Multivac präsentiert neues Training and Application Center in Wolfertschwenden

Innovativ, kundennah und vielseitig nutzbar: So präsentiert sich das neue, rund 35 Mio. € teure Kompetenzzentrum für Slicer und Automatisierungs-Lösungen von Multivac am Hauptsitz in Wolfertschwenden im Allgäu. Das Unternehmen entwickelt dort gemeinsam mit Kunden Linien für die Verarbeitung und Verpackung von Lebensmitteln, schult Techniker und treibt auch Forschung und Entwicklung voran.

Im Supermarkt Käse oder Schinken aus dem Regal nehmen, der nicht nur perfekt geschnitten, sondern auch aufs Gramm genau dosiert und optisch ansprechend und hygienisch verpackt ist: In vielen Fällen entsteht ein solches Produkt auf einer Anlage von Multivac, einem führenden Anbieter von integrierten Verarbeitungs- und Verpackungslösungen. Der Vorteil für Lebensmittelproduzenten: Sie müssen Anlagen nicht mit Maschinen mehrerer Hersteller zusammenstellen, sondern erhalten eine Komplettlösung aus einer Hand – bestehend aus Komponenten, die aufeinander abgestimmt sind und deswegen besonders präzise, schnell und ausfallsicher arbeiten.

„Wir sind mittlerweile ein Systemanbieter, der es Kunden aus der Lebensmittelindustrie ermöglicht, schnellstmöglich moderne Anlagen in Betrieb zu nehmen – ohne mit mehreren Herstellern Verhandlungen und Abstimmungen führen zu müssen“, bestätigt Manfred Achenbach, Senior Vice President des Geschäftsbereichs Slicing. Das Konzept hat Erfolg. Das Unternehmen beschäftigt am Hauptsitz derzeit rund 2.300 Mitarbeiter. Die Multivac Gruppe hat mittlerweile 87 Tochtergesellschaften in aller Welt und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 1,2 Mrd. €.

Kunden besuchen Multivac in der Regel mit einem Produkt im Gepäck, für das eine neue Verpackung gesucht wird. Etwa mit einem neuen veganen Käseersatzprodukt. So geschehen im Fall Boermarke, einem Produzenten von Molkereiprodukten aus dem niederländischen Enschede, der für die Produkteinführung eine maßgeschneiderte Schneide- und Verpackungslinie benötigte. „Für uns war nach einer ersten Marktsondierung schnell klar, dass Multivac der Standard ist. Das Unternehmen hat uns exzellent beraten und eine Gesamtlösung angeboten, um unsere veganen Produkte sicher zu verpacken und die Haltbarkeit zu verlängern“, sagt Reynier Varvik, Direktor von Boermarke.

Und so funktioniert die Linie: Der Slicer S 800 erzeugt aus geteilten Blöcken des Käseersatzprodukts schindelförmige Portionen mit einem Gewicht von 200 g. Eine Kontrollwaage überprüft das Gewicht und stellt sicher, dass die Portionen der Fertigpackungsverordnung genügen. Mit dem automatischen Einleger SB 620 werden die Portionen automatisch in die Verpackungsmaschine des Typs R 245 eingelegt. In Kombination mit einer Etikettierlösung von Multivac entstehen so bis zu 120 Verpackungen pro Minute. „Das passt perfekt zu unseren Plänen, im Laufe dieses Jahres die Produktionskapazität weiter auszubauen und ein veganes Käseersatzprodukt auf den Markt zu bringen, das unseren hohen Ansprüchen gerecht wird.“, so Reynier Varvik.

Neues Kompetenzzentrum TAC im Januar 2021 eröffnet
Um solche individuellen Lösungen mit Kunden in Zukunft noch schneller entwickeln zu können, hat Multivac Anfang des Jahres am Hauptsitz in Wolfertschwenden ein neues Kompetenzzentrum für Slicer und Automatisierungslösungen, das sogenannte Training and Application Center (TAC), in Betrieb genommen. „Wir wollen Interessenten unsere Maschinen und Lösungen live im Einsatz präsentieren – nicht nur auf dem Papier. Genau das ermöglicht unser neues Kompetenzzentrum, in das wir in viel Energie und Geld investiert haben“, so Manfred Achenbach. Rund 35 Mio. € hat das Unternehmen in die Hand genommen, um am Allgäuer Produktionsstandort ein Gebäude zu bauen, dessen Grundfläche mit 17.000 m2 größer ist als die des Petersdoms. Im Inneren: Ein Eingangsbereich mit Industriecharme, unverputzten Betonwänden und modernen Beleuchtungsstreifen an einer abgehangenen Decke, 180 Büroarbeitsplätze, ein Betriebsrestaurant, flexibel nutzbare Konferenz- und Veranstaltungsräume sowie das Herzstück des TAC: Anwendungsräume, in denen mehr als 100 Spezialisten – vom Lebensmittel-Technologen bis hin zum Maschinenbauer – mit Kunden Hand in Hand kundenspezifische Verarbeitungs- und Verpackungslinien entwickeln.

