Innovative Sensor Technology IST AG weiht Neubau ein
Das zur Endress+Hauser Gruppe gehörende Unternehmen Innovative Sensor Technology, weihte an seinem Firmensitz in Ebnat-Kappel ein neues Produktions- und Bürogebäude ein.
Gerade einmal sechs Jahre ist es her, dass der Hauptsitz der Firma IST nach Ebnat-Kappel verlegt wurde. Bereits nach Kurzem war die Produktionsstätte schon wieder zu klein, denn aufgrund innovativer Produkterweiterungen und neuer Aufträge ergab sich ein unglaubliches Wachstum. Am 24. Mai 2019 weihte die IST AG den neuen Erweiterungsbau ein. Innovative Sensor Technology stellt Dünn-und Dickfilm-Platin- und Nickel-RTD-Temperatursensoren, Massenflusssensoren, kapazitive Feuchtesensoren, Strömungs- und Leitfähigkeitssensoren sowie Biosensoren her. Sie werden in den unterschiedlichsten Anwendungsgebieten eingesetzt, etwa in der Prozesssteuerung und Automatisierung, der Gebäudetechnik, der Medizintechnik, im Weltraum genauso wie in Haushaltsgeräten. Ein weiteres umfassendes Portfolio des Unternehmens ist die Herstellung von kalibrierten Feuchtemodulen, deren Sensorelemente sich unter verschiedensten Messbedingungen durch ihre Genauigkeit und Konsistenz auszeichnen. Diese werden in der Prozesstechnik, der Gebäudetechnik und der Medizintechnik bis hin zur Luft- und Raumfahrt verwendet.
Kundenlösungen statt Kataloglösungen
Die Firma IST ist aber nicht nur Hersteller von Sensoren, sie bietet auch individuelle Sensorlösungen an. Die exakten, zuverlässigen Produktionsabläufe, die erfolgreichen Forschungsarbeiten und die Beratungs- und Entwicklungs-Dienstleistungen durch qualifizierte Teams schaffen bei den Kunden Vertrauen. Wie Endress-CEO Matthias Altendorf betonte, dient die globale Beratung, die IST anbietet, der nachhaltigen Verbesserung der Kundenprozesse in der gesamten Wertschöpfungskette. Dem Wachstum liege auch eine geographische Ausdehnung zugrunde. Dabei verlagern sich die weltweiten Absatzmärkte weg von der Schweiz. Der Absatz in Osteuropa und in Amerika wächst stark, da die Kunden die Produktion vermehrt ins Ausland verlagern.
Temperatursensoren aus dem Reinraum für den Weltraum
Umso wichtiger ist es, dass IST stetig an neuen Produkten und Anwendungen feilt. Sensoren, die im All eingesetzt werden, müssen eine Reihe spezifischer Eigenschaften aufweisen, welche sie für den Einsatz auf Weltraum-Missionen qualifizieren. Die Innovative Sensor Technology IST hat dafür ESCC-qualifizierte Dünnfilm Pt Temperatursensoren entwickelt, welche in der weiten Spanne von -200 °C bis +200 °C eingesetzt werden können. Die Sensorserie hat während vier Jahren diverse Evaluations- und Qualifikationstests durchlaufen, bevor sie im Februar 2018 das ESCC-Zertifikat der European Space Agency (ESA) erhalten hat. Die qualifizierten Sensoren eignen sich außerdem für diverse andere High-Reliability (HiRel) Anwendungen, z. B. in der Automobilindustrie oder Luftfahrt-Applikationen. Durch die abgeschlossenen Tests konnte verifiziert werden, dass sich die Sensoren für Anwendungen im Weltraum eignen und stabile Messergebnisse bei über 70.000 Zyklen liefern. Sie sind also resistent gegenüber extremen thermischen Zyklen. Der Temperaturkoeffizient des Widerstands (TCR) zeigte lediglich irrelevante Änderungen während der Tests und der Sensor erwies sich als sehr driftstabil. Das Unternehmen IST ist der erste und zurzeit auch der einzige Anbieter von ESCC-qualifizierten Pt- Temperatursensoren. Die RTD’s sind mit Widerständen von Pt100 bis Pt2000 erhältlich.
Derzeit feilt IST an neuen Lösungen auch in anderen Bereichen, wie bei der Messung von m pH-Werten und an Einwegsensoren, die nach kurzem Einsatz weggeworfen werden.
Mit dem Erweiterungsbau in die Zukunft
Mit dem Erweiterungsbau stellt IST sicher, dass sie für die Zukunft optimal aufgestellt ist. Im Jahr 2013 wurde der Standort Ebnat-Kappel eröffnet, ein großer Schritt für das Unternehmen mit einer deutlichen Aufwertung der Arbeitsumgebung. Die Geschäfte des Unternehmens in den darauf folgenden Jahren liefen blendend, sie führten zu wachsenden Produktionsmengen und steigenden Mitarbeiterzahlen. Als Folge des Erfolgs war die Kapazität des Gebäudes 2017 erneut voll ausgelastet. „Wir sind 2013 mit knapp 100 Mitarbeitern in den Neubau in Ebnat-Kappel umgezogen. Inzwischen zählen wir allein in der Schweiz etwas mehr als 200 Mitarbeitende. Da war der Erweiterungsbau der notwendige Schritt, um den gestiegenen Anforderungen an die Infrastruktur gerecht zu werden“, erklärt Jörn Lützen, COO und Projektleiter des Baus.
