Handwerkliche Braukunst in der belgischen Biertradition für die Brasserie Lupulus

In einem kleinen südbelgischen Dorf inmitten der Ardennen setzt ein Vater mit seinen beiden Söhnen die dortige Brau-Tradition fort.

In einem kleinen südbelgischen Dorf inmitten der Ardennen setzt ein Vater mit seinen beiden Söhnen die dortige Brau-Tradition fort. Die Brasserie Lupulus ist zwar nicht die erste Brauerei von Pierre Gobron, aber definitiv die am Besten ausgestattete: Bei der Investition entschied er sich für Krones als Turnkey-Lieferant für Sudhaus und Abfüllung und ließ die Kapazitäten so großzügig auslegen, dass die Brauerei auch in Zukunft unter der Leitung seiner beiden Söhne Julien und Tim genügend Luft haben wird, um weiter zu wachsen.

Der 60-jährige Pierre Gobron ist kein Unbekannter in der Branche: 1982 hatte er die kleine Brauerei Achouffe in der gleichnamigen Ortschaft gegründet und mehr als zwanzig Jahre lang selbst betrieben. Als sie ihm dann mit einem Ausstoß von 22.000 hl alleine zu groß wurde, veräußerte er sie 2004 an die belgische Brauerei Duvel, die daraus dann eine weit über die Grenzen Belgiens hinaus bekannte Biermarke machte. Die ersten drei Jahre nach dem Verkauf arbeitete Gobron mit seinem ältesten Sohn Julien noch in seiner ursprünglichen Brauerei mit. Parallel betrieb er außerdem ein Restaurant mit einer kleinen Mikrobrauerei im 15 km entfernten Bovigny. Dies nutzte er als Keimzelle, um 2007 als eigenständiger Brauer von neuem zu beginnen – diesmal zusammen mit seinen Söhnen Julien (32) und Tim (30). Zuerst nannten sie ihre eigene kleine Brauerei „Les 3 Fourquets“ (zu Deutsch etwa „die drei Maischerührer“). Inzwischen vertreiben sie ihre hochwertigen Biere unter dem Namen „Lupulus“.
Die Leidenschaft fürs Bierbrauen steckt allen dreien im Blut: „Wir fühlen uns weniger als moderne Craft Brewer, vielmehr als handwerkliche Brauer mit Bezug zur belgischen Biertradition“, sagt Julien Gobron. „In erster Linie sind wir eine Familienbrauerei, die es liebt, Bier herzustellen.“

Die fünf kleinen Wölfe
Der Name „Lupulus“ fußt gleich auf zwei Bedeutungen: Zum einen ist „Humulus Lupulus“ die lateinische botanische Bezeichnung für echten Hopfen. „Lupulus“ alleine bedeutet wörtlich übersetzt aber auch „kleiner Wolf“. Die waldreiche Gegend der belgischen Ardennen war jahrhundertelang das Zuhause zahlreicher Wolfsrudel. Diese kamen der Überlieferung nach aus Slowenien, dort wiederum blühte zu jener Zeit auch der Hopfenanbau. Diese Zusammenhänge brachten Pierre Gobron auf die Idee, zuerst sein Bier und schließlich auch seine gesamte Brauerei „Lupulus“ zu nennen. Seitdem brauen die drei den Wolf. Heute gibt es ihn in fünf Varianten:
  • Lupulus Blond, ein helles, trockenes belgisches Triple, macht zwei Drittel des Ausstoßes aus. Es wird gebraut mit slowenischem Styrian Golding Aromahopfen, Hallertauer Magnum Bitterhopfen und ursprünglicher Klosterbrauerei-Hefe aus eigener Reinzucht.
  • Lupulus Hopera hat sich zur zweitwichtigsten Sorte entwickelt. Das belgische Pale Ale ist stark hopfenbetont. Dieses Aroma erfährt es unter anderem durch Sorten wie Simcoe, Mosaic und Ella sowie durch zusätzliches Hopfenstopfen im Lagerkeller. Hopera wird in 0,33-Liter-Flaschen mit Kronenkorkenverschluss abgefüllt und ausschließlich in Bars und Cafés angeboten.
  • Lupulus Hibernatus ist ein saisonales dunkles Bier. Mit Röstmalz und einer Zimtnote eingebraut, wird das Winterbier nur von September bis Januar angeboten.
  • Lupulus Organicus ist ein zertifiziertes Bio-Bier vom Typ belgisches Triple mit Bio-Malz und dem belgischen Hopfen Organic Golding.
  • Lupulus Dark ist, wie der Name schon verrät, ein dunkles Bier, gebraut mit Orangenschalen und braunem Kandiszucker.
  • Zwei- bis dreimal pro Jahr bringt Les 3 Fourquets außerdem Spezialbiere als Limited Edition heraus.
Zweite Vergärung in der Flasche
Alle Biere werden zum zweiten Mal in der Flasche vergoren. „Das wirkt sich positiv auf das Hefearoma, den Geschmack und die Produktqualität aus“, ist Julien Gobron überzeugt. „Die Biere sind besser vor Oxida­tion geschützt und bis zu drei Jahre mikrobiologisch haltbar. Darauf sind wir stolz, denn wir wissen, dass dies trotz modernster Technik schwierig zu erreichen ist.“ Alle Biere sind mit obergärigen Hefen vergoren, unfil­triert und nicht pasteurisiert.

