„Hier sehen wir uns als Teil der Lösung“
Das Welthandelsvolumen für Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen wird für 2021 auf rund 45 Mrd. € geschätzt, auf Deutschland entfallen 21% davon.
Die VDMA-Pressekonferenz zur Drinktec benannte u. a. Lieferkettenstörungen als Hemmnis für das Wachstum der Ma-schinenproduktion 2022. Demgegenüber zeige sich aber ein positiver Auftragseingang bei Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen aus den Auslandsmärkten. Vielerorts erweisen sich Nachhaltigkeitsaspekte als Triebfeder für die Innovationen und für die Investitionsbereitschaft auf der Kundenseite. Dabei helfe die zunehmende Digitalisierung und die so gewonnene Transparenz aus den Maschinendaten bei der Ermittlung neuer Einsparpotenziale in den Prozessen.
Nach einem Wachstum der Maschinenproduktion um 6 % auf 218 Mrd. € im Jahr 2021 wird die wirtschaftliche Erholung des Maschinenbaus im Jahr 2022 durch den Ukraine Krieg und die anhaltenden Lieferkettenstörungen deutlich gebremst. „Die Auftragsbücher der Branche sind gut gefüllt. Der Auftragsbestand liegt bei gut elf Monaten, aber die Produktion wird durch die Lieferschwierigkeiten bei Materialien und Vorprodukten nach wie vor stark behindert“, sagte Richard Clemens, Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen, auf der VDMA-Pressekonferenz anlässlich der Weltleitmesse Drinktec in München.
Konjunktur Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen
Im Fachzweig Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen stieg die Produktion im Jahr 2021 um 7 % auf 14,8 Mrd. €. Damit erreichte der viertgrößte Maschinenbaufachzweig im zweiten Pandemiejahr fast wieder das Rekordniveau von 2019 in einer Höhe von 15,3 Mrd. €.
Im ersten Halbjahr 2022 liegt der Auftragseingang der Branche um real 9 % über dem Wert des Vorjahreszeitraums. Getragen wurde der Zuwachs bisher vor allem durch Bestellungen aus dem nichteuropäischen Ausland. „Der Markt beschert uns Rückenwind“, kommentierte Volker Kronseder, Vorsitzender des Drinktec Fachbeirats und VDMA-Vorstandsmitglied die starke Nachfrage nach Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen. „Jährlich wächst die Weltbevölkerung um mehr als die Einwohnerzahl der Bundesrepublik Deutschland. Die Zunahme einer konsumfreudigen Mittelschicht, vor allem in der Region Asien/Pazifik bilden die Ausgangslage für einen dynamisch wachsenden Weltmarkt,“ erläuterte Kronseder.
Deutsche Unternehmen führend im Weltmaschinenhandel
Bezeichnend für die Branche ist, dass sie geografisch sehr breit aufgestellt und in über 100 Ländern aktiv ist. Das Welthandelsvolumen für Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen basierend auf den Exportdaten von 52 Industrieländern wird sich 2021 nach Schätzung des VDMA auf rund 45 Mrd. € belaufen, ein Anstieg von 9 %. 21 % des Welthandelsvolumen von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen kommt aus Deutschland. In einigen Teilbranchen sind die deutschen Hersteller noch stärker aufgestellt: So kam 2021 jede dritte international gehandelte Getränkeverpackungsmaschine und jede zweite Brauereimaschine aus Deutschland.
Im Jahr 2021 stiegen die deutschen Exporte von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen um 5 % auf 9 Mrd. €. Die durchschnittliche Exportquote lag im vergangenen Jahr bei 83 %. Mehr als die Hälfte der Exporte werden in außereuropäische Länder geliefert. „USA und China sind für die Hersteller von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen die wichtigsten Märkte. Wir konnten im Jahr 2021 sogar zweistellige Zuwächse generieren, trotz der schwierigen Reise- und Aufenthaltsbedingungen in China“, sagte Kronseder. Weitere Wachstumsmärkte sieht er mittelfristig in den bevölkerungsreichen Ländern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas, so z. B. in Indien, Mexiko oder Nigeria. Eine stabile Nachfrage erwartet er zudem aus den europäischen Ländern.
