Supply Chain Analytics in der Lebensmittelindustrie – Bausteine für die Software-Auswahl

40 °C und volle Regale sind für die Kunden selbstverständlich, für den Supply Chain Manager ist das ein Kraftakt. Der Bedarf steigt sprungartig und die Supply Chain muss liefern – häufig leicht verderbliche Produkte oder solche, die eine Kühlung erfordern. Nicht nur in diesem speziellen Fall ist vom Supply Chain Management Höchstleistung gefordert. Neue Produktvarianten und sich änderndes Konsumentenverhalten tun ihr Übriges. Um zusätzlich interne Interessen aus Produktion, Einkauf, Logistik, Vertrieb und externe Faktoren wie Lieferbedingungen unter einen Hut zu bringen, erfordert es ein ausgereiftes Datenmanagement – ein Problem für viele Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Spezialisierte Softwareanbieter schaffen Abhilfe.
 
SCM-Software ist für Unternehmen der Lebensmittelindustrie in vielerlei Hinsicht lukrativ. Für SCM-Verantwortliche ist es wichtig zu verstehen, welche Softwareanbieter in Frage kommen. Bei der Anbieterauswahl kann zwischen SCM-Suiten und Best-of-Breed-Lösungen unterschieden werden. Bei SCM-Suiten handelt es sich um Komplettlösungen, die nahezu alle Prozesse entlang der Lieferkette abdecken. Anbieter wie Kinaxis, JDA, QAD Dynasys, E2open, OM Partners und Demand Solutions gehören zu dieser Kategorie. 
 
Best-of-Breed-Lösungen sind spezialisiert auf bestimmte Herausforderungen. Sie sind günstiger als die Komplettpakete und können den Suiten qualitativ in einzelnen Bereichen überlegen sein. Relex z. B. ist ein führender Softwareanbieter für Lebensmitteleinzelhändler. Mit den Tools können u. a. Wetterdaten und Kannibalisierungseffekte in Nachfrageprognosen berücksichtigt werden. Darüber hinaus ist die Berechnung der Preiselastizität möglich, wodurch sich Auswirkungen von Preisveränderungen auf die Nachfrage quantifizieren lassen. Der Anbieter Optimity ist ebenfalls auf die Lebensmittelindustrie spezialisiert und bietet eine Reihe von Planungsmodulen an, u. a. auch für die Transport- und Produktionsplanung. Der Schwerpunkt des australischen Unternehmens liegt jedoch darin, einen optimalen Ausgleich zwischen Nachfrage und Lieferung mittels mathematischer Optimierungsverfahren zu finden. 
 
Die Softwarelösung von Toolsgroup kombiniert Bedarfs-, Bestands- und Auffüllungsplanung. Unternehmen mit unregelmäßiger Nachfrage, Werbeaktionen, Produktneueinführungen und heterogenen Produktkategorien können Planungsprozesse durch die Software effizienter gestalten. Auch Slimstock unterstützt Unternehmen bei der Bestandsplanung. Mit der Software können verschiedene Servicelevel simuliert und auf Wirtschaftlichkeit geprüft werden. Dadurch kann eine Reduzierung der Bestandskosten gegen erhöhte Verfügbarkeit abgewogen werden. Wonderware ist ein spezialisierter Anbieter von Softwarelösungen für die Produktionssteuerung. Das Tool analysiert und visualisiert Daten aus der Produktion je nach Kundenanforderung. Unternehmen können so bspw. Energieverbräuche reduzieren. Rockwell Automation hilft dabei, Ineffizienzen in der Produktion zu identifizieren und diese aufzuheben. Zudem fördert die Software eine optimale Auslastung der Anlagen, um Produktionsziele zu erreichen.

Die Softwareplattform Metapack unterstützt bei der Auftragsabwicklung. Sie bietet Zugang zur weltweit größten Carrier-Datenbank und generiert eine höhere Kundenbindung durch Anzeige eines verlässlichen Lieferdatums. Zusätzlich informiert das Retourenportal des Anbieters Unternehmen über eingehende Retouren und Retourengründe. Das Tool von MP Objects organisiert die Supply Chain hinsichtlich effizienter Auftragsabwicklung u. a. durch Konsolidierung von Bestellungen. Neben weiteren Modulen bietet Neogrid ein spezielles Tool für Handelsunternehmen zur Bestimmung von Ursachen für Regallücken mithilfe von Algorithmen an. One Network legt den Fokus auf Supply Chain Visibility. Der Anbieter stellt seinen Kunden eine Plattform, auf der Informationen über Unternehmensgrenzen hinweg ausgetauscht werden. Auf dieser Basis können Entscheidungen wie der Kauf neuer Produkte beim Lieferanten automatisiert werden. 
 
Fazit
Die vorgestellten Anbieter verstehen sich als beispielhafte Auswahl und nicht als vollständiger Marktüberblick. Als nützliche Informationsquellen für die Recherche geeigneter SCM-Software dienen die Marktforschungsergebnisse von Gartner oder die „SCM IT Subway Map Europe“ auf ­http://www.itsubwaymap.com/. Zusätzlich bietet die Website ­https://www.softguide.de/ ein Verzeichnis hochspezialisierter Softwarelösungen für die Lebensmittelindustrie.
 

Das Unternehmen
„Zur Bewertung einer geeigneten SCM-Software sollten Unternehmen Mitarbeiter aus verschiedenen Fachabteilungen einbeziehen, eine breite Marktrecherche durchführen und sich im besten Fall die Softwarelösung mit Echtdaten vorführen lassen.”, so Dr. Bernhard Höveler, geschäftsführender Gesellschafter bei Höveler Holzmann Consulting in Düsseldorf. Eine Roadmap bewertet Bernhard Höveler als eine wesentliche Richtschnur: „Die Entwicklung einer Roadmap hilft Unternehmen dabei, die Digitalisierung ihrer Supply Chain Management-Organisation gezielt voranzutreiben und Analytics-Anwendungen aufeinander aufzubauen.”
 
Höveler Holzmann Consulting ist eine auf das Einkaufsmanagement und Supply Management spezialisierte Unternehmensberatung und unterstützt Unternehmen beim Identifizieren und Realisieren von Einsparpotenzialen im Einkauf sowie beim Implementieren eines professionellen Einkaufs- bzw. Supply Chain Managements. 

 

 

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