Zeit für eine Entscheidung
Es scheint so, als ob Pierre Gobron angesichts der Qualität seiner Biere einfach nicht klein bleiben kann. Denn bereits 2014 war die Lupulus-Bierserie schon wieder bei über 10.000 hl Jahresabsatz angelangt. Der Export, speziell nach Italien, florierte. Doch die Räumlichkeiten platzten aus allen Nähten, das vorhandene Equipment erforderte hohen manuellen Aufwand: So musste im Zehn-Hektoliter-Sudhaus 30 mal pro Woche ein Sud angesetzt werden, zum Abfüllen stand lediglich ein Monoblock italienischer Bauart zur Verfügung und Einpacken, Auspacken sowie Palettieren waren Handarbeit. Es war also Zeit für eine Zukunftsentscheidung.
Diese fiel durch das Dreigestirn Vater und Söhne – und zwar für einen Neubau direkt neben dem Restaurant und der bestehenden Mikrobrauerei. Bis Mitte 2016 entstand ein neues Gebäude mit 1.200 m2 Grundfläche. Den Keller mit gleicher Größe nutzt die Brauerei als Lager für Hilfs- und Betriebsstoffe sowie als Reifekammer, in der die abgefüllten Biere bei 20 °C zum zweiten Mal vergoren werden. „Mein Vater hatte nie zuvor in so hochwertige Technik investiert. Wir waren aber der Meinung, dass wir jetzt langfristig denken und uns mit den modernen Maschinen auch eine gewisse Ruhe verschaffen sollten. Dadurch erhoffen wir uns mehr Zeit für das Entwickeln neuer Biere und Geschmacksrichtungen sowie für Marketing und Vertrieb“, sagt Julien Gobron. „Mit der neuen Technik sind wir jetzt auch deutlich flexibler.“
Die drei Gobrons arbeiten zwar im Team, aber jeder der drei hat seinen eigenen Aufgabenbereich: Tim kümmert sich um Logistik und Vertrieb, Julien um Marketing sowie Produktion und Vater Pierre hauptsächlich um die Produktion. Ein junges Team aus 15 Mitarbeitern unterstützt die Familie. „Wir haben alle unseren Weg gefunden, können aber immer noch viel von unserem Vater lernen“, glaubt ­Julien Gobron.

Turnkey-Lösung
Lupulus erteilte Krones den Auftrag für eine Turnkey-Lösung – mit Ausnahme des Gär- und Lagerkellers, denn hierfür waren die Tanks bereits in der Brauerei vorhanden. Im Juni 2016 konnte die Familie Gobron den ersten Sud im neuen Steinecker Sudhaus einbrauen. Im Jahr 2016 produzierten sie 16.000 hl, ausgelegt ist die neue Brauerei auf eine Kapazität von 80.000 hl. „Wir wollen aber nicht zu schnell wachsen, sondern Qualität schaffen und uns Schritt für Schritt entwickeln“, betont Julien Gobron.
Besonders stark ist Lupulus im Export. 60 % des Ausstoßes gehen heute ins Ausland, hauptsächlich nach Italien, Frankreich und in die Schweiz, kleinere Mengen aber auch nach China und Japan. Jetzt sollen vor allem der Heimatmarkt Belgien intensiver bearbeitet und Cafés sowie Restaurants mit Kegs und Supermärkte mit Flaschenbier beliefert werden. Zwar ist untergäriges Pilsner Bier nach wie vor die meistgetrunkene Biersorte in Belgien – doch das ändere sich jetzt, ist Julien Gobron überzeugt: „Mit dem Aufkommen der Craft-Beer-Welle interessieren sich die belgischen Konsumenten mehr für neue Geschmacksrichtungen. Die eine oder andere der Brauereien, die jetzt überall entstehen, mag für meinen Geschmack etwas zu extrem sein. Aber insgesamt tut das der Branche und dem Ruf des belgischen Biers gut und lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken.“

