Nachhaltigkeittrends und der Einfluss von E-Commerce
Egal, ob groß oder klein, mit oder ohne Deckel, gesteckt oder geklebt – die Welt der Lebensmittel kennt Sekundärverpackungen in allen Variationen. Schließlich soll jedes Produkt einzigartig sein und bei den Endverbrauchern einen hohen Wiedererkennungswert haben. Dementsprechend hoch sind auch die Anforderungen an die Verpackungsmaschinen. Erst recht, da die Wahl der richtigen Verpackungstechnologie Lebensmittelhersteller vor Herausforderungen stellen kann.
Bernhard Vaihinger, Produktmanager bei Syntegon Technology, hat bereits viele Kundenprojekte begleitet und weiß genau, worauf es ankommt. Im Interview berichtet er über Herausforderungen, Möglichkeiten und den Einfluss von E-Commerce auf die Branche.
LVT LEBENSMITTEL Industrie: Herr Vaihinger, was treibt Ihre Kunden beim Thema Sekundärverpackung derzeit besonders um?
Bernhard Vaihinger: Selbstverständlich hat es für unsere Kunden höchste Priorität, ihre Produkte mithilfe der Sekundärverpackung zu schützen. Auf globaler Ebene sind dabei derzeit mehrere Faktoren von Bedeutung. So legen Konsumenten beispielsweise immer größeren Wert darauf, innerhalb einer breiten Produktpalette auswählen zu können. Dies führt dazu, dass Lebensmittelhersteller mehrere Variationen eines Produkts anbieten, was sich wiederum direkt auf die Auslastung und Planung der Lebensmittelproduktion auswirkt. Aber auch das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Unsere Kunden beschäftigen sich damit, wie Verpackungsmaterialien effizienter eingesetzt werden können – beispielsweise ohne „Luft“ zu verschicken. Gerade, da in der heutigen Zeit des steigenden E-Commerces immer mehr Pakete versendet werden, ist dies von großer Bedeutung.
Mit welchen konkreten Herausforderungen kommen Lebensmittelhersteller zu Ihnen?
B. Vaihinger: Die Nachfrage an zu verpackenden Lebensmitteln steigt stetig – und somit auch die Auslastung der Verpackungslinien. Sie müssen bei hohen Geschwindigkeiten laufen – und trotzdem sorgsam mit den Produkten umgehen. Denn der Produktschutz steht immer an oberster Stelle. Gleichzeitig steht für den Verpackungsvorgang nur begrenzt Platz in der Produktion zur Verfügung. Das bedeutet, dass Hersteller Anlagen benötigen, die hohe Geschwindigkeiten und eine hohe Effizienz erzielen können sowie Produktausschüsse vermeiden. All dies erhöht die Leistungsanforderungen an die Maschinen.
Aber auch Sammelpackungen wie die sogenannten Assortment-Verpackungen fordern Verpackungslinien heraus, da sie Produkte unterschiedlicher Eigenschaften und Größen gemeinsam verpacken. Und da Lebensmittelhersteller heutzutage immer stärker auf die Wünsche der Konsumenten eingehen, kann sich die Nachfrage an Produkten und Produktgrößen schnell ändern. Schnelle Umrüstzeiten und eine einfache Bedienbarkeit der Kartonierer sind hierfür die Voraussetzungen. Die Verpackungsanlagen müssen sich außerdem flexibel an neue Gegebenheiten anpassen können – z. B. an neue Produktformate wie saisonale Verpackungen oder (5+1)-Aktionspackungen.
Wie unterstützt Syntegon Technology Lebensmittelhersteller konkret bei der Wahl der richtigen Verpackungstechnologie?
B. Vaihinger: Wir bieten unseren Kunden ein breites Spektrum an Sekundärverpackungstechnologien wie beispielsweise Toploading, Sideloading und Wraparound. Somit sind unsere Maschinen in der Lage, alle gängigen Packstile und Sonderanfertigungen zu verarbeiten. Nehmen wir z. B. Toploading und Sideloading: am Ende sieht der verschlossene Karton genau gleich aus. Der Verpackungsprozess ist aber ein ganz anderer. Benötigt unser Kunde eher eine flexible Zweitverpackungslösung für unterschiedliche Produkte und für eine Vielzahl an unterschiedlichen Packungsgrößen, dann ist Toploading zu bevorzugen. Ob geordnet oder ungeordnet, solange die Produkte von oben zu greifen sind, können unsere Toploading-Verpackungsmaschinen alles flexibel verarbeiten. Wenn der Kunde jedoch eine Lösung für kleine Zweitverpackungen bei sehr hohen Geschwindigkeiten braucht, ist Endloading die Technologie der Wahl. Es ermöglicht hohe Verpackungsgeschwindigkeiten auf kleinster Stellfläche. Wenn es darum geht, die passende Technologie zu finden, helfen wir in individuellen Beratungsgesprächen gerne weiter.