Steigender Stellenwert von Nachhaltigkeit
Einen Grund für weiterhin gute Marktperspektiven sieht Kronseder im wachsenden Getränkekonsum in den Wachstumsmärkten und weltweit. Nach einem Rücksetzer im ersten Pandemiejahr bedingt durch die Schließungen von Hotels und Restaurants wurden im Jahr 2021 knapp eine Billion Liter abgefüllte und verpackte Getränke verkauft. Laut Prognosen des britischen Marktforschungsinstituts Euromonitor International wird der Absatz bis 2026 um rund 17 % zulegen. Den Regionen Afrika / Mittlerer Osten sowie Asien/Pazifik attestiert Euromonitor weiterhin zweistellige Zuwächse in diesem Zeitraum, während der Getränkeabsatz in den gesättigten Märkten nur wenig steigen wird.
„Für uns sind die Industrieländer gleichwohl starke Abnehmer und Impulsgeber. Durch den Wettbewerbsdruck kommen hier stetig Produktinnovationen auf den Markt. Zugleich steigen die Anforderungen der Konsumenten in punkto Nachhaltigkeit“, sagte Kronseder. Viele Unternehmen der Getränke- und Liquid Food Industrie – auch außerhalb Europas – setzen sich eigene Nachhaltigkeitsziele. Energieeffizienz, Vermeidung von Produktverlusten, energetische Reststoffverwertung und optimierte Verpackungen sind die wichtigsten Themen, die bei den Lebensmittelherstellern in puncto Nachhaltigkeit auf der Agenda stehen.
„Hier sehen wir uns als Teil der Lösung. Denn wer, wenn nicht der Maschinenbau, kann entscheidend dazu beitragen, die Prozesse in den produzierenden Unternehmen wirtschaftlich, effizient und zugleich nachhaltig zu gestalten“, konstatierte Kronseder. Die Digitalisierung habe in diesem Kontext die wichtige Funktion, Einspar-, Optimierungs- und Verbesserungspotenziale entlang der Wertschöpfungskette zu identifizieren.
Branchenperspektiven in herausfordernden Zeiten
Die weiteren Aussichten für die Zulieferer für die Getränkeindustrie sind positiv einzuschätzen: In den aufstrebenden Ländern besteht ein großer Nachholbedarf. Dort werden Produktionen auf- und ausgebaut. Die entwickelten Märkte Westeuropas und Nordamerikas sind von qualitativem Wachstum und Ernährungstrends geprägt. Produktinnovationen verbunden mit immer kürzeren Produktlebenszyklen, Preisdruck einerseits und zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Konsumentscheidung andererseits bestimmen die Investitionsgüternachfrage.
„Die Maschinenhersteller haben damit eine Vielzahl von Aufgaben, nämlich mit bestmöglicher Technologie die wirtschaftliche und sichere Versorgung der Menschen zu ermöglichen und dabei auch die Anforderungen des Klimaschutzes und die Schonung der Ressourcen im Fokus zu haben“, fasste Volker Kronseder das Aufgabenbild zusammen. Darin liegen für die Branche weiterhin hohe Herausforderungen und erhebliche Potenziale.
Von der Weltleitmesse Drinktec 2022, die vom 12. bis 16. September in München stattfand, erwartet die gesamte Branche positive Impulse. „Wir freuen uns sehr darauf, dass die internationale Zulieferindustrie auf der wichtigsten Branchen-Plattform ihre Innovationen präsentieren wird und dass wir endlich wieder im persönlichen Austausch über Anforderungen und wichtige Themen mit dem internationalen Fachpublikum diskutieren können“, schloss Richard Clemens, Geschäftsführer des VDMA Fachverbandes Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen.
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Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus
Der VDMA vertritt mehr als 3.500 deutsche und europäische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Industrie steht für Innovation, Exportorientierung und Mittelstand. Die Unternehmen beschäftigen rund vier Millionen Menschen in Europa, davon mehr als eine Million allein in Deutschland. Der Maschinen- und Anlagenbau steht für ein europäisches Umsatzvolumen von rund 800 Mrd. €. Im gesamten Verarbeitenden Gewerbe trägt er mit einer Wertschöpfung von rund 270 Mrd. € den höchsten Anteil zum europäischen Bruttoinlandsprodukt bei.
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