lieferanten aus Lowcost-Countries, womöglich aus Diktaturen oder politisch anfälligen Ländern, orchestriert, muss sich fragen lassen, ob man aus den Krieg- und Corona-Krisen nichts gelernt hat. Unabhängig hiervon wird das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Zukunft auch auf kleinere Unternehmen anwendbar sein.
Umweltmanagementsysteme nach EN ISO 14001 postulieren eine Balance zwischen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft als nachhaltig. In diesem Kontext spielen Reparaturfreundlichkeit und Recyclingfähigkeit von Produkten eine entscheidende Rolle. TA-Stellantriebe sind wartungsfrei und abwärtskompatibel. Fast immer sind auch nach jahrzehntelangem Einsatz auftretende Defekte durch Austausch der defekten Baugruppe behebbar. Einflussfaktoren der Produktlebenszeit sind z.B. Schalthäufigkeit oder externe Faktoren wie z. B. Vibrationen oder eine korrosive Umgebung. Ob in unserer Werkstatt oder vor Ort, Instandsetzungen dienen der Nachhaltigkeit und schonen die Ressourcen. Die Kosten betragen meistens nur einen Bruchteil einer Neu-Bestellung. Wir bevorraten Ersatzteile langfristig und reparieren mit Erfahrungswissen.
Recycling metallischer Komponenten
Die Stellantriebe sollen so langlebig sein, wie die Anlage selbst. Anschließend stellt sich die Frage der Recyclingfähigkeit. Stahl, Aluminium, Messing, Kupfer: Die metallischen Komponenten der TA-Stellantriebe sind ausnahmslos recyclingfähig und die Gehäuse der Antriebe werden z.B. selbst aus hochwertig recyceltem Material hergestellt. Einzig die elektrische Baugruppe aus unseren Stellantrieben kommt nicht in eine Schmelze, sondern wird einem Recyclingfachbetrieb für die Aufbereitung von Leiterplatten zugeleitet.
Wirkliche Recyclingquote bei Kunststoffen
Ein hoher Kunststoffanteil bei Stellantrieben ist dagegen in Punkto Recyclingfähigkeit kritisch. Die Kunststofflobby veranstaltet einen Karneval der Begrifflichkeiten. „Verwertung“ ist kein Recycling. „Energetische Verwertung“ bedeutet nichts anderes als die Entsorgung in Müllverbrennungsanlagen oder die Nutzung als Ersatzbrennstoff für fossile Brennstoffe in Zement- oder Kraftwerken. Auch „werkstoffliche Verwertung“ etwa als Füllmaterial ist begrifflich kein Recycling. Recycling ist definitionsgemäß ein Verwertungsverfahren, das Abfälle entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet. Experten zufolge liegt die „wirkliche Recyclingquote“ von Kunststoffabfällen bei 5 bis 7%. Der Rest wird deponiert oder auch gern in fremde Länder exportiert. Deswegen erlassen immer mehr Länder ein Einfuhrverbot für Plastikmüll.
Zukauf von Ex-Gehäusen
Schon seit längerer Zeit liefert das Unternehmen auch Aluminium-Gehäuse für andere Hersteller elektrischer Stellantriebe, die selbst den administrativen Aufwand der Zertifizierung und Baumusterprüfung für explosionsgefährdete Bereiche scheuen. Die Gehäuse haben die Zündschutzart ATEX/IEC EX-Zone 1, Ex II2G Ex db IIC T6 Gb und erfüllen damit die Voraussetzungen zum Einsatz in der Wasserstoffprozesskette. Ökologisch nützlicher Nebeneffekt eines Zukaufs der Gehäuse wird zusätzlich eine Verbesserung der Recyclingfähigkeit und vermutlich auch eine Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks sein.
Autoren: Bernd Roloff, TA Roloff und Arne Hentschel, Zero Footprint