Riecht das lecker – wie immer, wenn frisch aufgebackene Brötchen aus dem Herd direkt auf den Tisch kommen! Dipl.-Ing. Jochen Hottinger, Geschäftsführer von Heinen Freezing in Varel, erläutert zu dem Verfahren, das die Produkte vorher durchlaufen: „Die vorgebackenen Brötchen werden zunächst bei Plusgraden gekühlt und anschließend bei - 30 °C gefrostet, z. B. in einem Spiralfroster der Baureihe Arctic von Heinen Freezing. Durch das Einfrieren ist die Herstellung entkoppelt vom Verkauf. Der Verbraucher erhält zu fast jeder Tageszeit frisch gebackene, ofenwarme Brötchen.“
Heinen Freezing ist Hersteller industrieller Pasteurisier-, Gär-, Kühl- und Gefriersysteme. In seinen Anlagen setzt er u. a. Planetengetriebe von SEW-Eurodrive ein. Dadurch profitiert das Unternehmen nicht nur von einem hohen Drehmoment, sondern auch von einem Baukastensystem, das Komplettlösungen aus einer Hand und kurze Lieferzeiten ermöglicht.
Elf Baugrößen
Das für den Spiralfroster erforderliche Drehmoment hat ein Planetengetriebe aus der Baureihe P von SEW-Eurodrive in Bruchsal, geliefert. Die Baureihe deckt mit elf Baugrößen den Drehmomentbereich von 25 bis 630 kNm ab und wird somit dort benötigt, wo erhebliche Massen mit niedriger Drehzahl zu bewegen sind. Zu den Anwendungsbranchen dieser großen Planetengetriebe zählen neben der Verfahrenstechnik der Bergbau, der Stahlwasserbau und die Stückgutfördertechnik.
Hohes Drehmoment
Die wichtigste Anforderung, die Heinen Freezing an Planetengetriebe der Spiralsysteme für das kontinuierliche Pasteurisieren, Gären, Kühlen oder Frosten stellt, ist die Kombination aus einem sehr hohen Drehmoment und kompakten Einbaumaßen. Damit lässt sich das Getriebe auf kleinstem Raum unterbringen und im Servicefall leicht und zeitsparend ausbauen. Die Getriebe laufen in den meisten Spiralsystemen mit geringer Geschwindigkeit, das heißt mit einer Umdrehung pro Minute.
Flexibles Spiralsystem
Dipl.-Ing. Michael Tappe, bei Heinen Freezing verantwortlich für den Bereich Automatisierung, erläutert: „Das flexible Spiralsystem Arctic a10 ist zum Kühlen und Frosten, z. B. von Backwaren, Fleisch, Fisch oder Pizza vorgesehen. Diese Baureihe gibt es in unterschiedlichen Bandbreiten und Etagenabständen, zahlreichen Layoutvarianten und Optionen für mittlere bis große Kapazitäten. In der Regel wird die Einfachturm-Ausführung gewählt, in Sonderfällen, wenn der Betreiber mehr Zeit zum Frosten benötigt oder die Raumhöhe zu gering ist, die Doppeltturm-Variante.“ Er fährt fort: „Eine sehr spezielle Anforderung ist das breite Temperaturspektrum, dem die Planetengetriebe ausgesetzt sind. Es reicht von - 35 °C während des Betriebs bis zu + 40 °C, die beim Reinigen der Spiralfroster anfallen. In unserer Proofline, einem Spiralsystem mit präzisem Mehrzonenklima für kontinuierliches Gären, arbeiten die Planetengetriebe dagegen stets bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit, was ebenfalls eine Herausforderung darstellt.“
Verstärkte Lagerung
Die Planetengetriebe sind mit einer verstärkten Lagerung ausgestattet. Ihre Abtriebswelle ist zur Übertragung der hohen Drehmomente über eine eigenentwickelte Mehrzapfenkupplung mit der Antriebswelle des Fördersystems verbunden. Das Getriebe dient dabei als unterer Lagerpunkt der Welle des Fördersystems. Es ist bei wechselnder Beladung des Fördergurts sowie bei bis zu 6 m hohen Antriebswellen hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt.
Um den Anforderungen der Lebensmittelindustrie gerecht zu werden, baut der Hersteller einen gemeinsamen Ölraum für das Planetengetriebe und das Kegelradgetriebe der Vorstufe ein. So kann der lebensmittelverträgliche Schmierstoff H1, den SEW-Eurodrive entsprechend auslegte, einfach und vollständig entleert werden. Des Weiteren stimmt der Bruchsaler Antriebsspezialist die Planetengetriebe auf die Bedürfnisse der Lebensmittelindustrie ab, indem das Unternehmen widerstandfähige Lackierungen liefert, die nicht abblättern.
Umfassende Zusammenarbeit
Das Know-how für diese Lösungen entwickelten Heinen Freezing und SEW-Eurodrive gemeinsam. Dazu Hottinger: „Es ist ein Prozess gewesen, in den immer wieder Erfahrungen sowohl von unserem Partner SEW als auch von uns eingeflossen sind. Die Optimierungen waren hauptsächlich auf die jeweilige Umgebung ausgerichtet, etwa auf die besonderen Temperaturbedingungen. Ferner wollten wir ein Komplettantriebssystem aus einer Hand haben.“
Anhand einer Zeichnung zeigt Tappe, warum ein solcher Wunsch und die anwendungstechnische Beratung durch SEW sehr wichtig für sein Unternehmen sind. „Hier sieht man das Zusammenspiel des Planetengetriebes mit dem direkt vorgeschalteten Getriebemotor, durch das sich platzbeanspruchende und kostentreibende Kupplungen, Zwischenflansche und Adapterglocken erübrigen. SEW-Eurodrive berät uns und legt gemeinsam mit uns, abgestimmt auf das betreffende Produkt, das Planetengetriebe hinsichtlich der Bandbreite der parametrierbaren Drehzahlen und der Durchlaufzeiten aus. Somit sind Schnittstellenprobleme ausgeschlossen. In der Zusammenarbeit geht es aber nicht nur um Planetengetriebe. Wir setzen auch andere Antriebs- und Umrichtertechnik von SEW-Eurodrive ein, z. B. die aseptischen Antriebe für Fördertechnik aller Art oder Servoantriebe mit den entsprechenden Servoumrichtern, wenn es um Positioniergenauigkeit bei gleichzeitiger Dynamik und Leistungsfähigkeit geht.“
Universelles Baukastensystem
Ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl eines Lieferanten ist für Michael Tappe der Service. „SEW-Eurodrive steht für einen schnellen und kompetenten Support. Abgesehen davon sind die Produkte wenig störanfällig, sodass wir meist sogar ohne Service auskommen.“ Zur hohen Verfügbarkeit trägt laut Tappe auch das Baukastensystem des Herstellers bei. Andere Anbieter würden Getriebe speziell für Heinen Freezing fertigen, womit lange Lieferzeiten verbunden wären. Überdies können die Bruchsaler durch ihr Baukastensystem mit gleichen Teilen fast alle Anforderungen abdecken.
„Neben den Spiralfrostern, die wir mit Planetengetrieben ausstatten, bauen wir vor allem in unser modulares Speichersystem Packfrost® zum Kühlen und Frosten von Kartons SEW-Produkte ein. In dem Fall kommen Kegelradgetriebe zum Einsatz“, berichtet Tappe. Eine gute Basis für eine weitere Zusammenarbeit ist also gelegt.