Über den Tellerrand hinaus

Im Fokus des ECP stehen 20-minütige Gespräche. Diese können im Vorfeld über eine internetbasierte Software initiiert werden. Jeder Teilnehmer füllt sein Profil mit Angaben zur Person und zum Unternehmen aus, lädt ein Foto und das Logo hoch, und erläutert, was er bietet und was er sucht. Wenn der angefragte Gesprächspartner bestätigt teilt die Software einen Zeitpunkt für das Gespräch in dem zuvor persönlich freigegeben Zeitplan zu. In der digitalen Welt findet das erste Kennenlernen oder bereits das Vertiefen einer bereits bestehenden Geschäftsbeziehung über eine sichere SSL-Datenleitung statt: die Parteien tauschen sich über Video, den Chat und die Präsentation aus, die jeder über die Option „Bildschirm teilen“ dem anderen zeigen kann. Wenn es mal mit der Internetleitung oder Firewall nicht so klappt, weichen die Teilnehmer auf eine hauseigene Alternative aus oder nutzen das Telefon. Entscheidend ist der aktive Marktplatz der Personen und Innovationen.

Zwanzig Minuten sind ausreichend, sind sich die Teilnehmer sicher. So wird zwischen dem organischen Chemiker und den Big-­Data-Spezialisten oder dem Produktionsingenieur und dem Analytik-Fachmann ein erster Impuls gesetzt. Beim ECP treffen Menschen mit sehr unterschiedlicher Erfahrung und Verantwortung aufeinander: Unternehmensgründer, erfahrene Manager bis hin zum C-­Level, Innovationsmanager, Labor-, Projekt- und Geschäftsbereichsleiter und Geschäftsentwickler. Sie kommen aus Start-up- und Wachstumsunternehmen, dem etablierten Mittelstand und großen, global agierenden Konzernen. Die Bandbreite reicht von BASF, Lanxess, Wacker über Mitsui Chemicals, Dow, Sanofi bis zu Beiersdorf, Henkel, Tesa, Procter & Gamble und Porsche, Deutsche Telekom sowie Xerox.

Über Grenzen hinweg: Vertrauensvoller Austausch
Darüber hinaus gibt es weitere sehr wichtige Mediatoren. Das sind zum einen Investoren. Corporate Venture und Venture-Capital-Firmen, sind genauso vertreten wie Banken und Business Angels. Zum anderen sind qualifizierte Dienstleister aus sehr verschiedenen Service-­Berufen dabei. Contract Manufacturing Organisationen kommt die bedeutende Rolle zu, das Upscaling der jungen Unternehmen innovativ zu befördern. Die beratenden Berufe wie Gründungsexperten oder Patent- und Rechtsanwälte runden das Spektrum der Teilnehmer ab. Mit einer Industriequote von 80 % stehen jedenfalls Technologien und Produkte im Vordergrund.

Die Mischung der Teilnehmer macht das ECP so einzigartig und trägt so zwei Punkten Rechnung: Wir brauchen schnell viele neue Innovationen, um die großen Herausforderungen zu meistern von der Klimaveränderung über Ernährung, Gesundheit, Bauen bis hin zu Energie, Mobilität und Konsum. Gleichzeitig trägt die bewusst bunte Vielfalt der Notwendigkeit zu kooperativer Wertschöpfung Rechnung. Um eine zirkuläre Kreislaufwirtschaft und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen, benötigt es mehr als nur zwei Partner, und diese kommen aus Chemie, Bioökonomie, Digitalisierung, Nanotechnologie, Analytik, dem Sektor nachwachsender Rohstoffe und dem Ingenieurswesen ohne dass diese Auflistung vollständig wäre. Das vertrauensvolle kommunikative Miteinander über die Grenzen von Disziplinen, Branchen sowie Regionen und Nationen hinweg ist der Beschleuniger für bleibenden Wohlstand in einer nachhaltigeren Welt: ein Erfolgsfaktor des ECP.

Das 5^th ECP im Februar 2021 wird aufgrund der aktuellen Weltlage erneut digital stattfinden. Zum ersten Mal werden es drei Tage sein. So werden die verschiedenen Zeitzonen berücksichtigt und es kann auch eine wichtige firmeninterne Besprechung eingeflochten werden. Neben den Partnering-Gesprächen hat das ECP ein attraktives Rahmenprogramm, von der Keynote über Paneldiskussionen zu Breakout Sessions und Workshops. Auch Kurzvorträge, die sogenannten Pitches und Webinare, wie auch eine Ausstellung stehen den Teilnehmern zur Verfügung. Alle Formate, inklusive des Networkings finden auch digital statt.

Digital informell Netzwerken
Bei einer digitalen Großveranstaltung läuft nicht alles sofort reibungslos. Die digitalen Formate und ihr Zusammenspiel werden weiter verbessert und auch Einzelproblemen, wie Firewalls und Zugangsbeschränkungen gehen die Veranstalter auf den Grund. Darüber hinaus werden gern Ideen der ECP-Teilnehmer verfolgt, sei es zu Formaten wie der Networking Flash Session, wo sich viele Personen in kurzer Zeit kennenlernen oder zur Verbesserung der Kommunikation, damit man Wichtiges nicht verpasst. Hier bieten sich durch die Digitalisierung auch Chancen: denn Vorträge, Webinare und Panels werden direkt aufgezeichnet und im Nachgang in der Mediathek für die Teilnehmer zur Verfügung gestellt.
Bei aller Finesse kann eine digitale Veranstaltung eines nicht bieten: den Blickkontakt, die Gestik, die Mimik im Gespräch und das gemeinsame Zuprosten und Anstoßen am Ende eines erfolgreichen Tages. Dafür ermöglicht die Digitalisierung höhere Internationalität. Beim ersten digitalen ECP im September waren unter anderem Teilnehmer aus Neuseeland, Australien, China, Japan, Thailand, Singapur, Kanada, USA, Chile und Venezuela vertreten. Angesichts derzeitiger Reisebeschränkungen war es noch nie so leicht kreative Menschen aus Südamerika, Afrika oder Asien zu treffen, mit Start-up-Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten, die selbst in pandemiefreien Zeiten nicht die Budgets für viele Veranstaltungen in Europa haben. Und unser Kontinent ist gefragter und attraktiver denn je mit seiner Tradition und den gefestigten logistischen Ketten von den Rohstoffen bis zu den B2B- und B2C-Märkten.

Der Autor

Veranstaltungshinweis
Das European Chemistry Partnering, kurz ECP, ist ein Veranstaltungsformat, bei dem branchenübergreifend der Austausch über Innovationen im Mittelpunkt steht. Es fand erstmals 2017 statt. Neben dem jährlichen ECP im Februar gibt es seit September 2018 auch den ECP Summer Summit als zweites Partnering-Format pro Jahr. Das 5th ECP vom 24. – 26. Februar 2021 wird aufgrund der aktuellen Weltlage ebenfalls digital und zum ersten Mal an drei Tagen stattfinden.
www.ecp2021.com