Vollautomatisiertes Sudhaus
Das Vier-Geräte-Sudhaus ist ausgelegt für 40 hl pro Sud und acht Sude pro Tag. Es steht auf einer Empore direkt neben der Abfüllanlage und besteht aus:
  • Einmaischvorrichtung,
  • Maischgefäß Shakesbeer, 
  • Läuterbottich Pegasus C,
  • Würzepfanne mit Stromboli Innenkocher,
  • Whirlpool,
  • Drei Hopfengabe-Gefäßen,
  • Würzebelüftung,
  • Trubgefäß.
Brauwasser entnimmt die Brauerei aus einem eigenen, 40 m tiefen Brunnen auf dem Gelände, je ein Kalt- und ein Heißwassertank halten das Wasser vor. Pilsener Malz lagert in zwei Malzsilos zu je 24 t. Spezialmalze wie Röst-, Weizen- oder Biomalz werden in Säcken aufbewahrt. Außerdem ist eine Vorlegestation für Kristallzucker eingerichtet. Eine CIP-Anlage sorgt für die automatische Reinigung.

„Das Beste, was es am Markt gibt“
„Ich mag das Design und die Oberflächenbehandlung der Sudgefäße“, sagt Julien Gobron. „Die Technologie des Läuterbottichs erlaubt es uns, schnell, einfach und automatisch abzuläutern. Mit der Würzepfanne lässt sich der Sud langsam und schonend aufheizen. Durch die gute Wärmeübertragung können wir mit geringem Dampfdruck kochen. Dies ist besonders bei den hellen Bieren wichtig, weil es eine zu hohe Farbaufnahme verhindert. Die Steinecker Würzepfanne ist für mich die Beste, die es am Markt gibt. Der Whirlpool bringt hervorragende Ergebnisse, die Biere sind klarer, die Trubentfernung ist einfacher“, urteilt er.

Der Füller ist optimal für unsere Belange“
Die komplette Abfüllanlage lieferte Kosme. Diese verarbeitet hauptsächlich 0,75-Liter-Champagnerflaschen mit Naturkorkverschluss bei einer Leistung von 3.000 Flaschen pro Stunde sowie 0,33-Liter- und 0,375-Liter-Flaschen mit Kronenkorken bei 6.000 Flaschen pro Stunde.
Außerdem ist die Linie eingerichtet für das Abfüllen von 1,5-Liter-Magnum-Flaschen mit Naturkork.
Die Anlage besteht u. a. aus:
  • Neuglas-Abschieber,
  • Füller Kosme Barifill R-VC mit Rinser und Kronenkorken-Verschließer,
  • Kontrollgerät Krones Checkmat für die Kontrolle von Füllhöhe und Verschlussanwesenheit,
  • Trockner,
  • Etikettiermaschine Kosme Flexa Combicol mit jeweils zwei Aggregaten für Selbstklebe- und Kaltleimetiketten,
  • Kosme Kartonaufrichter, 
  • Kosme Einpacker für Kartons und Kästen,
  • Kosme Kartonverschließer, 
  • Palettierer.
„Der Füller Kosme Barifill ist mit seinen VKP-Ventilen und der Doppelevakuierung mit CO2 optimal für unsere Belange. Speziell das Lupulus Hopera karbonisieren wir mit dem neuen Füller zusätzlich, um das Hopfenaroma noch besser zur Geltung zu bringen“, sagt ­Julien Gobron. „Außerdem haben wir endlich den Trockenteil automatisiert. Das war mir wichtig – denn wir haben lange genug manuell gearbeitet.“ Schmier- und Klebstoffe von KIC Krones sorgen dabei für den reibungslosen Ablauf des gesamten Abfüllvorgangs.
 

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