TAC verkürzt Projektzeiten um bis zu 25 %
Im TAC befinden sich nahezu alle Lösungen aus dem Multivac Portfolio, die in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommen. „Wir können dort vollständige Linien von der Zuführung bis zum End-of-Line Bereich präsentieren, die auf die Bedürfnisse der Kunden maßgeschneidert sind. So bekommen Interessenten live ein Gefühl für komplette Prozessketten, die später auch in ihrer Produktion vor Ort arbeiten“, sagt Robert Wild, Senior Director Application Center Slicing. Das Spektrum reicht von der Vorführung einzelner Slicer über die Präsentation von Beladelösungen nach dem Slicen bis hin zum eigentlichen Verpackungsprozess. „Wir führen kundenindividuelle Tests mit ihren Produkten durch und überprüfen Lösungen hinsichtlich Machbarkeit, Leistung, Give-away, Ausbeute und damit auch den Return-of-Invest.“

Am Ende steht dann bspw. eine Verpackungslinie, die Schinken in Scheiben schneidet, in eine Packung portioniert, wiegt und mit Folie versiegelt. Eine Linie, die sich von der Anfrage bis zur Inbetriebnahme in der Regel innerhalb von sechs bis neun Monaten realisieren lässt. „Dank des TAC und der noch engeren Zusammenarbeit mit unseren Kunden wird es möglich, die Projektzeiten um bis zu 25 % zu verkürzen.“

Weißräume und Klimakammern
Ein weiteres Highlight des Kompetenzzentrums: Die Experten simulieren vor Ort die Produktionsbedingungen der Kunden. „Wir haben Klimakammern und Weißräume gebaut, sodass wir die Produktionsverhältnisse unserer Kunden aus der Lebensmittelindustrie exakt nachstellen können“, erklärt Manfred Achenbach. „Unsere Spezialisten bereiten Anlagen gezielt auf das vor, was sie im Produktionsalltag leisten und aushalten müssen – etwa eine bestimmte Temperatur oder Luftfeuchte. Nach einer solchen Simulation müssen wir nicht mehr schätzen, unter Einstellung welcher Parameter die Maschinen optimal arbeiten – wir wissen es.“

Eine Gewissheit, von der besonders Produzenten profitieren, die sich auf Neuland wagen. So experimentieren derzeit laut Achenbach zahlreiche Hersteller mit neuartigen veganen Fleisch- und Käseersatzprodukten, deren Konsistenz neue Anforderungen besonders an die Slicer stellt. So war einer der ersten Besucher des neuen Kompetenzzentrums ein englischer Hersteller von veganem Bacon, ein Produkt, das sich nach der Extrusion in der Weitverarbeitung vollkommen anders verhält als klassischer Schinken. „Für dieses spezielle Produkt haben wir mit einzelnen Maschinen gearbeitet und schließlich gemeinsam mit dem Kunden eine Komplettlinie mit Slicer, Scanner, Kontrollwaage, automatischem Einleger und Tiefziehmaschine konfiguriert“, sagt Manfred Achenbach.

Raum für eigene Forschung und Entwicklung
Multivac nutzt das TAC aber nicht nur für Kundenkooperationen, sondern auch als Testumgebung für die eigene Forschung und Entwicklung. Zur Zeit steht u. a. das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit beim Verpacken weit oben auf der Agenda. Die Experten arbeiten daher an nachhaltigen Verpackungslösungen, etwa an Packungen, die weniger Kunststoff als herkömmliche Packungen benötigen. „Bei einigen Produkten lässt sich inzwischen das Verpackungsmaterial um bis zu 90% reduzieren, weil die Folien ganz dünn, aber trotzdem noch stabil sind, und die Stabilisierung des Produkts etwa durch Pappe erfolgt“, bekräftigt Robert Wild. Neben diesen Forschungsarbeiten finden im neuen Kompetenzzentrum nicht zuletzt Schulungen statt – für Kunden und die rund 1.000 Techniker des Unternehmens, die weltweit im Einsatz sind. „Die Investition in das neue Gebäude hat sich dank dieser Mehrfachnutzung daher schon jetzt für Multivac bezahlt gemacht“, so Robert Wild.

Meist gelesen

Photo
05.11.2024 • PraxisberichteChemie

SIL-konforme Sicherheitseinrichtungen für maximalen Schutz in der Prozessindustrie

In der chemischen Industrie spielt die funktionale Sicherheit eine zentrale Rolle, um Risiken für Mensch und Umwelt effektiv zu reduzieren. Dieser Artikel beleuchtet die Prinzipien und Anforderungen von Safety Instrumented Systems (SIS) gemäß den Normen IEC 61508 und IEC 61511. Erfahren Sie, wie SIL-basierte Sicherheitslösungen konzipiert, gewartet und gegen Cyberangriffe geschützt werden, um einen langfristigen, sicheren Betrieb zu gewährleisten.

Photo
13.11.2024 • PraxisberichteLebensmittel

KI als Gamechanger

Die Chance besteht, mit KI die Produktivität zu steigern, Lebensmittel nachhaltig und sicher zu liefern und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu verbessern.

Photo
04.11.2024 • PraxisberichteReinraum

Gewicht unter Kontrolle - Herstellung von Inkretinmimetika

Abnehmen auf Knopfdruck: Was zunächst zu simpel klingt, um wahr zu sein, ist für Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ 2 und Adipositas dank reger pharmazeutischer Entwicklungstätigkeit Realität. Per Autoinjektor oder Pen verabreichte Inkretinmimetika ermöglichen signifikante Gewichtsreduktionen und bieten eine wichtige Stellschraube zur Bekämpfung von Adipositas sowie der Prävention von Diabetes Typ 2.

Photo
11.09.2024 • PraxisberichtePharma

Spritzen mit RFID-Chip

Wie kann die Sicherheit von Arzneimitteln noch gesteigert werden? Tracing, tracking, and packaging in der biopharmazeutischen Produktion ist ein Lösungsweg. Mit Hilfe von RFID-Sendern wird die individuelle Nachverfolgbarkeit einer jeden Spritze während des gesamten Produktionsprozesses gewährleistet.