Wie unterscheidet sich das Angebot von Syntegon Technology von dem anderer Hersteller?
B. Vaihinger: Wir bieten unseren Kunden ein breites Spektrum an Verpackungstechnologien im Sekundärverpackungsbereich. Von Toploading und Endloading bis hin zu Sleeving, Sideloading und Wraparound haben wir für jede Verpackungsherausforderung die passende Lösung. Innerhalb dieser Technologiegruppen bieten wir unterschiedliche Maschinenmodelle an. Je nach Automatisierungsbedarf kann es sich bei diesen um einfache standardisierte Schachtelaufrichter bis hin zu individuell geplanten vollintegrierten Zweitverpackungslinien handeln.
Worauf kommt es bei einer erfolgreichen Verpackungsmaschine an?
B. Vaihinger: Die Anforderungen an Verpackungen können sich heutzutage innerhalb kürzester Zeit verändern – Packstiländerungen sind hierfür das beste Beispiel. Verpackungsmaschinen sind in der Regel auf einen bestimmten Packstil ausgelegt. Muss dieser geändert werden, stehen Lebensmittelproduzenten vor einer Herausforderung. Moderne Sekundärverpackungsmaschinen müssen flexibel auf jegliche Änderungen reagieren können. Dafür arbeitet unsere Entwicklungsabteilung stets eng mit dem Kunden zusammen – dies ist der Schlüssel zum Erfolg. Unsere Kartonierlösungen sind so ausgerichtet, dass sie auf Veränderungen in der Produktion reagieren können. Einfache und werkzeuglose Formatwechsel ermöglichen eine schnelle Anpassung an sich verändernde Marktgegebenheiten.
Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit für die Lebensmittelindustrie?
B. Vaihinger: Vor allem junge Konsumenten legen großen Wert darauf, Bio-Produkte aus lokaler Produktion zu kaufen. Sie wollen Abfälle vermeiden und bevorzugen biologisch abbaubare oder recyclebare Verpackungsmaterialien. Laut aktueller Studien ist ein Großteil der Online-Konsumenten bereit, mehr für Produkte zu zahlen, wenn sich die Unternehmen für positive, soziale und ökologische Veränderungen einsetzen. Ein Trend, auf den sich die Lebensmittelhersteller natürlich einstellen müssen und dem unsere Anlagen gerecht werden. Beispielsweise haben wir unseren neuen Sammelpacker so konzipiert, dass er unterschiedliche Kartons und Kartonzuschnitte auch aus uneinheitlichem Recyclingmaterial verarbeiten kann, die sonst Ausschuss wären.
Vor welchen Veränderungen steht die Verpackungsbranche derzeit insgesamt?
B. Vaihinger: Die größten Neuerungen ergeben sich in der Verpackungsbranche derzeit aus dem Trend zu E-Commerce. Heutzutage können Konsumenten sich alles zu jeder Zeit bestellen und von überall auf der Welt liefern lassen. Sie bestellen dadurch öfter und in kleineren Mengen. Folglich verkleinern sich die Verpackungsformate und die Liefergeschwindigkeiten erhöhen sich. Hersteller liefern die verpackten Produkte ohne zusätzlichen Versandkarton direkt zum Konsumenten. Um den steigenden Transportanforderungen gerecht zu werden, muss die Sekundärverpackung daher robuster werden. Gleichzeitig legen Konsumenten immer größeren Wert auf die individuelle Gestaltung von Produkt und Verpackung. Selbst zusammengestellte Varietypacks und bedruckte Pakete repräsentieren die Marken der Lebensmittelhersteller wirkungsvoll und erzielen beim Endkonsumenten ein „Unboxing-Erlebnis“. Beide Trends zeigen eines – wer erfolgreich sein will, muss flexibel sein, um sich schnell auf neue Anforderungen einstellen zu können.
DAS UNTERNEHMEN
Syntegon Technology ist ein weltweit führender Anbieter von Prozess- und Verpackungstechnik. Als ehemalige Verpackungssparte der Bosch-Gruppe bietet das Unternehmen mit Hauptsitz in Waiblingen bei Stuttgart seit über 50 Jahren Gesamtlösungen für die Pharma- und Nahrungsmittelindustrie. Rund 6.100 Mitarbeiter an 30 Standorten in über 15 Ländern erwirtschafteten im Jahr 2018 einen Umsatz von 1,3 Mrd. €. Das Portfolio intelligenter und nachhaltiger Technologien umfasst Einzelmaschinen, Systeme und Dienstleistungen. Im Bereich der Nahrungsmittelindustrie umfasst das Portfolio Prozesstechnik für Süßwaren sowie Verpackungslösungen für trockene Nahrungsmittel (z. B. Riegel, Backwaren und Kaffee), Tiefkühlkost und Molkereiprodukte.