Batteriestandort Deutschland: Fünf Verbände fordern Industriestrategie
Fünf Industrieverbände – KLIB, VCI, VDA, VDMA und ZVEI – warnen in einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz vor der Gefährdung des Batteriestandorts Deutschland und Europas. Sie sehen das noch in den Anfängen befindliche Batterieökosystem unter Druck: Insolvenzen, Geschäftsaufgaben bei KMUs und Rückzüge aus geförderten Projekten nehmen zu. Grund sind hohe Energiepreise, Bürokratie und nicht wettbewerbsfähige Steuer- und Abgabensysteme. Die Verbände fordern eine gemeinsame, langfristige Strategie auf deutschem und europäischem Level. Ihr Acht-Punkte-Plan umfasst Standortverbesserungen, faire Wettbewerbsbedingungen, Risk-Sharing, Rohstoffsicherung und F&E-Förderung. Das Marktpotenzial ist erheblich: Bis 2030 wird ein globaler Markt von etwa 155 Milliarden Euro erwartet, davon rund 54 Milliarden in Europa. Ein starkes Batterieökosystem ist für strategische Souveränität und Arbeitsplätze entscheidend.
Acht-Punkte-Plan für den Batteriestandort
Fünf führende Industrieverbände haben in einem gemeinsamen offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz sowie mehrere Bundesministerinnen und -minister auf die kritische Situation des Batteriestandorts Deutschland und Europas hingewiesen. Das Kompettenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien (KLIB), der Verband der Chemischen Industrie (VCI), der Verband der Automobilindustrie (VDA), der Verband für Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sowie der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) sehen das Batterieökosystem in Gefahr.
Die besorgniserregende Entwicklung zeigt sich in zunehmenden Insolvenzen und Geschäftsaufgaben, besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), sowie Rückzügen aus geförderten Projekten. Dies verstärkt die Abhängigkeit von außereuropäischen Batteriematerialien und Fertigern – ein strategisches Risiko für die technologische Souveränität Europas.
Die fünf Verbände präsentieren einen gemeinsamen Acht-Punkte-Plan mit konkreten Forderungen für bessere Bedingungen in Deutschland und Europa:
- Gemeinsame, langfristige Strategie auf deutschem und europäischem Level für Batterieentwicklung und -industrialisierung
- Klarheit und Verbindlichkeit für Investoren und Akteure der Batteriewertschöpfungskette
- Gesamtheitliches Verständnis der kompletten Batterielieferkette statt isolierter Einzelmaßnahmen
- Bessere Standortbedingungen durch Reduktion von Energiepreisen, Bürokratie und unattraktiven Steuersystemen
- Faire Wettbewerbsbedingungen im globalen Markt
- Gemeinsames Risk-Sharing zwischen Politik und Industrie
- Sicherung von Rohstoffen für die Batterieproduktion
- Förderung von Forschung und Entwicklung bei Batterietechnologien
Die Verbände begrüßen die neue Hightech-Agenda der Bundesregierung, die Batterieforschung deutlich stärkt. Doch sie kritisieren, dass eine übergeordnete Industrialisierungsstrategie fehlt, die Politik und Industrie langfristig verbindet.
Marktpotenzial und strategische Bedeutung
Batterietechnologie gilt als zentrale Zukunftstechnologie des 21. Jahrhunderts. Bis 2030 wird für Lithium-Ionen-Batterien ein globaler Markt von etwa 155 Milliarden Euro erwartet, davon rund 54 Milliarden Euro in Europa. Die Wettbewerbsfähigkeit zahlreicher Produkte hängt von leistungsfähigen Batterien ab – von Elektrofahrzeugen und Power Tools über E-Bikes bis zu stationären Energiespeichern und militärischen Anwendungen.
Ein starkes europäisches Batterieökosystem ist daher nicht nur für wirtschaftliches Wachstum entscheidend, sondern auch für die strategische Unabhängigkeit und Arbeitsplätze. Die Verbände betonen: Ein wettbewerbsfähiges Batterieökosystem kann vorhandene Arbeitsplätze sichern und neue schaffen. Ohne entschiedenes Handeln droht eine wachsende Abhängigkeit von außereuropäischen Akteuren – mit entsprechenden Konsequenzen für Technologiesouveränität und industrielle Wettbewerbsfähigkeit.