Moderne Fördertechnik von Kardex Mlog für Lindt & Sprüngli in Aachen

Wenn die Osterhasen das Werk verlassen haben und die Nikoläuse noch nicht in Produktion sind, schlägt in der Schokoladenproduktion die Stunde der Techniker.

Wenn die Osterhasen das Werk verlassen haben und die Nikoläuse noch nicht in Produktion sind, schlägt in der Schokoladenproduktion die Stunde der Techniker. Ein knappes Zeitfenster zwischen den Saisons nur bleibt für Instandhaltung, Wartung und Modernisierung. Zwar läuft die Produktion auch in dieser Zeit weiter, „gesündigt“ werden will ja immer, aber eben nicht unter Volllast. So auch beim Schweizer Chocolatier Lindt & Sprüngli. Dessen Fördertechnik zur Anbindung der Produktion am Standort Aachen wurde durch Kardex Mlog in kurzer Zeit umfassend modernisiert und neu organisiert. Seit Mai 2015 glänzt die Anlage nun mit mehr als verdoppelter Leistung.
Die Ver- und Entsorgung der Produktion ist der Pulsschlag jedes Betriebs, die Förderstrecken die Hauptschlagader jeder Anlage. Umso wichtiger ist eine sorgfältige Planung aller Arbeiten und Projektschritte in diesen Bereichen, um den reibungslosen Betrieb nicht zu gefährden. So auch bei Lindt & Sprüngli in Aachen. Hier steht eine von insgesamt acht Produktionsstätten, die der Züricher Hersteller von Premium-Schokoladen in Europa und in den USA betreibt und in denen Produkte wie Pralinés, Schokoladentafeln und natürlich der berühmte Lindt Goldhase entstehen. Dieser glänzende Meister Lampe erblickte in den 50er Jahren das Licht der Welt und zählt mittlerweile in über 40 Ländern zur Ostertradition. Über zahlreiche Tochtergesellschaften und Niederlassungen sowie unabhängige Distributoren werden sämtliche Produkte rund um den Globus vertrieben. Damit zählt die Lindt & Sprüngli Gruppe zu den mit Abstand erfolgreichsten Premium-Schokoladeunternehmen der Welt.

Schrittweise Modernisierung

In Aachen hatte Kardex Mlog 2012 als Generalunternehmer für die Logistikgewerke ein neues vollautomatisches Hochregallager (HRL) errichtet. Nun stand die Modernisierung der Fördertechnik innerhalb der vierstöckigen Produktionsanlage und der Anbindung an das Hochregallager an. „Ein nicht allein technisch bedingter Engpass“, so Sebastian Haist, Projektleiter auf Seiten der Kardex Mlog, „auch die baulichen Gegebenheiten passten nicht mehr zu den heutigen Anforderungen an den Materialfluss.“ Um die Anlage, die seit vielen Jahren im Vierschichtbetrieb im Einsatz ist, wieder auf den Stand der Technik zu bringen, erneuerte Kardex Mlog die komplette Fördertechnik und ersetzte rund 185 Antriebe mit Steuerungen. Hinzu kamen zahlreiche bauliche Veränderungen. Nach ersten Vorarbeiten im November 2014 blieb Kardex Mlog die Zeit von Januar bis Juni für die tiefgreifenden Maßnahmen. Die Modernisierung der einzelnen Stockwerke erfolgte sukzessive in einzelnen Schritten. Elf Werktage benötigte Kardex Mlog pro Umbaustation, davon entfielen alleine drei für Bauarbeiten wie zum Beispiel Wanddurchbrüche, die durch die Reorganisation und Verlegung der Förderstrecken nötig wurden. Eng war dabei nicht nur der Terminplan, sondern immer wieder auch die Arbeitssituation vor Ort. Wegen der staubintensiven baulichen Veränderungen mussten weite Teile der Arbeiten unter besonderen Schutzmaßnahmen erfolgen, um die laufende Produktion nicht zu gefährden. Hinter den mobilen Staubschutzwänden und der Unterdruck-Staubabsaugung arbeiteten an den Stationen bis zu fünf Gewerke gleichzeitig.

Hohe Anforderungen an Hygiene und Effizienz

Kardex Mlog gehört zu den erfahrensten Anbietern von Materialflusssystemen in der Lebensmittelindustrie. Von der Tiefkühlpizza bis zur Torte, vom Musli bis zur Schokolade: Kaum eine Produktkategorie, die nicht in einem HRL der Kardex Mlog lagern würde. Die Branche stellt bekanntlich besonders hohe Anforderungen z. B. an die Hygiene und Lebensmittelsicherheit. Diese müssen auch technisch berücksichtigt werden, selbst im Detail. Selbstsichernde Muttern, spezielle Öle und Fette etwa sollen eine Kontamination der Produkte verhindern. In Aachen sind dies in erster Linie Halbwaren wie die berühmten Lindor-Kugeln, die einzeln für sich bereits gewickelt, aber noch nicht in den Gebinden verpackt sind. Diese werden über Vertikalumsetzer auf die unterschiedlichen Ebenen der Anlage transportiert. Der bereits vorhandene wurde umgebaut und erhielt unter anderem ein neues, frequenzgeregeltes Hubwerk und einen neuen Hubwagen sowie eine komplett neue Sensorik. Die maximale Hubgeschwindigkeit liegt nun bei 120 m/min, die Beschleunigung bei max. 1 m/s2. Auf einer Hubhöhe von 18 m bzw. fünf Stockwerke reicht dies für ca. 70 Doppelspiele pro Stunde. Zwei weitere Doppel-Vertikalumsetzer mit vergleichbarer Leistung wurden neu installiert. Alle drei verfügen über Lastaufnahmemittel für jeweils zwei Ladeeinheiten. Die gesamte Anlange ist auf eine hohe Energieeffizienz ausgelegt. Die ebenfalls frequenzgeregelten Antriebe laufen erst dann an, wenn sich das Fördergut angemeldet hat und schalten sich ab, sobald es den Abschnitt wieder verlassen hat.

Deutliche Leistungssteigerung

Insgesamt konnte durch die Maßnahmen eine erhebliche Leistungssteigerung erzielt werden, wie ein dokumentierter Leistungstest in der Projektierungsphase belegt. Nicht zuletzt aufgrund der enormen Leistungsverbesserung sind bereits Folgeprojekte geplant. Wenn im Frühjahr der Goldhase wieder unterwegs ist, um Schleckermäulern Süßes ins Nest zu legen, will Kardex Mlog die Gelegenheit für eine Erweiterung und Aufstockung nutzen.

 

Kontakt:
Mlog Logistics GmbH

Neuenstadt
Bettina Wittenberg
Tel.: +49 7139 / 4893-536
[email protected]

Das Unternehmen
Kardex Mlog mit Sitz in Neuenstadt am Kocher ist einer der führenden Anbieter für integrierte Materialflusssysteme und Hochregallager. Das Unternehmen verfügt über mehr als 45 Jahre Erfahrung in der Planung, Realisierung und Instandhaltung von vollautomatischen Logistiklosungen. Die drei Geschäftsbereiche Neuanlagen, Modernisierung und Service stutzen sich auf die eigene Fertigung in Neuenstadt. Kardex Mlog gehort zur Kardex-Gruppe und beschaftigt 274 Mitarbeiter, der Umsatz für das Jahr 2014 liegt bei 68,9 Mio. €.

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