Schon beim Kauf des Grundstücks für den damaligen Neubau war eingeplant, dass das Firmengebäude weiter ausgebaut werden kann. Im September 2017 wurde die Baustelle für den Erweiterungsbau schließlich eröffnet – , nun, eineinhalb Jahr später, können die neuen Räumlichkeiten vollumfänglich genutzt werden.
Mit dem Erweiterungsbau, der den Beschäftigten in Ebnat ein modernes Arbeitsumfeld bietet, verdoppelt IST die Nutzfläche – in Ebnat-Kappel stehen in Zukunft über 13.500 m2 zur Verfügung. Die Produktionsfläche beträgt 3.700 m2, davon entfallen 1.451 m2 auf den Reinraum.
Das Unternehmen mit weltweit rund 400 Mitarbeitern produziert an seinen Standorten in Ebnat-Kappel und in Tschechien verfügt über Verkaufsbüros in den USA, Indien und China. „Wir sind durch und durch international aufgestellt“, betont Geschäftsführer Mirko Lehmann.
Das dreistöckige Gebäude erlaubt optimale Arbeitsabläufe in Produktion, Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung. Mehr als die Hälfte des Investitionsvolumens wurde an Firmen aus der Region vergeben. Die Mitarbeiter genießen den Blick auf die Churfirsten und die umgebende einzigartige Landschaft.
Am Freitag, 24. Mai, fanden zahlreiche Kunden, die Familie Endress und Partner aus aller Welt den Weg ins Toggenburg, um den Neubau zu besichtigen und gemeinsam zu feiern. Neben IST CEO Mirko Lehmann begrüssten CEO Matthias Altendorf und Verwaltungsratspräsident und Klaus Endress von der Endress+Hauser Gruppe, zu der die Firma IST seit 2005 gehört, die Gäste. Im Rahmen einer originellen Feier und vor zahlreichen Gästen aus Politik, der Sensortechnikbranche und der Kultur wurde der Neubau feierlich eingeweiht. Als Ehrengast war Gunter Dueck geladen, der mit seinem Vortrag über Innovation ein Thema beleuchtete, welches bei der IST tagtäglich eine grosse Rolle spielt. Bei einem abschliessenden Firmenrundgang konnten sich die Gäste einen Eindruck der neuen Produktions- und Büroräumlichkeiten gewinnen.
Mehr Flexibilität in der Produktion
„Der Produktionsprozess stellt höchste Anforderungen an den Workflow und die Infrastruktur“, erklärt Jörn Lützen, Mitglied der Geschäftsleitung und Projektleiter des Neubaus. „Im neuen, eigenen Gebäude finden wir dafür nun ideale Bedingungen vor. Reinste Bedingungen sind für uns ein Muss, da im unteren Mikrometerbereich schon kleinste Verschmutzungen die Herstellung der Sensoren unmöglich machen“.
Heute produziert das Werk 25 Mio. Sensoren pro Jahr, unter denen solche für physikalische und chemische Parameter den größten Umsatz erwirtschaften. Aber auch Biosensoren werden bei der Tochterfirma Jobst in Freiburg hergestellt. „Eine grosse Palette an Produkten ist Voraussetzung für den Standort Schweiz, die neuen Produktionsräume erhöhen unsere Flexibilität“, meint Mirko Lehmann. Speziell erlaubt das größere Raumangebot, die Entwicklung neuer Produkte voranzutreiben – wie z.B. Biosensoren oder Sensoren für die Gas-Analyse.
Einigkeit macht stark
Verwaltungsratspräsident Klaus Endress stellte sein Projekt einer Familiencharta vor (Abb. 4). Er widmete der Firmenkultur stets hohe Aufmerksamkeit. Verantwortung und Loyalität sind dort zentrale Werte. Viel Zeit investierte er auch in die Arbeit an der Familiencharta. Diese regelt das Verhältnis zwischen Familie und Unternehmen. Sie führt die junge Generation ans Geschäft heran und stärkt den Zusammenhalt der inzwischen mehr als 70 Familienmitglieder. „Einigkeit macht stark“, betonte er, „aber nur, wenn jeder Einzelne sich nach seinen Kräften für die Gemeinschaft einsetzt.“ Mit der Familiencharta will er Eigenschaften wie Verantwortungsbewusstsein und Bescheidenheit fördern wie auch den Umgang miteinander und mit den Mitarbeitern des Unternehmens regeln.
Mit dem „Ribbon cutting“ bei musikalischer Unterhaltung und reichhaltigem Buffet wurde die Einweihung des neuen Produktionsgebäudes durch den vollzähligen Vorstand vollzogen.