Weizenpreise befinden sich im Höhenflug

©Shawn Hempel  – stock.adobe.com
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Seit Ende 2020 befinden sich die Getreidepreise im regelrechten Höhenflug. „Für diese Jahreszeit völlig untypisch legten die Weizenkurse auf einem ohnehin schon beachtlichem Niveau, im Januar um abermals 20 € pro Tonne zu und dies, obwohl der Januar eigentlich dafür bekannt ist, dass sich der Weizenmarkt typischerweise noch im Winterschlaf befindet“, betonte der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Rudolf Sagberger. An der europäischen Warenterminbörse Euronext bewegen sich die Notierungen seit Wochen zwischen 225 und 235 € pro Tonne und damit auf Jahreshöchststand. So stieg die Notierung an der Euronext für Weizen allein seit September 2020 um rund 50 € pro Tonne an.

„Der physische Getreidemarkt, der Preis zu dem also die Müller ihren Weizen kaufen, orientiert sich am Preis, der an den Warenterminbörsen ‚gemacht’ wird“, beurteilte Sagberger die aktuelle Lage. „Ein Ende dieser Preisrallye ist bisher noch ungewiss“, so Sagberger weiter. Der Getreidepreis hat unmittelbaren Einfluss auf den Mehlpreis, da dieser bis zu 70% der Kalkulationsgrundlage ausmacht.

Die Weizenkurse brauchten keinen großen physischen Handel mit körperlicher Nachfrage und schwachem Angebot - hier reichte, wie so häufig bei großen Marktimpulsen, der Wertpapierhandel an den internationalen Terminmärkten in Paris und in Übersee völlig aus, um die Kurse in die Höhe steigen zu lassen.

Wagt man einen Blick auf die internationalen Währungsmärkte, so muss man feststellen, dass im Getreidemarkt weiterhin Musik stecken kann. Ein coronabedingter Währungsrücksetzer könnte den Kursen weiterhin Potential verleihen und dies, obwohl die weltweiten Produktions- und Verbrauchsdaten eigentlich einen Bestandsaufbau für Weizen nach der letzten Ernte widerspiegeln. Eigentlich hätten die Fundamentaldaten für das Getreidewirtschaftsjahr ein relativ ruhiges Fahrwasser am Getreidemarkt erwarten lassen, was nicht zuletzt durch die Pandemie unmöglich wurde.

Bereits im letzten Jahr brachte Corona die Nachfrageströme ordentlich durcheinander. Der Absatz im Gastrobereich kam nahezu vollständig zum Erliegen und gut gehende Filialen der Bäckerkundschaft fanden leere Innenstädte vor. Demgegenüber verzeichneten die Mühlenläden und das Geschäft mit Kleinpackungen sowie abgepackten Produkten einen wahren Auftrieb. Viele Medienberichte zeigten, dass Mehl in Supermärkten ausverkauft war. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Produkte lediglich einen einstelligen Prozentsatz der Gesamtvermahlung der Mühlen ausmachen. „Unterm Strich wird sich aber zeigen, ob in der Pandemie der Mehlverbrauch tatsächlich gestiegen ist. Skeptiker könnten hier Recht behalten“, betonte Müllermeister Sagberger.

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